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Jubiläums-Enttäuschungen

Es ist noch nicht lange her, da versprach BioWare noch ein großes Fest zum 10jährigen Jubiläum und ein ganzes Jahr voller erfreulicher Überraschungen...

 

Im Grunde hätte man das 10jährige Jubiläum ganz einfach gelingen lassen können, wenn man eine Menge Content vorbereitet und 2022 freigeschaltet hätte. So wie in vergangenen Zeiten, als man sich noch 3-5 größere Game Updates innerhalb eines Jahres erwarten konnte. Und so sparsam wie BioWare in den letzten Jahren mit Content umging, meist unter Betonung man würde "under the hood" einiges umkrempeln, hätte man sich ja wirklich erhoffen können, es wird da was in der Pipeline verstaut.

 

Nun wurde 7.0 vor einigen Wochen auf Februar 2022 verschoben und an sich ist da für mich persönlich noch gar nicht so enttäuschend gewesen. Das Addon um 2 Monate zu verschieben, weil es auf dem PTS noch fehlerhaft war ist ein triftiger Grund den Launch zu verzögern. Aber nach einigen Monaten(?) auf dem PTS schien mir diese Entwicklung auch irritierend langwierig. Zuerst ließ man uns mit einem PTS-Build herumspielen, der kaum anders beschrieben werden kann, als noch kaum verkabelt, dann ging gefühlt kaum etwas weiter. Es schien sich nichts zu bewegen und das auch im Marketing-Bereiche. Fast bis zur Ankündigung der Verschiebung hatten wir nicht einmal das Cover-Art von 7.0 und zuvor hatte man schon angekündigt die neue Operation bis Februar verschieben zu müssen. In meinen Augen hat LOTS schon seit seiner Ankündigung eine Reihe von Problemen und es ist BioWare gegenwärtig unmöglich die Zweifel an einer rosigen Zukunft des Spiels auszuräumen, egal wie viele Statements von Lead Producern da noch kommen mögen.

 

Was soll man da noch sagen? Es läuft einfach nicht. Läge mir das Spiel nach 10 Jahren nicht noch immer irgendwie am Herzen wäre es wohl schon lange aus für mich. Aber auch so bin ich zumindest frustriert und werde SWTOR für die nächste Zeit meiden. Auch BioWare ist nur eine Firma, weshalb das ganze 7.0 Fiasko wahrscheinlich an irgendwelchen blockierten Arbeitsabläufen liegen wird. Vielleicht hat jemand gekündigt und die Nachbesetzung fehlt oder Corona sorgt dafür, dass einzelne Mitarbeiter bocken und das ganze fein geölte Getriebe zum Erliegen bringen. Selbst Papa Keith hat sich den Launch von 7.0 wohl anders vorgestellt, aber trotz der Erfahrungen die man seit 2020 mit einer globalen Pandemie und sehr stark schwankenden Arbeitsmöglichkeiten sammeln konnte, am Ende läuft nie alles nach Plan. Man könnte meinen BioWare und die verantwortlichen Manager haben es verkackt und vielleicht liegt man damit sogar goldrichtig, aber an solche Interna wird man als einfaches Mitglied der Community nie kommen können. Es kann wie gesagt auch an irgendeinem Nagelöhr liegen, das sich durch die Krise einfach zu stark verengt hat. So gesehen kann und will ich BioWare oder die namentlich bekannten Producer nicht verurteilen, es gilt also die sprichwörtliche Unschuldsvermutung. Egal was passiert ist, das 7.0 Fiasko war nicht in diesem Ausmaß vorhersehbar. Auch 2021 bzw. 2020 gab es schon coronabedingte Verzögerungen. Zunächst einmal wurde das Kapitel um Tenebrae verzögert und kam gemeinsam mit dem jüngsten Mandalorianer-Flashpoint heraus. Scheinbar lag das daran, dass man 2020 während der ersten Lockdownwellen durch die geschlossenen Tonaufnahmestudios ausgebremst wurde. Ich spekuliere daher auch, dass das Fest des Wohlstands (Feast of Prosperity) ursprünglich etwas mehr echte voice over Szenen gehabt hätte, wenn uns da nicht etwas einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. 2020 steckte man so etwas aber im ersten Schock wohl noch weg und immerhin hat man seit 4.0 bei "Nebenquests" ohnehin schon immer wieder mal die Vollvertonung eingespart. 2021 passierte aber auch sehr wenig, wobei man das jedoch im Sommer mit der Ankündigung von 7.0 rechtfertigen konnte.

