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Dune Messiah: Die notwendige Fortsetzung

Fortsetzungen sind nicht immer das was man erwartet...

Dune Messiah ist nicht das Buch, das man als Fan des ersten Teils der Saga erwartet haben könnte, doch es ist zumindest in meinen Augen eine notwendige Fortsetzung. Ich würde durchaus hoffen, dass die Neuverfilmung und der möglichen Start eines Dune Cinematic Universe 2020 Dune Messiah nicht ausklammern oder auf einen actionlastigen Politthriller reduzieren wird. Zumindest die Kernbotschaft Frank Herberts sollte in jeder Aufarbeitung des Buchs gewahrt bleiben: Hüte dich vor messianischen Figuren!

 

Dune war die Geschichte des heldenhaften Überlebenkampfes und Triumphs von Paul "Muad'Dib" Atreides und endete damit, dass er nicht bloß das verhasste Haus Harkonnen und alle seine Feinde bezwang, sondern im gleichen Zug den imperialen Thron für sich eroberte. Doch der von ihm vorhergesehene blutige Bürgerkrieg zwischen seinen Anhängern und dem widerspenstigen Rest des Imperiums ließ sich nicht ganz vermeiden und das Resultat, dass Muad'Dib seine Macht auf den religiösen Fanatismus seiner Anhänger stützt hat dafür gesorgt, dass er nun nicht als säkularer Imperator herrschen kann und zugleich nicht in der Lage ist die Grausamkeit seiner fanatischen Priesterschaft einzuschränken. Doch es hätte auch schlimmer kommen können und Muad'Dib ist zumindest darauf bedacht einen Weg zu finden, um die Menschheit vor sich selbst zu retten. Seine übernatürlichen Fähigkeiten und das Streben nach einem für Angehörige seines inneren Zirkels unverständliche Ziele machen es ihm jedoch nicht leicht, die eigene Vergöttlichung zu vermeiden. Muad'Dib wird als Messias gefeiert und fürchtet die Kontrolle über das von ihm geschaffene System zu verlieren. 

 

Dune Messiah ist eine faszinierende Geschichte darüber, wie viel schwieriger es ist als Messias zu regieren, als Krieg zu führen und Muad'Dib wird in dieser Rolle von verschiedenen Seiten angegriffen und herausgefordert. Historiker landen in Gefängnissen, weil es die religiösen Autoritäten als Affront betrachten, dass man die Rechtschaffenheit ihres Messias infrage stellen kann und Muad'Dib fühlt sich selbst von der durch ihn selbst propagierten Religion eingeengt. Gleichzeitig wird der messianische Imperator jedoch auch durch die Niederungen politischer Verschwörungen bedroht, während er sich auch noch mit einer Vision vom Tod seiner geliebten Chani bedroht sieht, sollte diese ein Kind zur Welt zu bringen. Und all das während er mit der Frage ringt wie sich der in der Zukunft liegende Untergang der Menschheit vermeiden lässt. Da ist es doch durchaus verständlich, wenn sich Paul wie so mancher seiner Fremen-Anhänger wünschen würde in die Wüste zurück kehren zu können.

 

Pauls Geschichte in Dune Messiah beantwortet eine interessante Frage, nämlich was mit einer übermächtigen Heldenfigur passiert, wenn sie all ihre Ziele erreicht hat? In Pauls Fall wird der große Triumph zum Albtraum und gefährdet sogar langfristig seine Vision der Zukunft. Gleichzeitig ist das neue goldene Zeitalter bei weitem nicht das, was sich die Revolutionäre von damals vorgestellt haben und der Siegeszug der Fremen entpuppt sich auch als eine religiös motivierte Kulturrevolution. Dune Messiah soll ein gewisses Unwohlsein vermitteln und das Bewusstsein vermitteln, welche negativen Konsequenzen bedingungsloser Gehorsam und revolutionärer Eifer schlussendlich mit sich bringen. Gerade in Zeiten wie den unseren würde ich ja hoffen, dass man sich bewusst wird, dass der Ruf nach einer "starken Hand" oder Führungsfigur am Ende nur noch mehr Probleme schafft und Existenzen gefährdet. Paul Atreides ist zumindest ein heldenhafter Charakter, weshalb man ihm angesichts seines Schicksal durchaus Verständnis und Mitgefühl entgegen bringt, doch auch er ist nicht fehlerlos. Am Ende zieht er als blinder Prophet in die Wüste und wird im nächsten Roman zum schärfsten Kritiker seines politischen Vermächtnisses, was sich meiner Meinung nach durchaus als nobler Zug betrachten lässt. Was uns Herbert zu lehren versucht ist es der Konzentration von Macht zu misstrauen und uns nicht vom Zauber charismatischer Figuren einfangen zu lassen, aber leider stößt diese Botschaft naturgemäß vielerorts auf taube Ohren. Herberts Versuch seine eigene in Dune geschaffene Heldengeschichte zu entromantisieren ist wohl auch der Grund, warum Dune Messiah nicht ganz so sehr mit Begeisterung bedacht wird wie das Original. Immerhin hat man doch mit Paul Atreides Aufstieg mitgefiebert und nun soll er keine strahlende Heldenfigur mehr sein? So stößt man natürlich auf Widerstand.