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Valkorion: God Emperor of Zakuul

Dune mag unter den Werken gewesen sein, die einst einen gewissen George Lucas Inspiration zu manchen Settings und Storydetails seines Star Wars lieferten, doch die unzähligen Sequels und mittlerweile auch Prequels zu Frank Herberts SciFi-Klassiker könnten durchaus eine Inspirationsquelle für die Gestalter des Expanded Universe gewesen sein - oder sie bieten zumindest Erklärungsmöglichkeiten zu manchen Ereignissen innerhalb des erweiterten Star Wars-Universums...

Wie bereits vor Monaten erwähnt, habe ich so meine Probleme mit diesem Jahr und Dune ist eines der Dinge mit denen ich mich von diesen abzulenken versuche. Meine Lektüre des Dune-Zyklus geht für meinen Geschmack jedoch auch wieder etwas zu langsam voran und 2020 wird nun auch nicht besser. Dune gilt als Science Fiction-Klassiker und das zurecht, auch wenn vergangene Filmadaptionen bei Weitem nicht an Film-Klassiker wie Blade Runner (ebenfalls eine Filmadaption eines Science Fiction-Werks) heranreichen. Gerade God Emperor of Zakuul als vierter Roman des Zyklus und Ende des ersten großen Story-Arcs aus Frank Herberts Feder hat vieles zu bieten, das mich als SWTOR-Spieler jedoch sehr stark an Zakuul und vor allem den Unsterblichen Imperator Valkorion erinnert hat.

 

Zunächst einmal sind sich der Gottkaiser von Dune und der Gottkaiser von Zakuul in einer Hinsicht sehr ähnlich: sie werden von ihren Untertanen weitgehend wie leibhaftige Götter verehrt, sie gelten für diese Gläubigen als unsterblich, weil sie schon seit unzähligen Generationen an der Macht sind, ihnen werden übermenschliche und selbst durch andere "Supermenschen" unerreichbare Fähigkeiten zugeschrieben, sie betrachten ihre "Nachkommen" eher als Erfüllungsgehilfen ihrer großen Pläne, anstatt als eigenständige Menschen und sie werden beide von jenem Prozess beeinflusst, der sie zu vermeintlich omnipotenten unsterblichen Wesen gemacht hat, wobei sich unter ihrer Vielschichtigkeit trotz allem sehr menschliche Charakterzüge verbergen.

 

Zumindest äußerlich unterscheiden sich die beiden unsterblichen Imperatoren jedoch, denn Leto II. erinnert in seiner Romandarstellung (bzw. auch in manchen der auf diesen basierenden Cover Arts) eher an eine Gestalt wie Jabba the Hutt, während Valkorion/Vitiate/Tenebrae im Prinzip in der Lage wäre seinen Körper nach Lust und Laune zu wechseln. Leto II. ist jedoch auch um rund 2000 Jahre älter als der womöglich 1400jährige Vitiate, dessen Valkorion-Gestalt vermutlich deutlich jünger ist als sein ursprünglicher Sith-Körper. Und Valkorion/Vitiate hat seinen Erfolg auch nicht unbedingt seinem Vater zu verdanken, denn er ist im Gegensatz zu Leto II. nicht als Kronprinz eines zum Messias erklärten Revolutionärs und Kaisers aufgewachsen. Mir ist klar, dass Frank Herberts Dune-Zyklus heutzutage vielleicht etwas obskur und verstaubt wirken mag, wobei auch noch erschwerend hinzukommt, dass sich Herbert seinerzeit vage arabischer Begriffe und Mythologie bedient hat, um seine Geschichten vom namensgebenden Wüstenplaneten Dune exotisch wirken zu lassen. Trotzdem finde ich, dass der Dune-Zyklus durchaus einige zeitlose Körnchen Weisheit zu bieten hat, selbst wenn man ihn heute eher als Fantasy oder bestenfalls noch als Space Opera, statt als Science Fiction nach modernen Standards einordnen würde. 

