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Die Ruhe vor dem Sturm

Darth Malgus ist verwundet und auf der Flucht, also wieso sollte er ausgerechnet jetzt mit einem imperialen Shuttle nach Dantooine fliegen?

Game Update 6.2 scheint einen kleinen und noch unerklärten Zeitsprung zu enthalten, denn während die letzte Waffe des Sith-Imperators demontiert wurde und Heta Kol versucht einen Aufstand gegen Shae Vizla anzuzetteln, ist Ex-Jedi-Ritterin Aryn Leneer auf Coruscant eingetroffen und trifft sich dort mit Ex-Großmeisterin Satele Shan. Zuletzt haben wir Leneer noch dabei gesehen, wie Malgus nahende Ankunft auf Dantooine spürte und ihr Lichtschwert zu sich rief. Was ist in der Zwischenzeit passiert und wo steckt Zeerid Korr?

 

Malgus könnte sich immer noch auf Dantooine versteckt halten, aber mit einem imperialen Shuttle quasi in eine republikanischen Militärbasis zu fliegen (oder jedenfalls in den Luftraum einer solchen) ist gewagt und hätte schon eine Reaktion der republikanischen Garnison veranlassen müssen. Selbst eine Jagd auf Malgus wäre trotz dessen Zustand nicht unbedingt aussichtsreich. So simpel die Topografie Dantooines auch wirkt, Malgus könnte sich in den dortigen Kristallhöhlen verschanzt haben und nach einigen Wochen wäre er wohl durchaus fit genug es wieder mit jeder republikanischen Suchmannschaft aufzunehmen. Da die Republik wohl kaum mit ihrer gesamten Artillerie ausgerückt ist hat Malgus zweifellos eine Chance, denn einfache Patrouillen wären selbst in seinem Zustand kein Problem - vor allem für jemanden der in besserer Verfassung auch Spezialeinheiten und ganze Jedi-Einsatzkommandos erledigen konnte. Malgus auf der Flucht ist mindestens so gefährlich wie Jason Bourne, auch wenn er sich bei weitem nicht so gut verkleiden kann. Die Einöde Dantooines verlangt Malgus trotz seiner schwer zu verschleiernden Statur aber auch nicht viel ab, immerhin kann er sich durchaus auch in Feldern oder auf Farmen versteckt halten. Jemand wie Malgus hat auch kein Problem den einen oder anderen Farmer samt seiner Familie zu erpressen und gegebenenfalls zu verstümmeln, nur um zu bekommen was er benötigt.

 

Warum Dantooine? Zunächst einmal dürfte der Planet nahe gelegen sein und wir wissen nicht, ob Malgus Shuttle wie ein Großteil der imperialen Flotte unter Treibstoffmangel litt. Dantooine ist mit dem Vor- wie Nachteil gesegnet, aktuell an der Grenze zum Sith-Imperium zu liegen. Dementsprechend liegt die Welt aber wohl auch unter Beobachtung durch den Sith-Geheimdienst, wobei dieser aber nur etwas bessere Informationen besitzen dürfte als die republikanische Garnison selbst. Wenn die Republik allerdings erfährt, dass Malgus auf Dantooine ist, dann dürfte es auch das Sith-Imperium erfahren. Bis dahin könnte der Sith-Geheimdienst höchstens Malgus Shuttleabsturz zurückverfolgt haben. Solange die Republik jedoch nichts von Malgus Anwesenheit auf Dantooine weiß wird man hinter einem abgestürzten oder gelandeten imperialen Shuttle wohl nur einen flüchtigen Imperialen oder Sith-Lord vermuten. So könnte die Suche nach Malgus unter ganz unerwarteten Umständen stattfinden, denn man könnte ihn zunächst als möglichen Überläufer betrachten - was Malgus sehr entgegenkommen würde. Jeder Suchtrupp wäre damit gar nicht darauf vorbereitet, dass Malgus ihre Leben als höchst entbehrlich betrachtet. Suchmannschaften zu ermorden würde jedoch zu viele Probleme verursachen, wie einen möglichen Schießbefehl oder gesteigerte Wachsamkeit der entsandten Trooper. Für Malgus kann es schon ein Vorteil sein, aus dem Imperium entkommen und nur mit ahnungslosen Reps konfrontiert zu sein, die sich selbst überzeugt haben könnten, dass man einem unbekannten imperialen Deserteur helfen muss.