 

Vielleicht war für 2022 tatsächlich einiges geplant, aber man kommt in Sachen SWTOR mit den Jahren immer öfter auch in Erklärungsnot. Ich will das Tun und Treiben der Entwickler hier nicht rechtfertigen, dafür wurde ich auch schon zu oft enttäuscht und ohne Erwartungen an das Spiel heranzugehen ist zwar schön emotionslos, aber wenn ein Spiel bei mir keine Emotionen mehr mobilisieren kann ist es im Grunde komplett vorbei. Was sich zu den 2022er Plänen feststellen lässt ist, dass es laut Datamining ein Daily-Gebiet(?) zur Mandalorianer-Storyline geben sollte. Ein solches Daily-Gebiet ist seit 5.0 zu etwas geworden, das man sich nur einmal im Jahr erhoffen darf. Wird es also noch 2022 veröffentlicht, dann wird es zusammen mit dem Daily-Gebiet auf Manaan erstmals seit 2012 (Das schwarze Loch + Sektion X) wieder zwei Daily-Gebiete innerhalb eines Jahres geben (2013 gab es den bis dato unerreichten Höchststand von 3 Daily-Gebieten mit Makeb, CZ-198 und Oricon). Damit hätte man dann für 2022 ausgesorgt und kann alles andere bis 2023 liegen lassen... wenn man es sich einfach machen will und ich befürchte das wird man tun (müssen?). Meine Vorstellungen von einem 10jährigen Jubiläum sehen halt anders aus, nämlich nach Game Updates im 2 oder zumindest 3-Monats-Rhytmus, von denen zwar auch nicht alle so wuchtig sind wie der Start eines neuen Daily-Gebiets, aber zumindest etwas bringen. Die aus 7.0 ausgegliederte Ops und das mandalorianische Daily-Gebieten hätten 2022 schon auf ein 7.1 und 7.2 gebracht. Fehlt nur noch Stoff für 7.3 und 7.4 um meine Minimalanforderungen zu erreichen. So ein Flashpoint oder Story-Kapitel wie für Tenebrae könnte durchaus ein 7.3 füllen und ein neues Kriegsgebiet wäre dann wohl auch ein 7.4 wert. Fertig ist das Jubiläumsjahr mit 4 Game Updates! Zwar immer noch kein 2012 (2 Events, das Vermächtnissystem, 2 Ops, 2 FPs, 2 Daily-Gebiete, die HK-51-Questline) oder 2013 (1 Event und das Ruf-System, 2.0 mit allem drum und dran, CZ-198 mit 2 FP, Oricon mit 2 Ops und der Pre-Launch von GSF) oder 2014 (der vollwertige GSF-Launch, 4 FPs , Housing und 3.0 mit allem drum und dran) oder 2015 (Ziost und 4.0) oder 2016 (7 Kapitel KotFE, die Ewige Meisterschaft und 5.0) oder 2017 (5 Uprisings, Iokath als Daily-Gebiet und Beginn des Rollouts der neuen Ops, Umbara, Copero), aber zumindest schlägt man dann 2018 (Nathema, Ossus), 2019 (Dantooine, 6.0), 2020 (Swoop Rally, Feast of Prosperity, Tenebrae, Shae Vizlas Flaggschiff) oder 2021 (Dantooine als Flashpoint). Rückblickend ging es meiner Einschätzung nach zwar nach 5.0 bergab, aber noch nicht sofort. Das kritische Jahr für SWTOR scheint wohl 2018 gewesen zu sein, obwohl ich für Nathema und Ossus feststellen möchte, dass die Qualität der Story hier durchaus einen ihrer Höhepunkte feiern konnte. Qualität statt Quantität schien als Beschreibung ganz gut zu passen. Aber dann hielt man uns fast ein ganzes Jahr hin, bis 6.0 veröffentlicht wurde. Zwischendrin wurde zwar Dantooine eingeführt und als Schauplatz für ein Event benutzt, aber sonst passierte nichts. Dieses Jahr zwischen Ossus und Onderon ist daher für mich auch der moderne Tiefpunkt von SWTOR.

