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Krovos an die Macht: Wie stehen die Chancen auf einen Militärputsch?

Das Sith-Imperium ist in vielerlei Weise eine Militärdiktatur, doch warum könnte sich das Militär gegen den aktuellen Throninhaber auflehnen?

Im Herzen ist das Sith-Imperium ein hoch militarisierter Staat, der im Endeffekt weniger von Theokraten, sondern von einer theokratisch angehauchten Krieger-Elite regiert wird. Das Militär dominiert direkt oder indirekt alle Lebensbereiche, von der Schulbildung bis zur Gesundheitsversorgung dürften alle Saatsbediensteten entweder aktive Militärangehörige sein oder zumindest eine militärische Grundausbildung erhalten haben. Selbst die Gesellschaftsordnung in Starship Troopers dürfte gegenüber der imperialen noch mehr Freiheiten zu bieten haben, was sich ja auch darin niederschlägt, dass eine Sith-Ausbildung für Machtsensitive verpflichtend ist. Wer seine machtsensitiven Kinder vor einem frühzeitigen Tod auf Korriban bewahren will macht sich selbst zum Staatsfeind, wie Raina Temples Vater, den auch sein Status als Agent des Imperialen Geheimdienstes nicht vor einem Todesurteil bewahren konnte.

 

Die imperiale Vollmobilisierung mag Tradition haben, da das Sith-Imperium ja aus Flüchtlingen des Großen Hyperraumkriegs hervorgegangen ist. Das imperiale Ur-Trauma ist eine drohende Auslöschung aller imperialen Bürger durch die Republik, weshalb jeder Imperiale in der Lage sein sollte an einem eventuellen Überlebenskampf der imperialen Bevölkerung aktiv teilzunehmen. Jene die sich einst der republikanischen Gegenoffensive im Großen Hyperraumkrieg stellten wurden tatsächlich (oder zumindest vermeintlich) vollständig ausgelöscht, wobei Vitiates Massaker an einer Versammlung führender Sith-Lords, seine Geschichtsfälschung und die Selbstauslöschung mancher Sith-Lords durch Bürgerkriege mit ihren Rivalen sicher noch einiges zu diesem Bild eines republikanischen Völkermords beigetragen haben. Vitiate kultivierte in der imperialen Bevölkerung über 1300 Jahre den Gedanken, dass die Republik und der Jedi-Orden darauf aus wären alle Sith und jeden Imperialen zu ermorden, sodass ein Frieden mit diesen "Monstern" nicht möglich wäre. Um sich zu schützen müsste das Imperium daher militärisch stark sein und entweder man ist mächtig genug die Republik selbst auszulöschen oder man kann sie derart in die Knie zwingen, dass sie die militärische Unbesiegbarkeit des Sith-Imperiums anerkennen muss.

 

Mit der ersten Invasion Corellias, der Schlacht um Ilum und den folgenden Monaten voller bitterer Rückzugsgefechte musste das Sith-Imperium wohl erkennen, dass das Überlegenheitsgefühl, welches man nach dem Beinahe-Sieg im Großen Galaktischen Krieg aufbauen konnte, sich nicht mehr ganz mit der Realität vereinen lässt. Die Illusion stark genug zu sein, um die Republik zu bezwingen schwand und löste die Ur-Angst des Sith-Imperiums vor einer fatalen republikanischen Invasion aus. Die Revaniter-Krise mit einer Invasion Korribans, ein republikanischer Angriff auf Dromund Kaas, der die gezielte Tötung des vermeintlichen Imperators beinhaltete, Malgus Meuterei und schlussendlich Sareshs Angriff auf Ziost sollten das Sith-Imperium dazu gebracht haben jeden Gedanken an einen Friedensschluss spontan aufzugeben. Umso bemerkenswerter war es, dass Darth Marr mit Satele Shan gemeinsame Sache machen konnte, um die Revaniter auf Yavin 4 zu besiegen und schließlich eine Task Force für die Jagd auf Vitiate zu mobilisieren. Weder Marr, noch Malgus erwiesen sich schlussendlich als Vertreter des imperialen Mainstreams, doch während Malgus wohl durch seine Eröffnung einer zweiten Front gegen das Imperium Ressentiments gegen Aliens in den imperialen Streitkräften schürte, nutzte Marr seine Rolle als Verteidiger des Imperiums, um eigentlich unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Um den Zusammenhalt von Marrs fragilem Status Quo zu ermöglichen war es jedoch notwendig, dass das Imperium weiterhin einer externen Bedrohung ausgesetzt war, da ansonsten innenpolitische Zerwürfnisse mit erzkonservativen Moffs und dunklen Lords wohl oder übel dazu geführt hätten, Marrs Reformprogramm zum Erliegen zu bringen. Man könnte Ziost also auch als Geschenk betrachten, das Marr gerade da in den Schoß gefallen ist, als die imperiale Elite daran dachte, warum man trotz Isotop-5 weiterhin noch Aliens in den Streitkräften ertragen soll. Die personellen Verluste auf Ziost untermauerten, dass das Imperium weiterhin auf frische Rekruten angewiesen war und Vitiates Verrat sorgte auch dafür, dass die Republik sich vorerst mit weiteren Übergriffen auf imperiales Territorium zurückhielt.

