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Jubiläumsrückschau: Der vermeintliche Sith-Imperator

SWTOR wird 10 und da lohnt es sich auch wieder einmal auf Themen zurückzublicken, die bis zum Release im Dezember 2011 durchaus einige interessante Diskussionen und Spekulationen hervor gerufen haben, wie die wohl größte Frage aus dem Pre-Release: Wer ist denn dieser mysteriöse Sith-Imperator?

 

Bis zu dem Zeitpunkt als bekannt wurde, dass der Sith-Imperator nicht der dunkle Lord der Sith Ludo Kressh sein wird vergingen seinerzeit wohl 2 Jahre und noch bevor man Vitiates Namen wusste stand damals fest, dass er eben nicht der gute alte Ludo sein wird, sondern ein völlig neuer und damit noch mysteriöserer Charakter. Das der Sith-Imperator nach jahrelanger Spekulation und einleuchtender Theorien nun ein bis dahin völlig unbekannter Charakter sein würde enttäuschte durchaus einige, aber vor Dezember 2011 konnte noch kaum jemand auf Twitter damit drohen SWTOR den Rücken zu kehren, weil man die heilige Lore mit Füßen getreten hätte. Ich blicke nun trotzdem einmal zurück in diese Vergangenheit und hoffe erklären zu können, warum Ludo Kressh einst als perfekter Kandidat für die Rolle des Sith-Imperators dastand und was seither mit der Kressh-Dynastie geschehen ist.

 

Ludo Kressh wurde in den 1990ern als Charakter in den Tales of the Jedi-Comics (dt. die Jedi-Chroniken) im Story-Arc um das Goldene Zeitalter der Sith und den Großen Hyperraumkrieg eingeführt. Bis zum Erscheinen von SWTOR wurde die Lore um den dunklen Lord Kressh über die Jahre immer detailreicher, sodass sie auch Nachfahren Kresshs enthielt, welche das Ende des Großen Hyperraumkriegs überlebt hatten. Das ist der große Gegensatz zu den beiden anderen prominenten Tales of the Jedi-Charakteren seiner Ära, nämlich Naga Sadow und Marka Ragnos. Ragnos wurde in Jedi Knight 3 mit den Jüngern von Ragnos ein Denkmal gesetzt, doch er schien keine Nachfahren gehabt zu haben. Naga Sadow hingegen könnte durchaus Verwandte gehabt haben, aber in den Comics könnten diese offscreen ein Opfer seines Machtkampfs mit Kressh geworden sein, insbesonders als dieser Sadows persönliche Machtbasis angriff.

 

Visuell orientierte sich der Story-Arc um das goldene Zeitalter der Sith an antiken Vorbildern und vor allem dem bronzezeitlichen Ägypten. Die opulenten Roben und goldverzierten Rüstungen der Sith-Lords und ihrer republikanischen Zeitgenossen sollten auch einen Kontrast zur moderneren Ära der Filme und den Comics in der eher mittelalterlichen Ära Exar Kuns und Ulic Qel-Dromas darstellen (Iziz auf Onderon lässt sich ja mit einer Burg vergleichen, die passenderweise auch noch unliebsame Bürger vor die Stadtmauern verbannt hat). Ludo Kresshs Ära war eine der eine Expansion, zumindest für die Republik, welche damals noch unterstützt von den Jedi-Rittern ihren Mitgliedern half neue Territorien zu erobern und gegen Piraten und andere Problemquellen zu sichern. Es ist ein Zeitalter das in der Lore auch noch immer vom einstigen Hutten-Imperium (und dessen definitiv menschenverachtenden Praktiken) und der einst mächtigen Tion-Hegemonie (einstige Rivalen der Hutten, welche unter Xim den Despoten ebenfalls zu einer Großmacht geworden waren) überschattet wird. Die Republik ist zu diesem Zeitpunkt längst nicht so pazifistisch wie in späteren Jahrtausenden und man kann ihre Strategie durchaus als expansionistisch oder zumindest sehr aggressiv bezeichnen. Das Sith-Imperium ist zu diesem Zeitpunkt hingegen in einer sehr bequemen Position, da es über gesicherte Grenzen und der Außenwelt unbekannte Hyperraumkorridore verfügt - ungefähr wie das antike Ägypten, das durch die Wüste geschützt, auch nur eine begrenzte Anzahl von Einfallstoren für Invasionen bat. Die Sith könnten ihr goldenes Zeitalter des Friedens weitergenießen, doch nach dem Tod des dunklen Lords Marka Ragnos steht man an einem Scheideweg.