 

SWTORs Talfahrt fand mit 6.0 jedoch kein Ende, denn dann kam 2020 und trotz zweier Events und interessanter Story-Schnipsel zwischendurch gab es nur ein Story-Kapitel und einen Flashpoint. Ich bin persönlich kein allzu großer Fan des Tenebrae-Kapitels, auch wenn es viel Fan Service bietet, weshalb ich es auf keinen Fall mit Nathema oder Ossus vergleichen würde. Nathema hatte klassen- und entscheidungsspezifischen Content, das toppt für mich jeden Gastauftritt von Revan oder anderer Machtgeister. Der Mandalorianer-FP war interessant, ist jedoch nur wenig mehr als ein Teaser. Heta Kols Motive sind bisher noch schwer zu verstehen und ihre Allianz wurde auch nur sehr rudimentär vorgestellt. Man muss sich die Lore zu diesem Story-Arc schon selbst aus Kodexeinträgen und Wiki-Artikeln zu den Mandalorianischen Kriegen und deren Folgen zusammenbasteln, um zu verstehen was da gerade passiert ist. An sich bin ich ja ein Freund der Möglichkeit sein Verständnis der Lore zu vertiefen, aber gerade in SWTOR bleibt immer so einiges auf der Strecke, weil es geschnitten wird. Wechselnde Autoren, nicht verwendbare Dialoge und vergessene Charaktere machen es ziemlich schwierig so einiges als schlüssige und stimmige Storyline darzustellen. SWTOR ist  storymäßig leider oft auch nur ein Flickwerk, gerade wenn man versucht lose Fäden aufzugreifen, die vor Jahren entstanden sind. Natürlich, ich setze hier vielleicht zu hohe Standards an, denn dauerhaft kann kein shared universe so gut funktionieren, dass es wie aus einem Guss wirkt. 2019 war ein Tiefpunkt, 2020 ließ uns diesen Umstand noch einmal so richtig spüren und 2021 streute mit der Verschiebung von 7.0 auf 2022 noch einmal Salz in die Wunde. Es hängt also alles irgendwie an 2022 und dabei fängt dieses Jahr für SWTOR erst Ende Februar an. Eh irgendwie praktisch, wenn man die Länge eines Jahres für sich so einfach reduzieren kann. Statt 12 Monaten muss man so nur 10 Monate feiern und dieses letzte Monat kann man im Dezember 2022 auch irgendwie auslaufen lassen, gibt ja das Lebensfest, Doppel-EP und irgendeinen Kartellmarkt-Abverkauf mit dem es sich dann bequem machen kann. Bleiben unterm Strich nur 9 Monate in denen man die Leute irgendwie damit unterhalten muss ein Jubiläumsjahr zu feiern.

 

Wäre SWTOR kein "Live-Service" wären Verschiebungen gar nicht so problematisch. Aber wer ein Abo laufen hat bezahlt für all diese Leerläufe und ich gebe zu, 2019 hat meine langjährige Abo-Serie auch gebrochen. Am Beginn des Jubiläumsjahrs 2022 warte ich jetzt auch wieder einmal darauf, dass mein Abo ausläuft. BioWare wird mich als abgekämpften Veteranen 2022 neu ködern müssen. Zum Glück für BioWare hat man sich immer wieder neue Generationen von Influencern geschaffen, die man bis zu einem gewissen Zeitpunkt mobilisieren kann. Natürlich verläuft auch deren "Lebensdauer" zyklisch und wer jetzt schon 10 Jahre oder angesichts des langen und gespannten Wartens auf den Release 2011 auch länger mit an Bord ist hat schon den Aufstieg und das Ende so mancher Blogs, Podcasts oder Channels erlebt. Nur weil es mir keinen Spaß mehr macht auf Content zu warten muss das ja nicht für andere gelten. Hinsichtlich meiner Erwartungshaltungen ist es sehr wahrscheinlich sogar von Nachteil, dass ich in den goldenen Jahren mit SWTOR gestartet bin und zuvor schon auf den Launch hinfieberte. Quantitativ geht es da für mich natürlich bergab und so gern ich hier immer wieder auch aufzähle wie man bis 2019 noch mehr Content pro Jahr erwarten konnte, wer diese Jahre nur am Rande oder gar nicht miterlebt hat, der spürt diesen Schmerz auch nicht. Gerade im Star Wars Fandom wird einem für solche Worte hin und wieder "nahe gelegt", man solle doch einfach zur Seite treten (oder auch weniger charmant vom Franchise zu verabschieden), um eben mehr Platz für eine neue Generation zu machen. Ich glaube nicht jemandem im Weg zu stehen, darum geistere ich hier immer noch herum. Für mich ist das Problem von SWTOR keine Generationsfrage, sondern ein Produktionsproblem. Wie bei einer Serie die nach 7 Seasons beginnt die Laufdauer ihrer Staffeln zu verkürzen und dafür zunächst Terminkonflikte oder ähnliches vorschiebt, hat auch SWTOR meiner Meinung nach seinen Zenit überschritten. So ein Statement ist jetzt nichts ungewöhnliches, weil SWTOR ja schon seit 2012 nachgesagt wird es wäre tot oder gerade am Sterben. Diese Stimmen werden nie leiser, seit SWTOR 2012 von einem reinen Abo-Modell auf ein hybrides F2P-Modell umgestiegen ist. Der damalige "Einbruch bei den Abo-Zahlen" war in den Worten der Griefer der Untergang von SWTOR. Vergleichsweise stand man 2012 und erst recht 2013 jedoch am besten da, soweit es die Menge an frischem Content betraf. 