 

Marrs Tod auf Zakuul riss jene Gräben auf, die er nur durch seinen persönlichen Einsatz überwinden konnte, doch ohne ihn driftete das Imperium umgehend in einen Bürgerkrieg ab, der zu einem Geschenk für die weiterhin kriegslüsterne Saresh und Arcanns Ewige Flotte wurde. Am Ende waren vor allem jene tot die Kaiserin Acina sehr wahrscheinlich als ihre politischen Gegner betrachtete und es gelang Acina wohl den Bürgerkrieg samt seiner politischen Vorgeschichte als Grund für die imperiale Niederlage zu stilisieren. Und nun wurde erneut eine äußere Bedrohung genutzt, um die imperialen Streitkräfte unter Kontrolle zu bekommen. Acinas heimliche Aufrüstung, sowie ihr offener Angriff auf Zakuuls Streitkräfte in der Schlacht von Voss waren notwendig, um ihr die Loyalität des Militärs zu sichern. Vom Moment ihrer Thronbesteigung an gab es für Saresh nur noch einen Weg vorwärts, die Offensive. So blieb Acina auch keine andere Wahl als eine Invasion Iokaths zu wagen, da es innerhalb der imperialen Militärführung wohl ebenso wie innerhalb der Republik einen starken Drang dazu gab alles zu tun, um der Gegenseite den Besitz neuer Superwaffen vorzuenthalten. Dem imperialen Oberkommando war es wohl egal, ob Acina damit ein diplomatisches Abkommen mit der Allianz gefährdete oder nicht, da die Hardliner in der unklaren Loyalität der Allianz ohnehin eine mögliche Bedrohung sahen. Außerdem wollte man sich nicht neuerlich einer externen Bedrohung wie dem Ewigen Imperium unterwerfen.

 

Stirbt Acina auf Iokath kann man wohl damit rechnen, dass sie damit zu einer Märtyrerin aufgestiegen ist. Hätte Acina sich nicht persönlich an die Spitze der Invasionsstreitmacht gesetzt wäre das persönliche Risiko wohl genauso groß für sie gewesen, da sie dann als schwache Herrscherin dagestanden wäre. Natürlich hätte sie ein militärisches Scheitern, dann einem ihrer Generäle anlasten können, doch ein Erfolg auf Iokath hätte wohl auch das politische Kapital geschaffen um den jeweiligen "Eroberer Iokaths" auf den imperialen Thron zu hieven. Hätte Acina also Darth Krovos nach Iokath gesandt wäre sie entweder damit konfrontiert gewesen eines ihrer besten und populärsten Regierungsmitglieder für ihr Scheitern hinzurichten (was Krovos-Anhänger vergrault hätte) oder sie hätte womöglich damit rechnen müssen, dass die erfolgreichen imperialen Truppen Krovos noch auf Iokath zu ihrer neuen Imperatorin ausgerufen hätten (eine irdische römische Tradition). Wie wir uns erinnern sollten wussten Reps und Imps ja nicht genau, was auf Iokath zu finden war, die Rede war nur von einer Waffe die noch mächtiger wäre als die Ewige Flotte. Man stelle sich also vor, dass ein Sith-Imperator einfach einen Untergebenen los geschickt hätte, um einen Todesstern abzuholen.

 

Acina misstraute Krovos also wohl zumindest soweit, dass sie ihr keinen Todesstern anvertraut hätte. Doch wie steht es sonst um Krovos? Dank eines Story-Häppchens auf dem Vaiken-Raumdock wissen wir mittlerweile, dass Krovos wohl eine echte Progressive ist und sich nicht aus politischem Kalkül für eine Erneuerung des Sith-Imperiums eingesetzt hat. Damit ist Krovos wohl die ideale Bezugsfigur für einstige Malgus- und Marr-Anhänger, während Acinas wahre Motive eher eigennütziger Natur gewesen sein dürften. Die Gefahr eines Aufstands von Krovos-Anhängern auf Iokath wäre womöglich auch darin gelegen, dass Krovos die Akklamation als Imperatorin nicht notwendigerweise selbst angestrebt haben dürfte. Es wäre schon möglich gewesen, dass ihr ihre Popularität dazu verholfen hätte spontan von imperialen Soldaten zur neuen Kaiserin erklärt zu werden. Derartige ungewollte Usurpationen gab es womöglich auch im Römischen Reich, wenn erfolgreiche Befehlshaber womöglich von ihrer Popularität überrollt wurden. Im Gegensatz zu manchem römischen Usurpator, der schlussendlich zum Scheitern verurteilt war, könnte Krovos sehr wahrscheinlich über Acina triumphiert haben. Im Unterschied zur Zivilistin Acina versteht es Krovos zudem eine effektive Anführerin abzugeben, da sie durchaus in der Lage ist eine Flotte zu kommandieren. Während Acina in einem Bürgerkrieg also auf die ihr verbliebenen hochrangigen Offiziere angewiesen gewesen wäre hätte sich Krovos nicht nur mit der Rolle einer Gallionsfigur abgeben müssen. Eine Sith die in der Lage ist ihre Truppen anzuführen und sogar deren Interessen vertritt wäre eine wahrscheinlich übermächtige Gegnerin für Acina gewesen.