 

Der große legendäre Marka Ragnos war so etwas wie ein Mentor für Ludo Kressh und so scheint Kressh am Beginn des Story-Arcs wie der stärkere Kandidat als Ragnos Nachfolger. Doch Naga Sadow mit seinen feurigen Rufen nach Reformen und der Stichelei, dass seine Abstammungslinie wohl noch mehr Blut der nach Korriban verbannten dunklen Jedi enthält (damals durfte man wohl noch stolz auf den Inzest unter einigen seiner Vorfahren sein), ist ein unbeugsamer Rivale Kresshs und Sadow ist willig sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um selbst der dunkle Lord der Sith zu werden. Die Krise um Marka Ragnos Nachfolge hätte sich wohl einfach gelöst, wenn man es den beiden Rivalen erlaubt hätte ihren Konflikt bei Marka Ragnos Begräbnis zu einem eindeutigen Ende zu bringen, da sich die beiden vor Ragnos Grab zu duellieren begannen. Zwei kurz aufeinander folgende Ereignisse erschütterten jedoch das Machtgleichgewicht unter den Sith, denn zunächst mischte sich Ragnos Geist in das Duell seiner beiden möglichen Erben ein. Kressh besaß als Krieger einen gewissen Vorteil gegenüber Sadow, der sich im Verlauf ihres Duells auf seine wahrscheinlich überlegenen Machtfähigkeiten zu stützen begann. Durch Marka Ragnos zur Ordnung gerufen und mit einer Prophezeiung des Machtgeists, dass sich das Schicksal des Sith-Imperiums bald entscheiden würde, schlossen Kressh und Sadow vorerst wieder Frieden, wobei das aus meiner Sicht hauptsächlich auf Kressh zurückging, der sich Sadow politisch überlegen sah. Wenig später landeten jedoch zwei Hyperraum-Scouts der Republik auf Korriban und stellten die Außenpolitik des Sith-Imperiums mit ihren vermeintlichen Erstkontakt völlig auf den Kopf.

 