 

Unabhängig davon wie Valkorion und Leto II. an die Macht gekommen sind, zu jenem Zeitpunkt der Geschichte an denen wir ihnen in KotFE bzw. God Emperor of Dune begegnen befinden sie sich immer noch am Höhepunkt ihrer Macht und sie haben über Generationen ein Imperium geschaffen, in welchem sie nun kultisch verehrt werden. Valkorion und Leto II. haben Generationen ihrer Untertanen überlebt und sind mehr als einfache Monarchen, sie sind Gottheiten, die der normalen menschlichen Fehlerhaftigkeit und Lasterhaftigkeit entrückt zu sein scheinen. Das beste Beispiel für die Valkoriongläubigkeit der Zakuulaner ist ja bereits Koth Vortena, der als loyaler Soldat dem Regime des Gottkaisers gedient hat. Selbst Senya Tirall ist von ihrem einstigen Liebhaber immer noch sehr angetan, wobei sie von allen Zakuulanern jene ist, die Valkorion am wenigstens als Gott betrachtet, immerhin hat sie ihn ja auch als nicht ganz so heiligen Menschen erlebt. Worin sich beide einig sind ist jedoch dass Arcann ein unwürdiger Nachfolger Valkorions ist, wobei es der Erbe des Gottkaisers als ziemlich eindeutig Sterblicher jedoch alles andere als einfach hat. In der Welt von Dune sind es die fanatischen Gardistinnen der fish speaker und auch der majordomo Moneo Atreides, welche Leto II. für eine unfehlbare und verehrenswerte Kreatur halten. In beiden Fällen gibt es jedoch eine starke Opposition von Seiten der jüngsten Familienangehörigen, in Valkorions Fall ist es sein Sohn Arcann, in Letos Fall ist es seine "Ur-ur-ur-hoch x-Nichte" Siona Atreides. Die jungen Rebellen, die den Tod des unsterblichen Gottkaisers herbeizuführen versuchen, sind jedoch entgegen ihrer eigenen Hoffnungen selbst nur Werkzeuge der Zukunftsvisionen ihrer Hassobjekte. Ich finde diesen Vergleich zwischen Siona und Arcann durchaus interessant, da beide mehr oder weniger geboren wurden, um ihrem jeweiligen Gottkaiser einen Dolch in den Rücken zu rammen und genau das war so gewollt. Valkorion wusste von Arcanns mörderischen Absichten und nutzte diese für sich, so wie Sionas Attentatspläne ein Teil von Letos goldenen Pfad waren. Und doch unterscheiden sich beide hier in einem wichtigen, aber für den Vergleich eher unbedeutsamen Punkt, Sionas Handeln war für Leto II. unvorhersehbar, weil sie als Produkt eines Generationen überspannenden Zuchtprogramms (vergleich bar mit jenem aus The Witcher, welches Ciri hervorbrachte) unsichtbar für Visionäre und Prophete blieb. Valkorion wusste sehr genau was Arcann eines Tages tun würde. Und doch sprach Arcann zumindest anfangs noch oft davon, dass er sein eigenes Schicksal bestimmen würde und ließ sogar die Erben Zakuuls aka die alten Propheten auslöschen. 

 