 

Krovos aktive Rolle in der Corellia-Kampagne ist schließlich das beste Beispiel dafür, dass sie das Militär im Griff hat und sich auch nicht davor scheut an vorderster Front zu kämpfen. Dass diesmal weder Kaiserin Acina, noch Kaiser Vowrawn an der Spitze der imperialen Flotte standen lässt sich vielleicht damit erklären, dass Vowrawn im Falle von Acinas Tod auf Iokath aus den Fehlern seiner Vorgängerin gelernt haben könnte. Andererseits würde Krovos durch Darth Malgus Anwesenheit auch nicht der gesamte Erfolg angerechnet werden, da der Plan hinter dem Angriff auf sein Konto gehen dürfte. Malgus als verlängerter Arm des Kaisers/der Kaiserin ist eine Garantie dafür, dass die nach Corellia heimkehrende Flotte nicht kurzerhand die Staatsspitze austauschen wird.

 

Doch da Malgus auf Corellia schwer verwundet wurde und schließlich nicht an der Spitze der Streitmacht heimkehren konnte bleibt die Frage offen wie sich Corellia wohl politisch niedergeschlagen hat. Als ranghöchste Imperiale hätte Darth Krovos schlussendlich sowohl eine siegreiche, wie auch eine geschlagene imperiale Armada von Corellia nach Haus geführt. Letzteres müsste innerhalb der Star Wars Lore kein Karrierehindernis darstellen, da sowohl in den Legends, wie auch im neuen Kanon die temporären Befehlshaber der imperialen Flotte über Endor trotz ihres Rückzugsbefehls früher oder später zu den neuen imperialen Staatschefs wurden. Großadmiral Pellaeon wurde sogar zu einer Ikone des Rest-Imperiums in den Legends, während Großadmiralin Rae Sloane (beide erhielten bzw. verliehen sich ihre Großadmiralstitel erst nach Endor) zumindest kurze Zeit dafür sorgen konnte, dass das Galaktische Imperium nach Palpatines Tod nicht absolut im Chaos versank. Gerüchte über einen Verrat der Allianz würden außerdem helfen an Acinas oder Vowrawns Stuhl zu sägen und auch wenn Acina die bessere Erfolgsbilanz vorzuweisen hätte, sie würde genauso wie der Übergangskaiser Vowrawn wohl die Zügel anziehen müssen, um nach einem Scheitern auf Corellia nicht die Kontrolle zu verlieren. Daher haben beide nun wohl auch die Hand des Imperiums reaktiviert, um die Mitglieder des Dunklen Rats nicht zu einer Palastrevolte zu verleiten.

 

Doch was im Falle einer Niederlage funktioniert muss dank der Verzweigung der Story auch im Fall eines Triumphs zum gleichen Ergebnis führen. Doch ohne eine Serie von Niederlagen lässt sich schwer erklären, wieso es eine Verschwörung gegen Kaiserin Acina geben sollte. Natürlich, Krovos hätte auch in diesem Fall die siegreichen (und vielleicht siegestrunkenen) Imperialen heim geführt und mit Malgus späterer Flucht wäre der Kaiserin das Abschreckungspotential eines Malgus als Zorn des Imperiums abhanden gekommen. So wäre Acina trotz allem etwas verwundbarer geworden. Und da sie trotz des Erfolgs des Dunklen Rats diesen künftig aus der Kriegsführung heraushalten will könnte so manchem Ratsmitglied wie eine Degradierung vorkommen. Kurzum, Krovos oder ihrer Unterstützer könnten sich um ihren Anteil am Erfolg betrogen sehen. Dass Acina mit der Allianz nun außerdem auf Fremde bauen will, wäre für eingefleischte Imperiale eine weitere bittere Pille, zumal man gerade einen beachtenswerten IMPERIALEN Sieg feiern konnte.