Jori und Gav Daragon (letzterer könnte republiktreuen Spielern bekannt sein, weil eines der Schiffe der republikanischen Flotte nach ihm benannt wurde) wurden von den Sith zunächst in einen Kerker geworfen und ihr Scoutschiff wurde beschlagnahmt. Als selbstständige Hyperraumscouts waren die beiden Entdecker zwar stets auf eigene Rechnung und eigenes Risiko unterwegs, doch ihr Versuch sich als Botschafter der Republik darzustellen ließ sie als mögliche Spione erscheinen. Obwohl die Sith noch nie Kontakt mit der Republik gehabt haben, misstrauten sie ihr, vor allem weil die Republik einst dafür gestimmt hätte die dunkle Jedi um Ajunta Pall hinzurichten, ehe der Jedi-Orden erreichen konnte, dass man diese Abtrünnigen "nur" ins Exil schickte. So landeten die Vorfahren der späteren dunklen Lords auf Korriban und brachten ihren Hass und ihr Misstrauen gegenüber der Republik mit sich. Dementsprechend stellt sich für den Rat der Sith nach der Ankunft der Daragons auch gar nicht die Frage, was die Republik ist oder ob man mit ihr verhandeln sollte, sondern nur wie man auf diesen Akt der Aggression reagieren soll. Ludo Kressh ist dafür sich auf die Verteidigung des Reichs vorzubereiten und die beiden Spione hinzurichten. Naga Sadow und sein Mentor Simus stimmen jedoch dafür die Spione auszuhorchen und ihre Informationen für eine Expansion des Imperiums zu nutzen. Was folgt erinnert vage an frühere Staffeln von Game of Thrones. Sadow fingiert einen Ausbruch der Spione und ermordet seinen Mentor mit einem republikanischen Blastermodell, woraufhin er die aufgeheizte Stimmung im Rat der Sith nutzt, um sich zum dunklen Lord ausrufen zu lassen. Kressh und seine Anhänger stürmen daraufhin aus dem Ratssaal. Kressh schwört Rache, weil ihm Sadow sein rechtmäßig zustehendes Amt gestohlen hat. Während Sadow beginnt Truppen aus dem ganzen Reich der Sith zusammenzuziehen und für einen Angriff auf die Republik vorzubereiten, hat Kressh seine Anhänger (darunter ein Lord namens Horak-mul, den man in der Klassenstory des Sith-Inquisitors als Geist auf Hoth trifft) um sich gescharrt und greift Sadows persönliche Festung an, um das Reich vor Sadows Plänen zu retten und sich den Titel des dunklen Lords zu sichern. Kressh scheitert jedoch spektakulär, als sich herausstellt, dass die Massassi-Krieger an Bord der Flaggschiffe seiner verbündeten Lords (darunter auch das Flaggschiff Horak-muls) in Wirklichkeit gegenüber Naga Sadow loyal sind. Der Putschversuch gegen den dunklen Lord Naga Sadow endet so in einem Massaker an Kresshs Verbündeten. In der darauf folgenden Auseinandersetzung gelingt es Kressh jedoch seinen Tod vorzutäuschen und Sadow in Sicherrheit zu wiegen, dass er sich seiner Feinde entledigt hat.

 

Ein großer Teil des Mythos um Ludo Kressh als trickreiches Stehaufmännchen kommt von dieser Niederlage gegen den Manipulator Sadow, denn während Sadow kurz darauf seinen großen Hyperraumkrieg mit der Republik entfesselt beginnt Kressh in Sadows Abwesenheit neuerlich Verbündete um sich zu scharren, vor allem unter den Reserven, die Sadow nicht in den Krieg gefolgt waren. Als Sadows Front kollabiert, nachdem er von Gav Daragon verraten wurde, kehrt ein Teil der geschlagenen Sith-Truppen unter Sadows Kommando nach Korriban zurück, um sich neu zu formieren und mit frischen Verstärkungseinheiten die gelichteten Reihen zu schließen. Doch anstatt von loyalen Reservisten begrüßt zu werden, die hoffen als Teil einer zweiten Welle gegen die Republik los schlagen zu können, trifft man im Orbit Korribans auf eine von Ludo Kressh geführte Flotte, die Sadows Treiben endgültig ein Ende setzen will. Es endet, wie es enden muss, als der militärisch unterlegene Sadow einem Kamikaze-Kommando befiehlt Kresshs Flaggschiff zu rammen, um die Schlacht schlagartig zu beenden. Sadow gewinnt, doch seine Truppen wurden noch weiter dezimiert und auch die Verstärkung ist nun schwer angeschlagen. In diesem Moment des Chaos taucht dann auch noch eine republikanische Flotte aus dem Koros-System auf, die von Kaiserin Teta kommandiert wird. Diese Flotte bricht schließlich das Rückgrat der Sith-Armada und treibt Naga Sadow dazu, bis nach Yavin 4 zu flüchten.