 

Ich glaube SWTOR hat eine Chance auf eine Renaissance und da sich dieser Spruch reimt muss er ja wahr sein. Die Pandemie und all ihre Probleme haben wohl auch bei BioWares Arbeitsprozessen einiges offen gelegt und Probleme aufgezeigt, die sich sonst in normalen Jahren unter den Teppich kehren lassen. Man hat nun die Möglichkeit diese Fehler zu analysieren und zu korrigieren. Sobald die "erschwerenden Faktoren" dann wieder wegfallen kann man zu einem Normalbetrieb zurückkehren und beginnen die notwendige Kurskorrektur einleiten. Dann wird SWTOR vielleicht zumindest wieder an die frühen 5.0-Jahre anknüpfen können. Oder es geht einfach so weiter, was aber für die nächste Jahre dann wohl auch egal ist, denn je weniger man produziert, desto günstiger wird das Spiel auch, bis man nur noch einige Wartungskosten übrig hat. Wenn, dann traue ich mir zumindest eine gewagte Prognose für die Zukunft zu, nämlich dass SWTOR eines Tages still und leise von uns gehen wird, der Weg dahin kann aber auch noch 10 Jahre betragen, denn das einzige was SWTOR abrupt den Stecker ziehen KANN ist eine Auflösung des bestehenden Vertrages mit Lucasfilm. Sollte sich EA gänzlich vom Star Wars Franchise verabschieden, dann wäre dass das garantierte Ende von SWTOR. Aber solange EA nur seine Exklusivrechte für die Entwicklung von Star Wars Games aufgegeben hat ist nichts verloren. Das attraktive an SWTOR ist ja auch, dass man alle bisherigen Ausgaben der Entwickler als sunk costs ansehen kann. Was an Content da ist kostet jetzt nichts mehr und nur darauf aufzubauen verursacht neue Entwicklungskosten. Würde man dieser Theorie bedenkenlos folgen wäre alles möglich, auch eine Art Relaunch (es ist ja alles nur eine Geldfrage, selbst die technische Problematik). Die Frage wäre halt wie viel SWTOR als Marke wert ist und wie viel Gewinn man sich für ein Investment erwarten könnte. Selbst das aktuelle Addon fußt ja etwas auf dieser Logik, würde man sich keine entsprechenden Mehreinnahmen erwarten, würde es auch schon keine Game Updates oder Addons mehr geben. SWTOR ist also immer noch lukrativ. Ich meine nur es wäre trotzdem nicht realistisch, dass eine enorme Geldzufuhr auch gleich die Qualtität oder Quantität des Contents dauerhaft verbessern würde bzw. dass das auch die Spielerzahlen in gleichem Ausmaß in die Höhe treibt. So als Außenstehender kann ich nur spekulieren, wie es um den materiellen "Erfolg" von SWTOR bestellt ist. Die tatsächlichen Zahlen haben nur jene, die jetzt auch der Verschiebung von 7.0 auf Februar zugestimmt haben.

