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Als Boba Fett noch mehr wie Batman war

Es war einmal vor langer Zeit in einer relativ "bescheidenen" Legends-Trilogie, da wurde Boba Fett auch aus der Grube des Sarlacc gerettet...

"Andere mögen micht mit Baby Yodas Vorliebe für nicht-vegane Rohkost ärgern, du mein lieber Pfannenstiel ,erzähle mir von Boba Fetts Lichtschwertsammlung."

- Maximilian I. von Mos Espa

 

Die Trilogie der Bounty Hunter Wars aus der Feder von K. W. Jeter gehört sicherlich zu den vergessenswertesten Werken der Star Wars Legends und es wundert mich daher auch nicht, wenn sie selbst in Diskussionen über The Mandalorian selten hervorgezerrt wird. Ist auch gut so, denn ich muss zugeben, dass ich sie auch schon einige Zeit aus meinem Gedächtnis gestrichen habe. Aber die Buchreihe hatte zumindest einen interessanten Aspekt zu bieten, die in den Legends sehr verbreitete Darstellung Boba Fetts als Quasi-Batman, der mit einer ähnlichen Vielzahl an Gadgets ausgestattet zu sein schien. Boba Fett hatte nicht nur eine bereits eingangs erwähnte Lichtschwertsammlung, mit der er sich in den frühen Jahren seiner Karriere wohl gegen Jedi verteidigen konnte, er war auch im Besitz von verschiedensten Waffenprototypen, die schlussendlich zwar zu teuer für den regulären Kunden waren, aber durchaus von extrem reichen Kopfgeldjägern wie Boba aufgekauft wurden. Boba Fetts teils extreme Wucherpreise waren schlussendlich nicht bloß ein Marketingtrick oder Promiaufschlag, sondern hatten zumindest in den Legends auch mit der Qualität seiner Ausrüstung zu tun. Jemand der wohl mehrere Millionen Credits im Dienst des Imperiums verdient hatte und dieses Vermögen auch in den verschiedensten Ecken gewinnbringend angelegt hatte konnte es sich auch leisten auf Jobs zu verzichten. Am Ende besaß Boba ja auch mehrere Raumschiffe, die allerdings durchaus unscheinbarer aussehen durften als sie waren, immerhin gehörte Täuschen und Tarnen ja auch zu Bobas Geschäft. Ein Beispiel dafür ist schon einmal die Slave I, welche schon von Jango Fett soweit umgerüstet wurde, dass unter der Hülle kaum noch etwas den Werkseinstellungen entsprach. Fetts Strategie ließ sich da wohl mit so manchem Tuning-Enthusiasten vergleichen, der sich bemüht seinen Kleinwagen zum Äquivalent eines deutlich luxuriöseren Sportwagens aufzurüsten und diesen dabei sogar noch übertrifft. Nur setzte Boba eben trotzdem darauf, dass sein GTI weiterhin wie eine alte Rostlaube aussehen sollte. Leisten kann man sich das alles ja, wenn man nicht nur der bekannteste oder erfolgreichste, sondern schlichtweg auch der reichste Kopfgeldjäger der Galaxis ist. 

 

Ja, in meinen Augen vergisst man oft, dass es bei Boba Fett nicht bloß eine handvoll Gadgets waren, die ihn zum besten Kopfgeldjäger der Galaxis gemacht haben - es war viel eher das Gesamtpaket. Fett senior hatte mit seinem lukrativen Deal mit Darth Tyranus wohl das Fundament gelegt, aber die Fetts waren auch mehr als nur Träger einer mandalorianischen Rüstung, die den Job für sie erledigte. Ansonsten hätten ihnen ihre Nachahmer ja auch irgendwann den Rang abgerannt. Fetts mandalorianische Rüstung war ikonisch und das ist sie auch in einer kanonisierten Form, wobei so manche der Features von Fetts Sonderanfertigung nun scheinbar zum weit verbreiteteten Standardarsenal gehören zu scheinen, jedenfalls sofern man es sich leisten kann. Din Djarin hat praktisch eine gleichwertige oder sogar noch bessere Rüstung als Boba sie in den Legends hatte, aber was ihm dann doch fehlt sind die besonderen Gadgets, die Legends-Boba immer wieder einmal aus dem Ärmel zaubern konnte, weil er damit gerechnet hatte, dass der Job sie erfordern würde. Aber auch hinsichtlich ihres Trainings wären sich Din Djarin und Legends-Boba durchaus ähnlich, da sie beide von Kindesbeinen an als Krieger bzw. Kopfgeldjäger trainiert wurden. Ich würde trotzdem davon ausgehen, dass Boba Din Djarin zumindest eines voraus hatte - er wurde von Jango Fett spezifisch als Kopfgeldjäger ausgebildet und verbrachte auch einen Großteil seiner Kindheit und Jugend schon unter Kopfgeldjägern, die ihm zeitweise als Mentoren dienten. Din Djarin wurde hingegen zunächst wohl als klassischer mandalorianischer Krieger ausgebildet. Aber gibt es da einen Unterschied? Nun ja, Boba Fett hatte wohl wahrscheinlich doch den besseren Riecher oder Jagdinstinkt, zumal er diesen ja von Jango geerbt oder anerzogen bekommen haben dürfte. Und der mit 10 Jahren verwaiste Boba musste sich daraufhin auch bereits als Kopfgeldjäger durchschlagen, ohne dass ihm Mandalorianer einen Unterschlupf geboten hätten. Bobas Killerinstinkt ist zumindest in den Legends der ausgeprägtere und auch wenn er immer wieder als Anti-Held aufgebaut wurde, am Ende konnte man ihm doch fast immer eine spürbare Kaltblütigkeit bescheinigen. Aber vielleicht war Din Djarin ja auch mal so.