 

Nach Aryn Leneers Reise nach Coruscant würde ich nicht mehr darauf wetten, Malgus demnächst auf Dantooine nachjagen zu müssen. Malgus könnte längst wieder von Dantooine abgreist sein, diesmal sehr wahrscheinlich mit unfreiwilliger Hilfe durch die Republik. Hätte Malgus die Garnison angegriffen und ein Shuttle gestohlen, wäre er in der Lage seine Spuren fürs Erste zu verwischen, jedenfalls solange die Republik ihn dann nicht genauso verfolgt wie die Imperialen. Und die Reps könnten wiederum durch imperiale Spione infiltriert sein. Außer Malgus spaziert in die republikanische Garnison und sucht allen Ernstes um politisches Asyl an. Dieses würde ihm sehr wahrscheinlich sogar gewährt werden, da er trotz seiner früheren Kriegsverbrechen auf Ilum dabei geholfen hat den imperialen Vorstoß zurückzuschlagen. Man würde Malgus wohl gerne einen Deal anbieten, bei dem er vermutlich eine komfortable Haftstrafe erhalten könnte, wenn er sich bereit erklärt aktuelle Staatsgeheimnisse des Sith-Imperiums preis zu geben. Das ganze wäre allerdings mit ziemlicher Sicherheit eine Finte, denn Malgus würde die Großzügigkeit der Republik für seine Zwecke benutzen. Dem Imperium bzw. dem neuen Throninhaber und dem Dunklen Rat zu schaden passt ohnehin zu Malgus modus operandi, selbst wenn es Sith gibt, die sich Malgus anschließen würden, wenn er selbst eines Tages den Thron besteigen würde. Vorerst gilt für den Fanatiker Malgus jedoch wohl, dass er sich gerade in bester Sith-Tradition von seinen Ketten befreit hat.

 

Malgus in republikanischem Gewahrsam hätte vor allem eine Möglichkeit, seine Loyalisten könnten eine Befreiung planen und das ohne Imperiale angreifen zu müssen. Imperiale Malgus-Anhänger könnten ja Schwierigkeiten damit haben ihre Landsleute zu töten und eine Befreiungsaktion für Malgus ließe sich auch als vom Sith-Geheimdienst abgesegneter Mord-Anschlag verkleiden. Malgus als vermeintlicher Überläufer wäre ohnehin ein Ziel für Darth Xarion, dessen imperiale Version des KGB zweifellos regelmäßig dafür sorgen muss, dass Überläufer eines unerwarteten frühzeitigen Todes sterben. Die Republik könnte außerdem ohnehin anfälliger für eine Infiltration durch Malgus-Anhänger sein, weil Malgus einst auch zunächst mit der Republik verbündete Krieger-Gruppen und Piraten rekrutiert hat. Aliens fallen unter republikanischen Soldaten weniger auf, als unter Imperialen. Malgus republikanische Bewacher könnten sich daher schnell als seine Befreier entpuppen.

 

Ist es jedoch kein ausgeklügelter Plan, um dem Sith-Imperium zu schaden und der Republik ein Schnippchen zu schlagen, dann könnte Malgus auf Dantooine genauso gut vorhaben solo in die republikanische Garnison zu marschieren, Chaos und Zerstörung anzurichten - und sich in der Folge wieder als mächtiger Krieger feiern zu lassen. Das Imperium wäre Malgus dann vielleicht sogar eine Dankeskarte schuldig, aber Malgus würde diesen persönlichen Triumph wohl nutzen, um das imperiale Staatsoberhaupt zu diskreditieren. Das Sith-Imperium wäre in der Zwickmühle, denn einerseits könnte man Malgus Alleingang auf Dantooine in der Propaganda feiern, aber andererseits müsste man sich wohl auch diplomatisch von ihm distanzieren, da man nun keine Kontrolle mehr über ihn besitzt und keine Verantwortung für künftige Exzesse tragen will. 