 

Was wäre jedoch gewesen, wenn Ludo Kressh in weiser Voraussicht, dass Sadow ihn einmal mehr persönlich zu töten versuchen wird, neuerlich seinen Tod vorgetäuscht hätte? Genau damit begannen die Spekulationen darum, das Ludo Kressh überlebt und den Exodus der Sith-Imperialen angeführt haben könnte, wie er in der Lore von SWTOR beschrieben wurde. Während die Republik also begann das alte Reich der Sith zu zerschlagen und einen Völkermord zu begehen, indem man alle reinblütigen Sith ausrottete, evakuierte Kressh als legitimer dunkler Lord seine Anhänger und solche die er als nützlich betrachtete, wofür er während Sadows Abwesenheit bereits den Grundstein gelegt haben könnte. Als derjenige, der das Reich verteidigen und retten wollte, wäre es wohl auch eher Kressh gewesen, der sich mit der Möglichkeit beschäftigt hätte eine mögliche Evakuierung vorzubereiten und einen Untergang des Imperiums vorzutäuschen. All das schien einfach wie die Faust aufs Auge zu Ludo Kressh zu passen, der dann im Endeffekt nur Sadows Anhänger und all die Verräter am Rest des Reichs der republikanischen Gegenoffensive geopfert hätte. Ich finde es heute noch schade, dass man Ludo Kresshs Charakter nicht auf diese Weise geadelt und zu mehr als nur Sadows miesepetrigen Gegenspieler gemacht hat.

 

Auch die bis Dezember 2011 veröffentlichten Lore-Videos schienen zur Vorstellung zu passen, dass Ludo Kressh auf dem Thron des Sith-Imperators sitzen würde. Zunächst einmal war da jene Situation in der ein Sith-Infiltrator mit seinem Jedi-Padawan auf Yavin 4 entsandt wurde, um vordergründig im Auftrag des Jedi-Ordens Naga Sadows Geist zu bannen. Sadows Geist und Kressh hätten sich zweifellos einiges zu sagen gehabt, doch beide nutzten Marionetten, auch wenn Sadows Geist ziemlich direkt durch den gefallenen Padawan Eison Gynt sprach und der Sith-Imperator eher indirekt den Jedi-Meister und heimlichen Sith-Infiltrator Barel Ovair nutzte. Meister Ovair ließ Gynt auf Yavin 4 zurück und als es dem einstigen Padawan nach Jahren gelang besessen von Sadows Geist nach Coruscant zu reisen, konnte sich Ovair neuerlich gegen Gynt/Sadow durchsetzen. Der Diener des Sith-Imperators triumphierte über einen Diener/Avatar Naga Sadows, so als hätte Ludo Kresshs überlegenes Können am Ende doch über Naga Sadows Zauberkünste triumphiert. Es ließe sich zwar auch behaupten, dass Ludo Kressh nie das verschwörerische Talent bewiesen hatte, das der Sith-Imperator an den Tag legte, etwa indem er die Mandalorianer aufhetzte gegen die Republik zu kämpfen oder dass er über mehrere Jahrhunderte den Jedi-Orden infiltrieren ließ. Und Ludo Kressh hätte ja auch Revan zum Sith-Lord machen müssen. All das schien sich mit dem konservativen Hardliner aus den Comics nicht vereinbaren zu lassen, denn was hätte der schon für Nicht-Sith oder Söldner übrig gehabt? Aber 1300 Jahre lassen einen Mann sicher auch reifer werden und Kressh war nicht unklug, er konnte nur nicht mit Sadows selbstzerstörerischen Strategien Schritt halten. Kressh verstand es durchaus intelligente Entscheidungen zu treffen, als er etwa seinen Tod vortäuschte und Sadow seinen Nachschub abschnitt, da er mit den verbliebenen Truppen der Sith durchaus noch Hoffnungen haben konnte einen Angriff der Republik abzuwehren. Meiner Meinung nach war Ludo Kressh mehr Realist als Naga Sadow, denn die absurde Vorstellung mit den Truppen der Sith die ganze Republik überrennen zu können sollte doch sofort Sadows Zurechnungsfähigkeit in Frage stellen. Sadows Expansionspläne waren größenwahnsinnig und entsprachen bei weitem nicht den realen Gegebenheiten, auch wenn er mittels Machtillusionen ein weit größere Invasionsstreitmacht vortäuschen konnte. Langfristig hätten die Sith mit diesen Illusionen jedoch kaum eine effektive Besatzung aufstellen können. Innerhalb des modernen Sith-Imperiums würde ich mir daher vorstellen, dass es gerade in der Sphäre für Militärstrategie so etwas wie eine sadowsche und kresshsche Denkschule gibt. Darth Marr würde ich etwa der kresshschen Denkschule zuordnen, während ich Sith wie Darth Angral als geistige Erben Sadows sehe (Kämpfer ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Sinn für langfristige Erfolge). Da stellt sich auch die Frage, ob man Darth Malgus auch als einen sadowschen Strategen sehen kann, denn immerhin endete sein Krieg gegen das Imperium und die Republik auch in einem Desaster, weil er sich durch sein aggressives Auftreten in einem Zug schon zu viele Feinde gemacht hatte. Malgus vernachlässigte es wie Sadow seine neu gewonnene Machtbasis abzusichern und er warf stattdessen gleich alles in die Schlacht.