 

Während Din Djarin aber wohl ziemlich mittellos aufwuchs kann man Boba eher als jemanden mit gewissem Wohlstand bezeichnen, da er ja durchaus etwas von Jangos Vermögen retten bzw. zurückergattern konnte. Boba Fett hatte zwar vielleicht kein Wayne Manor und die Slave I befand sich auch nicht dauerhaft in seinem Besitz, aber er hatte wie Bruce Wayne reichlich Motivation in der kriminellen Unterwelt zu lernen, mit was für Charakteren er es später zu tun bekommen würde. Im Unterschied zu Din Djarin wählte Boba Fett seinen Beruf ja nicht aus Notwendigkeit, sondern weil er für diesen geboren worden war. Und mit über 70 Jahren war es dann auch Boba der von Darth Vaders Enkeltochter um Hilfe gebeten wurde, ihren zum Sith-Lord mutierten Bruder Jacen Solo zur Strecke zu bringen - am Ende war es Boba Fett der dafür sorgte, dass Jaina Solo Darth Caedus zu Fall bringen konnte, obwohl ihr dieser hinsichtlich seiner Machtfähigkeiten meilenweit überlegen war, fast wie ein Normalsterblicher wie Boba Fett, wenn er einem Jedi-Meister gegenüberstehen würde.

 

In den Legends wurde auch erst relativ spät geklärt, dass Boba Fett tatsächlich ein Mandalorianer ist und als Klon von Jango Fett sogar später zum Mand'alor werden konnte, auch wenn Jango ihn praktisch als Nicht-Mandalorianer erzogen hatte, obwohl er selbst als Nachfolger Jaster Mereels einst der amtierende Mand'alor gewesen ist. Din Djarin sollte also zumindest der authentischere Mandalorianer sein, allerdings eben gemäß den Regeln des neuen Kanons, die so manche Eigenheit Boba und Jango Fetts zum Standard für alle Mandalorianer gemacht haben. Die Legends-Mandalorianer wären da wohl eher wie die Mitglieder von Clan Skirata zu sehen, so wie sie von Karen Traviss in der Republic Commando-Reihe und dem Imperial Commando-Roman dargestellt wurden. Traviss Bemühungen darum die Mandalorianer zu einem lebhaften Bestandteil des Star Wars Fandoms zu machen waren zwar fruchtbar, wobei sie auch die mandalorianische Sprache prägte, die heute noch gerne in SWTOR verwendet wird, aber wegen ihres Zerwürfnisses mit dem Vorgänger der heutigen Story Group schied sie aus dem Universum aus, in dem sie die Mandalorianer so populär machen wollte, wie Klingonen in Star Trek. 

 

Als SWTOR erschien galten die Legends noch als Kanon und es tat sich erst ein Riss zwischen Traviss Darstellung der Mandalorianer in den Romanen und Dave Filonis Interpretation der Mandalorianer in der Serie The Clone Wars auf. Letztere hat mehr oder weniger "gewonnen", zumal Dave Filoni nun auch einer der beiden kreativen Köpfe hinter The Mandalorian geworden ist. Trotzdem lebt ein Stück der Legends in SWTOR fort, wenn dort nicht nur mandalorianisch gesprochen wird, sondern auch noch Kopfgeldjäger in mandalorianischen Rüstungen herumlaufen, die bei weitem keine Mandalorianer sein müssen. SWTOR-Kopfgeldjäger können noch dem klassischen Boba Fett-Modell folgen, dass sie ihr Equipment nach rein praktischen Gesichtsmerkmalen ausgewählt haben, selbst wenn es kulturell sehr unsensibel von ihnen ist mit mandalorianischen Helmen oder Rüstungen herumzustolzieren, wenn sie überhaupt keine Mandalorianer sein sollten. Es gibt aber auch noch das Gegenteil, Mandalorianer die ohne Helme oder sogar ohne mandalorianische Rüstungen herumlaufen, was sich gameplaytechnisch schon gar nicht vermeiden lässt. Während ich gerne davon spreche wie Christopher Nolans Batman meiner Meinung nach auch ein gutes Vorbild für Mandalorianer oder Kopfgeldjäger sein kann, so möchte ich auch daran erinnern, dass Batman in den Comics noch besser gerüstet ist. Comic-Batman hat nämlich nicht nur Gadgets zu bieten, sondern auch einen "genius level intellect" und gilt als "master strategist", was sich zumindest darin niedergeschlagen hat, dass er geheime Pläne und Mittel besitzt, um jedes Mitglied der Justice League bei Gefahr im Verzug aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn Batman also Kryptonit bunkert, um im Ernstfall einen zum Bösewicht mutierten Superman schachmatt zu setzen, dann sollte sich der beste Kopfgeldjäger der Galaxis in SWTOR auch Gedanken darüber machen wie man selbst einen Kaiser des Sith-Imperiums aus dem Verkehr ziehen kann. Dass sich Staatsoberhäupter gegen den Kopfgeldjäger verschworen haben wäre ja nichts neues mehr und ich meine nicht bloß das jüngste Beispiel Saresh, sondern schon Kanzler Janarus, der sich von seinem Jedi-Berater dazu anstacheln ließ GenoHaradan-Attentäter und SIS-Agenten gegen den Kopfgeldjäger zu mobilisieren.