 

SWTORs Zukunft ist wahrscheinlich auch die Zukunft von BioWare Austin, denn von all den Nebenprojekten die BioWare in Austin gestartet hat kam am Ende nur der DLC zu Dragon Age bis zum Release. SWTOR ist wohl das was BioWares Austin-Studio am Leben und zusammen hält, zumal die ursprünglichen BioWare-Studios allesamt immer noch in Kanada beheimatet sind. Der texanische BioWare-Ableger hat deshalb auch kein Dragon Age oder Mass Effect in seinem Portfolio, sondern eben nur Mithilfe beim einen oder anderen DLC und eben SWTOR. Ohne SWTOR wäre es für EA als "seelenloser Konzern" das einfachste BioWare Austin zu liquidieren, so wie sie es schon mit zig anderen Studios gemacht haben, nachdem deren IPs durch allerlei Interventionen von oben ruiniert worden sind. Selbst einigermaßen erfolgreiche Franchises wie Mass Effect hatten unter strikten Zeitplänen und von oben verordneten technischen Wünschen zu leiden. EA ist nach allgemeiner Ansicht ein Meister darin erfolgreiche Franchises aufzukaufen und dann durch bürokratische Machtspielchen oder simples Missmanagement zu ruinieren. Command & Conquer oder Sim City sind hier zwei bekannte Beispiele. Für den C&C Remaster musste EA dann sogar soweit gehen das Studio der einstigen Westwood-Mitarbeiter die C&C einst geschaffen haben anzuheuern, eine gewisse Schmach für den Konzern-Giganten der C&C komplett ruiniert hat. Statt  auf ein C&C Generals 2, Alarmstufe Rot 4 oder die glorreiche Rückkehr Kanes darf man in dieser Timeline nur darauf hoffen, dass EA sich vielleicht überzeugen lässt auch noch einen Remaster von Alarmstufe Rot 2 und Tiberian Sun in Auftrag zu geben. Soweit es EA Games betrifft hofft man als Fan der verlorenen Franchises nicht bloß auf Remaster weil man sich vielleicht als Hippster identifiziert, sondern weil dass das einzige ist, bei dem EA sehr wahrscheinlich nichts verbocken wird. Insofern begrüße ich es ja, dass man auch das Remake von KotOR I an Aspyr ausgelagert hat, ein Studio, dass zudem schon diverse Remaster älterer Spiele für PC, Tablets und die Nintendo Switch produziert hat. Interessanterweise scheint Aspyr wiederum auch einige Ex-Mitarbeiter von BioWare Austin aufgenommen zu haben, deren Wissen über das KotOR-Franchise sich nun für das Remake nutzen lässt. 

 

Der Erfolg des KotOR Remakes könnte SWTOR durchaus helfen, aber auch unerwartet das Erbe von BioWare Austin retten. Bis jetzt bemüht sich Lucasfilm noch darum, so ziemlich alle Star Wars Produktionen innerhalb des gleichen Kanons anzusiedeln. Aber die Spielregeln sind jüngst etwas gelockert worden, wenn man sich Star Wars Visions ansieht. Zugleich gibt es den begründeten Verdacht, dass auch das KotOR Remake außerhalb des gegenwärtigen Kanons spielen wird. Und so nebenbei gibt es nun jährlich Neuauflagen alter populärer Star Wars-Romane als Teil der Essential Legends Collection. SWTOR ist zwar nicht dem neuen Kanon unterworfen, doch der Lore Keeper in der Star Wars Story Group von Lucasfilm führt immer noch eine Legends-Datenbank für SWTORs Lore-Bedürfnisse. Diese Datenbank könnte wohl auch dazu dienen das KotOR-Remake abzusichern. Die wirklich große Frage und Herausforderung wäre meiner Meinung nach jedoch, ein Remake von KotOR II. Da weder Obsidian, noch BioWare an diesem Remake beteiligt wären (sofern es nach KotOR I auch wieder von Aspyr produziert wird) und das Spiel in seinem Urzustand ein überstürzter und brutal geschnittener Release war stellt sich die Frage, ob Aspyr diese entstellte Fassung von KotOR II verwenden wird oder ob man einen entscheidenden Schritt weiter geht - und seine eigene Version des KotOR II Restoration Projects startet. Allerdings würde auch dann noch einiges fehlen, das als Cut Content bekannt ist. Aspyr könnte folglich gezwungen sein KotOR II einige Ergänzungen zu verpassen. Ob den KotOR II-Fans das dann noch gefällt? Ehemalige SWTOR-Entwickler könnten dem KotOR I-Remake schon ihren Stempel aufdrücken, wobei es da noch nicht so auffallen würde. Bei KotOR II und dem möglichen Bedarf an neuen Content würden sich da schon mehr Möglichkeiten eröffnen. 