Einer der wohl größten Unterschiede zwischen Valkorion und Leto II. ist wohl, dass beide sehr unterschiedlich mit ihrer Unsterblichkeit umgingen. Während Leto II. über Jahrtausende alles seinem großen Plan untergeordnet hatte und es hasste als Gott verehrt zu werden, lebte der deutlich jüngere Valkorion/Vitiate gleich mehrere Leben gleichzeitig und genoss es wie eine Gottheit verehrt zu werden. Dabei könnte man spekulieren, ob dafür vielleicht auch Valkorions Jugend als Produkt eines One Night-Stands eines zweitklassigen Sith-Lords mit einer einfachen Untertanin verantwortlich sein könnte, während Leto II. ja bereits am kaiserlichen Hof seines Vaters aufwuchs. Zudem ist es Letos grandioses Talent auch in den Erinnerungen seiner Vorfahren leben zu können und sogar deren Persönlichkeiten aus sich sprechen zu lassen. Leto hatte also wohl bereits jene tausend Leben gelebt, die zu leben Valkorion noch als Vitiate gegenüber einem Jedi-Ritter auf Dromund Kaas als sein großes Ziel ausgab. Es mag wie eine einfache Erklärung klingen, doch Valkorion ist schlicht und ergreifend wohl der unerfahrenere Gottkaiser, weshalb er auch nicht in der Lage war ein dauerhaftes Erbe zu hinterlassen. Letos Existenz als vermeintlich unsterbliches und allwissendes Monstrum diente dem Zweck sein Imperium auf seinen Tod vorzubereiten und diesen Tod auch wünschen zu lassen, womit er wohl mehr Sith war als Valkorion, der weniger geneigt war Rebellion gegen seine Herrschaft aktiv anzustacheln und sich seinen endgültigen Tod herbeizuwünschen. Leto wollte die Menschheit dazu bringen auszubrechen, sich in mehreren Universen zu verteilen und nie wieder von einer einzigen zentralisierten Macht kontrollieren zu lassen. Dabei zielte Leto auch darauf ab, die Menschheit durch eine große Zerstreuung/Kolonialisierung davor zu schützen durch künftige Bedrohungen vom Ausmaß des Untergangs eines Welten umspannenden Imperiums in den Abgrund gerissen zu werden. Weder Krankheiten, noch Kriege sollten künftig in der Lage sein die gesamte Menschheit ausrotten zu können. Frank Herbert sah es aber auch sehr gerne so, dass Letos Tyrannei wohl tatsächlich dazu gedacht war, die Menschen gegenüber Diktaturen zu immunisieren und so diente das genetische Talent Sionas auch dazu, die Macht künftiger Propheten zu brechen, welche wie der Gottkaiser in der Lage gewesen wären durch ihre übernatürlichen Fähigkeiten zu kontrollieren, was nicht kontrolliert werden sollte. Leto II. starb als Tyrann, um jedem seiner Möchtegern-Nachfolger ans Bein zu pinkeln. Valkorion aber? Leto II. drangsalierte die einstigen politischen Eliten seines Imperiums und hemmte jeden technologischen oder kulturellen Fortschritt, zum Zweck eine Ära des Aufbruchs nach seinem Ableben vorzubereiten, doch Valkorion genügte es seine politische Elite auf Zakuul an der kurzen Leine zu halten und die Bevölkerung mit Brot, Gold und Spielen zu beglücken. Natürlich könnte man den Niedergang Zakuuls nach Valkorions Tod durchaus auch als Teil von dessen Masterplan interpretieren, ein weiterer Seitenhieb gegenüber seinen biologischen Erben, die aus seiner Sicht ohnehin nicht würdig waren das Erbe ihres egomanischen Vaters anzutreten. Zumindest lässt sich aber festhalten, dass beide Imperien über eine scheinbar sehr schlanke Verwaltung verfügten, wobei Valkorion, sowie seine Nachfolger Arcann und Vaylin allem Anschein nach nicht einmal über eine rechte Hand wie den majordomo Moneo verfügten. Valkorion regierte wohl eher durch seine Leibgarde, so wie Leto II. wohl ebenso sehr stark durch seine Gardistinnen regierte, die Garnisonen auf allen ihm untergebenen Planeten unterhielten und de facto als Statthalter und Priesterinnen des Gottkaisers auftraten. Zumindest wissen wir in beiden Fällen von verschiedenen Rängen innerhalb dieser Garde und die Ritter von Zakuul kannten wohl durchaus den Rang eines Exarchen, der durchaus als Gouverneur bzw. Statthalter eingesetzt werden konnte. Darunter gab es wohl noch viele andere Gardekommandanten, -hauptmänner und -offiziere. 