 

"Kanonisch" wurde Ludo Kressh zwar nicht zum Sith-Imperator, sondern starb tatsächlich kurz vor Beginn der republikanischen Gegenoffensive. Doch er wurde zumindest von seinem Sohn Elcho Kressh überlebt, der laut Legends-Lore in den nächsten 2 Jahren nach Ludos Tod eine Armada aus Piraten und Feinden der Republik um sich sammelte, mit der er eine Rache-Kampagne gestartet hätte, wäre er nicht überraschend nach einem Trinkgelage verstorben. Während dieser Kressh in SWTOR keine große Rolle spielt und man sich fragen kann, wie er oder seine Erben im Verhältnis zu Vitiates Sith-Imperium standen, gibt es jedoch eine handvoll andere Kressh, die tatsächlich in der Kontinuität von SWTOR auftreten und eine Rolle gespielt haben.

 

Die bekannteste Kressh in der Lore von SWTOR ist sicherlich Exal Kressh, die einstige Schülerin des Sith-Imperators, aus dem SWTOR-Comic Blut des Imperiums. Exal Kressh war der Prototyp für die "Kinder des Imperators" und als Schülerin des Imperators genoß sie innerhalb des Imperiums einen extrem hochrangigen Status, zumal die Kressh-Dynastie seit 1300 Jahren als direkte Nachfahren Ludo Kresshs und damit auch wie Lebensblut des Imperiums wirkte. Kresshs Verrat am Imperator führte jedoch auch dazu, dass Vitiate ihre gesamte Familie liquidieren und alle Aufzeichnungen über sie schwärzen ließ. Die Kresshs waren eine viel zu stolze und oftmals eigenwillige Familie, die sich Vitiates Willen nicht immer gebeugt hatte. Exal Kressh war dabei wohl nur die letzte Verräterin aus dem Hause Kressh, denn es gab ja auch Vodal Kressh und dessen Kult auf Athiss. Kresshs Grab auf Athiss und sein steinzeitlich anmutendes Gefolge lassen die Frage offen, ob dieser Zivilisationsverlust eine Folge des "Embargos" gegenüber der verbotenen Welt Athiss war oder ob Vitiate die Welt einst buchstäblich in die Steinzeit zurückgebombt hat. Vodal Kressh wird jedenfalls zugeschrieben einst einer der mächtigsten Sith-Alchemisten des Imperiums gewesen zu sein, doch es soll sein "Wahnsinn" gewesen sein, der ihn dazu trieb sich gegen den achso gutmütigen Sith-Imperator aufzulehnen. Damit haben wir zumindest zwei Beispiele dafür wie sich Mitglieder des Kressh-Clans über die Jahrhunderte gegen Vitiate aufgelehnt haben, bis er ihre Familie vermeintlich auslöschen ließ. Wir wissen allerdings nicht wie erfolgreich Vitiate mit seinen Bemühungen wirklich war. Die Kresshs werden über 1300 Jahre wohl ohnehin kaum allein durch Inzest fortbestanden haben, sodass es durchaus "heimliche" Kressh-Erben geben sollte. So stolz wie manche reinblütige Sith auf ihre Abstammung sind, wäre es zwar möglich gewesen die Abstammung von einem Mitglied der Kressh-Familie festzustellen, doch wo zog man  beim Verwandtschaftsgrad die Grenze? Bei einer Verfolgung bloßer "Kressh" hätten zumindest allerlei Kressh-Cousins überlebt, deren Väter oder Mütter den Familiennamen ihres Ehepartners angenommen haben und die wären dann nur eine Namensänderung davon entfernt Haus Kressh wieder aufleben zu lassen. Ich persönlich glaube oder hoffe ja, dass sich die Kresshs nach Vitiates Tod nun endlich wieder aus der Deckung wagen werden. Eine in der Lore derart langlebige Sith-Familie hätte ich gerne auch abseits meines persönlichen RPs auch gerne wieder im Sith-Imperium. Angesichts der imperialen Praxis, dass uns Sith-Namen so gut wie nichts über familiäre Beziehungen verraten könnten sich ja schon heute einige Kresshs unter der imperialen Führungsriege verstecken.