 

Das Verhältnis des Sith-Imperiums zu Malgus ist problematisch, denn Malgus kämpfte nie freiwillig unter der Flagge des reformierten Sith-Imperiums und nun da er frei von der Kontrolle der neuen imperialen Machthaber ist stellt er ein Problem dar, zumal man ihn im Kampf um Corellia als Gallionsfigur verwendete und womöglich auch durchsickern ließ, dass er auch für die letzten Offensiven des Imperiums verantwortlich war. Allerdings dürfte Malgus seiner eigenen Erinnerungssequenz wohl frühestens nach Iokath von Kaiserin Acina oder Kaiser Vowrawn unterworfen worden sein, wobei es sich bei dieser diffusen Erinnerung auch um eine Vermischung von Ereignissen in Malgus Träumen gehandelt haben könnte. Je später Malgus jedenfalls unter Kontrolle gebracht wurde, desto mehr spräche dafür, dass er auch während der Herrschaft des Ewigen Imperiums aktiv war. Malgus ist meiner Meinung nach ein unverbesserlicher Hardliner, wenn es um das Thema Krieg geht, zumindest in der Lore, die sich wie im Fall des gestürzten Sith-Imperators aber auch biegen und brechen lässt. Malgus war nie ein Fan des Vertrages von Coruscant, was auch vermuten ließe er hätte den von Darth Vowrawn geschlossenen und durch Kaiserin Acina gewahrten Friedensvertrag mit dem Ewigen Imperium verachtet. Nur, dass Vowrawn und Acina eben keine übermächtigen Gestalten wie Vitiate waren, sondern Sith, die Malgus schon in der Schlacht von Ilum auf der Seite des Dunklen Rats standen. Intrigante Figuren wie Vowrawn und Acina genoßen zweifellos nicht Malgus Respekt und selbst ihre Bemühungen, dass Sith-Imperium durch einen Friedensvertrag zu retten und im Geheimen zu stärken sorgten kaum dafür, dass ihr Ansehen in Malgus Augen gestiegen wäre. Denn zur gleichen Zeit als Vowrawn und Acina vor Arcann zu Kreuze krochen kämpften die Mandalorianer immer noch und selbst 5 Jahre später kämpften die mandalorianischen Clans immer noch weiter. Ich würde annehmen, dass Malgus genauso wie die Mandalorianer gegen Zakuul weitergekämpft hätte und diesen letzten wahren Kriegern der Galaxis immensen Respekt entgegenbrachte. Jetzt da die Mandalorianer zwischen der nach Frieden trachtenden Shae Vizla und der Kriegstreiberin Heta Kol gespalten werden wäre aber auch klar, auf wessen Seite Malgus zu finden wäre. Heta Kol und Darth Malgus wären in meinen Augen natürliche Verbündete, zumal Malgus meiner Meinung nach auch weniger ideologisch oder patriotisch gesinnt sein dürfte als andere Sith.

 

Malgus könnte gegenüber Imperialen durchaus den Anspruch erheben, dass er nie kapituliert hätte und dass die aktuelle Regierung des Sith-Imperiums aus Verrätern besteht, die schon in den letzten Kriegen vorwiegend ihren eigenen Wohlstand und Aufstieg im Sinne hatten - was im Fall des langgedienten Ratsmitglieds Darth Vowrawn voll und ganz den Tatsachen entsprechen sollte. In einer republikanischen Storyline wird Acina vermutlich tot sein und Malgus als von Vowrawns Imperium abtrünniger Extremist würde perfekten Sinn ergeben, aber auch auf imperialer Seite ließe sich immer noch damit argumentieren, dass Malgus Kaiserin Acina für eine schwache Opportunistin hält. Dass Acina eine Hand des Imperiums schaffen ließ wäre dann ein weiteres Argument, dass sie sich nicht einmal sicher sein kann die volle Loyalität ihrer Untertanen zu besitzen und daher eine eigene Geheimpolizei benötigt. Gäbe es nicht auch noch kompetente Ratsmitglieder wie Darth Krovos, dann könnte Malgus wohl auch bei Major Anri Zuspruch finden. Es sollte aber trotzdem noch genügend Imperiale geben die mit dem aktuellen Regime und seiner Politik unzufrieden sind. Malgus könnte sich ja ein Vorbild an Darth Angral nehmen, der auch vom Imperium verstoßen wurde, nachdem er seinen unsanktionierten Rachefeldzug gegen den Jedi-Orden begann und beinahe Tython zerstört hätte.