 

KotOR als Franchise wiederzubeleben wird Lucasfilm nicht wagen, da es anders als EA keine Tendenz hat Spielefranchises so zu ruinieren wie C&C.  Lucasfilm hat außerdem andere Prioritäten und hätte gerne Produkte die zu seinen Plänen passen, womit der aktuelle Kanon und bestimmte Abschnitte der Timeline gemeint sind. Sollte sich Lucasfilm eines Tages wieder der Old Republic-Ära zuwenden, dann können wir gerne über KotOR III spekulieren, aber im Moment halte ich ein ein KotHR für eine sehr wahrscheinliche Alternative. Knights of the HIGH REPUBLIC würde ideal in Lucasfilms gegenwärtige und mittelfristige Pläne für das kanonische Gegenstück zur Old Republic passen. Die High Republic Romane sind bis jetzt wohl das erfolgreichste Nicht-Film und Nicht-Serien-Projekt des neuen Kanons. Sie werden auch den Hintergrund für das kommende Star Wars Eclipse Videospiel bilden und 2023(?) ist mit THE ACOLYTE sogar eine Serie aus der späten High Republic-Ära geplant. Ich halte The Old Republic II oder KotOR III-Spekulationen für völlig haltlos, wenn man bedenkt wie viel Energie und Ressourcen Lucasfilm in diese neue Ära steckt. Man stelle sich vor, was aus der Old Republic-Ära geworden wäre wenn sie gleich mit Romanen, Comics, einem Videospiel und einer SERIE gestartet wäre. Zugegeben, ich finde auch die loretechnischen Umstände der High Republic-Ära schlüssiger und interessanter als die aus KotOR I oder II. KotOR I und II orientierten sich zu stark an den Prequels und ignorierten dabei auch die bestehende Lore aus den Comics (Tales of the Jedi/die Jedi-Chroniken) auf denen sie eigentlich aufbauen sollten. Man setzte lieber auf Wiedererkennungswert und so schuf man sich Sith Trooper, Pseudosternenzerstörer und einen Ersatz für den Todesstern. In der High Republic ist der Jedi-Orden zwar auch mit Enklaven abseits von Coruscant aktiv und wird von einem Hohen Rat und Großmeistern angeführt, aber er ist deutlich mehr in der Rolle der Jedi aus den Tales of the Jedi-Comics zu sehen. Diese Comics etablierten die Jedi der alten Republik als Wächter über bestimmte Systeme oder Planeten, wobei ihre Stationierung durchaus der Expansion der Republik diente. Die in der High Republic abseits Coruscants stationierten Jedi-Ritter sind noch deutlich mehr Abenteurer oder Wild West-Sheriffs. Selbst SWTOR beschränkt den Jedi-Orden auf seine Rolle aus den Prequels. Sollte SWTOR eines Tages enden hätte ich kein Problem damit, wenn sein Platz durch ein SWTHR eingenommen wird, in dem man sich nicht bloß seine Jedi-Klasse, sondern vielleicht auch seinen Außenposten aussuchen kann. Was auch immer auf SWTOR folgen könnte wird zweifellos von SWTOR lernen, auch in Hinsicht auf die Individualisierung seines Charakters. Die Jedi der Hohen Republik sind schon jetzt fast so individuell gekleidet und bewaffnet wie RPG-Charaktere, beginnend bei ihren Lichtschwertern in unterschiedlichsten Farben, Formen und Designs. Selbst bei ihren Roben kleiden sich die Jedi der Hohen Republik nicht in Einheitsbraun und in goldenen Roben herumzulaufen scheint völlig akzeptabel.