 

Die Kressh-Familie symbolisiert für mich jedoch auch ein viel größeres Problem im Sith-Imperium, nämlich den Umstand, dass Vitiate über 1300 Jahre sehr viele Kulte und sogar Machtgeister unterdrückt hat. All diese Mächte die er 1300 Jahre lang in Schach gehalten hat sollten sich ja nun wieder ihren Weg an die Oberfläche bahnen, aber bisher haben wir noch nicht soviel davon gesehen, dass die dunkle Seite von Vitiates Einfluss befreit ist. Manche Charaktere wie Lana Beniko haben bis jetzt zwar kommentiert, dass man fühlen kann wie Vitiates langer Schatten endgültig verschwunden ist, aber ich würde das gerne auch irgendwo verdeutlicht sehen können. Vitiates Schwäche hat vielleicht dazu beigetragen, dass die Revaniter entstehen konnten und der in 7.0 auftreten Sith-Kult in der neuen Operation ist auch vielleicht etwas, das unter Vitiates Herrschaft noch nicht entstanden wäre. Die Lore lässt sich derzeit durchaus so interpretieren, dass die dunkle Seite von einem schwerwiegenden Dogma und seiner Inquisition befreit wurde, aber nur wenn man den Interpretationspielraum nutzt, der zwischen Lanas Aussagen, den Beschreibungen in der Lore und dem Mangel an anderweitigen Aussagen von Autoren oder Ingame-Charakteren besteht. Ich denke jedoch auch daran, dass es im alten Dunklen Rat eine Sphäre für Sith-Philosophie gab, die häretische Ansichten und Sith-Kulte bekämpft haben soll. Diese ist im neuen Dunklen Rat sogar ein Teil der Sphäre für Sith-Doktrin und wäre unter der Aufsicht von Darth Anathel. Entweder dieser kümmert sich lieber um Sith-Artefakte oder seine persönliche Reliquiensammlung, anstatt seinen Aufgaben nachzukommen oder er hat andere Gründe dafür neue Sith-Kulte entstehen zu lassen. Natürlich kann Anathel seit 6.0 auch tot sein und die imperiale Bürokratie ist zweifellos nicht die energischste, wenn sich Zuständigkeiten schlagartig ändern können. Außerdem mangelt es dem Imperium derzeit vielleicht ohnehin an qualifizierten Sith-Lords, etwas das sich vielleicht aus Colonel Golahs Worten auf Dantooine heraushören lässt. Wirkliche Experten wie Darth Silthar dürften dieser Tage wirklich selten anzutreffen sein, während sich Golah mit ungehobelten und wahrscheinlich unqualifizierten Lords herumschlagen muss (der imperiale Bergungsdienst untersteht ja auch der Sphäre für Sith-Doktrin und somit dem gleichen Superministerium, das auch Sith-Kulte und dergleichen eindämmen müsste).