 

Angesichts der Tatsache, dass das Ewige Imperium für lange Zeit wohl nur aus einigen abgelegenen Welten in der Wild Space Region bestand, welche ingame kaum jemals Erwähnung fanden oder eine größere Rolle spielten, war Valkorions schlanke Reichsverwaltung wohl lange durchaus erfolgreich. Unter Arcann und Vaylin scheint man überdies trotz eines erfolgreichen Feldzuges gegen die beiden damaligen Supermächte (sowie kleinerer Staaten, wie jenen der Chiss und der Hutten) nicht soweit gegangen zu sein, um galaxisweit Garnisonen zu errichten. Stattdessen nutzte man die weitgehend automatisierte Ewige Flotte, um militärische Präsenz zu zeigen und jede Rebellion zu ersticken. Mit nur einem einzigen Planeten als Reservoir zur Rekrutierung war das Ewige Imperium wohl mehr ein Stadtstaat, als das von Dune aus gesteuerte Imperium Leto II. da dieser ja immerhin auch Truppen von anderen Planeten seines Reichs rekrutierte. Kolonialisierung war wohl nie eine der großen Stärken Zakuuls, was sich kulturell und sogar architektonisch durchaus erkennen lässt. Zakuul steht unter dem Zeichen der Zentralisierung, politisch, genauso wie militärisch und politisch. Nicht umsonst entwickelte man statt Städten die Kontinente umfassen Türme die bis in die obersten Schichten der Atmosphäre zu reichen scheinen. Einzige Ausnahme von Valkorions Zentralisierung waren die unter Arcann errichteten Sternenfestungen, welche als Mischung aus Droidenfabrik und Mini-Todesstern durchaus als Garnisonen taugten und sehr unterschiedlichen Zwecken dienten.

 

Letos II. Kontrolle der Spice-Versorgung seines Imperiums brachte in diesem den interplanetaren Handel und Reiseverkehr jederzeit zum Erliegen, wenn es der Gottkaiser so wünschte. Genauso kann man meiner Meinung nach auch Valkorions, Arcanns und Vaylins Machtprojektion durch die Ewige Flotte verstehen. Dank dieser war es Zakuul möglich quasi eine ganze Galaxis zu belagern, nachdem man bereits einen Großteil der verfügbaren Schiffe im letzten Krieg zerstört hatte und allen anderen Kriegsteilnehmern Tribute abverlangte, welchen den Wiederaufbau der einstigen Kriegs- und Handelsflotten höchstens sehr langsam voran schreiten ließen. Valkorion war jedoch scheinbar nicht in der Lage die Ewige Flotte massiv auszubauen, auch wenn er sie womöglich um die Flaggschiffe seiner Kinder erweitern ließ (sofern diese nicht ursprünglich selbst ein Bestandteil der Ewigen Flotte waren). Genauso konnte Leto II. nach dem Tod des letzten ausgewachsenen Sandwurms und derm Terraforming Dunes seinen ursprünglichen Spice-Bestand nicht mehr erweitern, sodass es im Fall beider Imperien für die Gottkaiser und ihre Erben von höchster Bedeutung war diese Erbmasse nach Möglichkeit zu schonen. Die Spice-Rationierung zu lockern, ehe Dune zu seinem alten Zustand zurückgekehrt war und wieder von Sandwürmen bewohnt wurde, wäre fatal gewesen. Nur so kam es aber auch dazu, dass sich die Nachfolgestaaten von Letos großen Imperium drei unterschiedlicher Möglichkeiten zuwandten, dem Einsatz von Navigationscomputern (da bis dahin mit Spice gedopte Navigatoren notwendig waren), der Erzeugung einer synthetische Variante des Spice, sowie des Abbaus und Verkaufs der neuen Spice-Vorräte durch die neuen Sandwürmer, welche Leto II. bei seinem Tod in die Wildnis entließ. Die politische Macht der Spice-Produktion ging mit dieser Entwicklung deutlich zurück und diese offensichtliche Sabotage künftiger "Spice-Lords" war ein Teil von Letos Plan die Entstehung eines neuen großen Imperiums zu verhindern. Valkorions Umgang mit der Ewigen Flotte sieht im Vergleich damit etwas unspektakulärer aus, denn er setzte sie logischerweise mehr als hard power ein und wir besitzen nur sehr wenige Beispiele darüber wie Valkorion sie nutzte. Es fiel Arcann zu, die Ewige Flotte auch als politisches Instrument zur Zementierung seiner Nachkriegsordnung einzusetzen. Im Unterschied zu Leto II. der die Zügel selbst in der Hand behielt, war es bei Valkorion vielleicht eher so, dass er ganz bewusst Arcann den Thron besteigen ließ, um ihn zum Opfer einer vorhersehbaren Rebellion zu machen. So wie Leto II. den einstigen Rebellen Moneo zu seinem treuen majordomo machte, indem er ihn in seine Pläne einweihte, so beabsichtigte Valkorion wohl Arcanns Feinde zu seinen Verbündeten zu machen. Valkorions Plan sich selbst an die Spitze einer Rebellion gegen die Tyrannei seiner Erben zu setzen, indem er den Körper des Allianzkommandanten kapert führt uns wohl vor Augen, dass Valkorion genauso wie Leto II. einen Masterplan verfolgte. Während Leto II. jedoch erfolgreich war scheiterte Valkorion sehr wahrscheinlich daran, dass seine prophetische Gabe nicht fehlerlos war (eine Eigenheit der Macht, auf die auch Yoda gerne zu sprechen kam) und seine Einsichten in andere Lebewesen durch Valkorion/Vitiates persönlichen Hintergrund geprägt blieben. Leto II. hatte all seine Vorfahren, auf deren Erfahrungen und Einschätzungen er zurückgreifen konnte, während Valkorion zwar Blitze schleudern und Objekte durch die Luft schweben lassen konnte, am Ende jedoch nur seine eigenen Erfahrungen, Erinnerungen und Eindrücke zu bieten hatte, auch wenn er einst die Lebenskraft eines ganzen Planeten absorbiert hatte. Kurzum, Valkorion war wohl menschlicher als er sich einzugestehen bereit war.

 

Abgesehen von ihren politischen Erfolgen könnten sich Valkorion und Leto II. auch im Bezug auf ihre wertvollsten "Schöpfungen" ähnlich sein, wobei ich in Valkorions Fall nicht unbedingt Arcann mit Letos Wunscherbin Siona Atreides vergleichen würde. Arcann und Siona gemein ist, dass sie beide von der jeweiligen Leibgarde ihres Gottkaisers ausgebildet wurden und auch einen Offiziersrang in dieser erhielten. Doch Arcann ist und bleibt für Valkorion nur ein Mittel zum Zweck, nicht jedoch sein Wunschkandidat als Thronfolger. Arcanns Sturz ist durch die Propheten um Heskal voraussehbar gewesen und so sehr Arcann auch meinte über seinem Schicksal stehen zu können, er nahm die ihm zugedachte Rolle ein. Siona hingegen war in Visionen der Zukunft unsichtbar, was sich am ehesten mit dem Allianzkommandanten vergleichen lässt, der laut Heskal ja ebenfalls zunächst nicht in den Visionen über die Zukunft Zakuuls vorkam. Der eigentliche Thronerbe blieb auch für Lord Scourge unsichtbar, der ja als erster eine Vision davon hatte, wie Imperator Vitiate von seinem Thron gestürzt werden würde. Es war jedoch nicht der Thron des Sith-Imperiums und auch nicht notwendigerweise der Held von Tython aka der Jedi-Ritter in seiner Klassenstory, der Valkorion/Vitiate ein Ende bereitete. Jeder Allianzkommandant konnte Valkorion töten und zum neuen Kaiser auf dem Ewigen Thron aufsteigen. Natürlich lassen sich Machtvisionen nicht mit jenen deutlich klareren Visionen aus dem Dune-Universum vergleichen, da die Macht eine Neigung besitzt die Zukunft bis zum Schluss in Bewegung zu belassen. Trotzdem meine ich, dass der Allianzkommandant für Valkorion wohl ähnlich wertvoll war wie Siona für Leto II. und womöglich weil es nicht möglich war, seine Handlungen so genau vorherzusehen. Valkorion wählte daher wohl auch Tech-Klassen aus, denn man muss nicht die Macht besitzen, um der Auserwählte zu sein bzw. um sich ungesehen und erkannt durch Visionen der Zukunft bewegen zu können. Selbst ein Schmuggler kann über dieses einzigartige Talent verfügen, sich buchstäblich nicht in die Karten schauen zu lassen. Eine Siona Atreides wäre im SWTOR-Universum selbst ohne Machtfähigkeiten eine gefährliche Gegnerin für Machtnutzer, weil es diesen sehr wahrscheinlich nicht möglich wäre ihre Handlungen vorherzusehen, was vor allem im Zweikampf ein beträchtliches Risiko für ihre Gegner in sich trägt. Jedi, Sith und Ritter von Zakuul sind genauso wie Anakin Skywalker eigentlich nicht mit ultraschnellen Reflexen gesegnet, sondern setzen eine latente Form von Machtvisionen ein, um vergleichbar schnell zu handeln. Angenommen man kann in diesen Visionen jedoch nicht sehen was das Gegenüber tun wird? Dann hätte dieses zumindest einen Vorteil des Machtnutzers aufgehoben. Kopfgeldjäger, Imperiale Agenten, Schmuggler und nicht zuletzt republikanische Special Forces Trooper wären auf diese Weise mit etwas gesegnet, das es sehr gut möglich macht einem dunklen Lord der Sith in den Rücken schießen zu können. Am ehesten wertetet der Vergleich zu Siona Atreides meiner Meinung nach natürlich den Schmuggler auf, der am ehesten von einem solchen Talent profitieren würde, selbst wenn er in seiner Klassenstory so gut wie nie gegen Jedi-Meister oder Sith-Lords antreten musste. Doch die Macht fließt durch alle Lebewesen und selbst als Jedi oder Sith untaugliche Charaktere könnten ja ihren Instinkten vertraut haben, die durch jemanden mit Sionas besonderem Talent jedoch völlig nutzlos gewesen wären. Man könnte einfach so an Kopfgeldjägern vorbei spazieren, die sich zu sehr auf ihre durch die Macht gestärkten Instinkte verlassen und selbst machtsensitive Piloten wären nicht in der Lage dauerhafte Erfolge gegen einen derart gewappneten Schmuggler heraus zu holen. Umgekehrt wären derart gestärkte Kopfgeldjäger umso und Trooper umso effizientere Jedi- bzw. Sith-Killer, während Agenten umso unberechenbarer und geisterhafter bleiben würden.

 

In meinen Augen ist es trotzdem so, dass Valkorion seinem Imperium mehr geschadet als genützt hat, zumindest in der Gestalt des Ewigen Imperators von Zakuul. Leto II. wurde zum Tyrannen, um seiner Menschheit eine wertvolle Lektion zu erteilen, doch Valkorion herrschte als wohlwollender Despot und ruinierte Zakuul, sodass es seinen Tod kaum verkraftete. Doch Zakuul war nicht Valkorions erstes Imperium und ich würde meinen, dass sich Leto II. und Vitiate eher vergleichen lassen, was den relativ positiven Effekt ihrer Herrschaft betrifft. Als Sith-Imperator Vitiate übernahm Valkorion ja auch die Macht von einem Vorgänger und reformierte ein Imperium, das bereits zuvor existiert hatte. Letos Tyrannei lässt sich durchaus mit Vitiates Tyrannei vergleichen und beide könnten ihrem Imperium das gleiche sehr sithhafte Erbe hinterlassen haben: Dulde keinen absoluten Despoten! Sith mussten Vitiate aufgrund seiner Pseudo-Unsterblichkeit und seiner vermeintlichen Allmacht respektieren, da er sich den üblichen Spielregeln des Sith-Ordens widersetzte, man konnte ihn einfach nicht stürzen, weil er stets der Mächtigere blieb und jeden potentiellen Rivalen eliminieren konnte. Unter Vitiate war es selbst den mächtigsten Sith unmöglich den Thron zu erobern, da sie alle am Sith-Imperator scheitern mussten. Dementsprechend unterdrückte Vitiate zwar durchaus die selbstzerstörerischen Triebe der Sith-Kultur, doch er sorgte sehr wahrscheinlich auch dafür, dass sich enorme Energien anstauten, die er in Eroberungsfeldzügen in den Unbekannten Regionen und einem jahrzehntelangen Krieg mit der Republik zu kanalisieren versuchte. So wie Leto II. die Eliten seines Imperiums entmachtet hatte, indem er ihren Zugang zum Spice limitierte, so hielt Vitiate die Sith seines Imperiums mit dem Zugang zur politischen Macht im Zaum. Ohne Vitiate an der Spitze des Imperiums ist es für Sith nur fair, dass jeder der mächtigsten dunklen Lords nun von seiner Stunde auf dem imperialen Thron träumen darf. Arcanns Invasion mag die Reihen der Sith gelichtet haben und Kaiserin Acina nutzte die Gunst der Stunde, um ihre politischen Gegner Zakuul zum Fraß vorzuwerfen, doch auf eines kann man bei den Sith vertrauen - das Übel der Sith ist eine Hydra und schlägt man ihr einen Kopf ab, wächst zumindest ein solcher wieder nach. Dass nun Darth Malgus oder auch Darth Xarion Anspruch auf den imperialen Thron erheben könnten wäre den beiden nicht zu verdenken, zumal sie in der Sith-Tradition durchaus dazu in der Lage sein sollten den regierenden Kaiser der Sith vom Thron zu stoßen. Acina bzw. Vowrawn mögen sich politisch gut vernetzt haben, doch was würde das den beiden nutzen, wenn sie von Malgus zu einem Zweikampf herausgefordert würden. Selbst Xarion könnte mit einem Mordanschlag in Windeseile dafür sorgen, dass der Thron für ihn freigemacht wird. Und dann wäre da noch Darth Krovos, die zwar weniger verschlagen wirkt als Xarion, aber durchaus eine Kandidatin wäre, Acina oder Vowrawn zu einem halbwegs ehrenhaften Duell um den Imperialen Thron herauszufordern und als Kaiserin aus diesem hervorzugehen. Angesichts der Rückkehr der Jedi-Ritter könnte man sogar davon sprechen, dass diese zum besten denkbaren Zeitpunkt wieder auf der Bildfläche erschienen sind, denn die Sith werden sich wohl nur durch einen externen Feind dauerhaft innerhalb des Sith-Imperiums binden lassen. Wie wir aus der Lore der Star Wars Legends wissen wird das Sith-Imperium bzw. sogar sein Nachfolgerstaat eines Tages in mehrere zerstrittene Sith-Reiche zerfallen, ehe es wieder einmal durch einen charismatischen und erfolgreichen dunklen Lord geeinet werden kann. Zumindest bis zum letzten Gefecht auf Ruusan, welches die Sith zum Untergang verdammte und Darth Bane zum Gründer eines neuen Sith-Ordens machen wird. So gesehen hat Vitiate in seiner über 1000jährigen Herrschaft wohl durchaus etwas höchst bedeutendes zustande gebracht, er hat die latenten Streitigkeiten der Sith-Lords zu Naga Sadows Zeiten kanalisiert und unterdrückt, um so die modernere Variante eines wahren Sith-Ordens zu schaffen, in welchem der Schüler seinen Meister töten muss, um dessen Platz einzunehmen. Diese Transformation der Sith von einer feudalen Gesellschaft, zu einem echten Sith-Orden ist in meinen Augen Vitiates größter Verdienst und durchaus etwas worin er sich vielleicht mit Leto II. vergleichen kann. Fragt sich nur, ob wir es in SWTOR noch erleben werden, wie sich das Sith-Imperium spalten könnte.