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Ein mauer Nachgeschmack: Imp-Seite als Doppelagent und die neueste Ankündigung zu 7.0

Keine Sorge ich bin noch da, aber vielleicht auch nur weil mich das Schattensyndikat rekrutiert hat...

Womit soll ich wohl am besten anfangen? Die imperialen Pläne in 7.0 zu "sabotieren" war für mich auf einem Level mit der Zenith-Zwischenquest aus einem der 6.X-Updates. Falls diese jemand vergessen hat, damals ging es in einer der Lagebesprechungen auf Odessen darum, dass die Reps auf Balmorra eine Ladung Turbolaser für Corellia bestellt haben und diese steht kurz vor der Auslieferung. Je nach seiner Gesinnung kann man diese Gelegenheit nutzen oder auch nicht. Auf imperialer Seite blieb die ganze Affäre ziemlich konsequenzenlos, bis auf eine Mail im nächsten Story-Update. Auf Rep-Seite kam man so wenigstens wieder an eine Begegnung mit Zenith und darf ihn zumindest als Botschafter auch (wieder) rekrutieren. Auf Manaan läuft das ja fast ähnlich ab. Man darf die Kolto-Lieferung nach Odessen umleiten (allerdings ohne den üblichen Story-Marker, dass man damit den Weg zur Sabotage einschlägt) und erhält im späteren Spielverlauf am Ende von Manaan die Möglichkeit Jonas Balkar über das Kolto auf Odessen zu informieren, womit man es quasi der Republik aushändigt.

Außer der Abschlussbesprechung mit Jonas Balkar sticht auch der imperiale Doppelagent nicht mit Überraschungen heraus. Einzig der Twist mit Colonel Korrd ist bemerkenswert und nicht unbedingt im positiven Sinne.

Als Doppelagent rekrutiert man Korrd einfach mal ohne großes wenn und aber für die Republik und das auch noch vor Zeugen, aber egal... ???

 

Fast hatte ich bei diesem Ablauf der Ereignisse ja einen WTF-Moment, aber ich war zumindest vorgewarnt, dass die imperiale Doppelagenten-Story auf Manaan etwas seltsam simplifiziert ablaufen soll.

 

Zunächst einmal finde ich die Rekrutierung Korrds für eine "Besprechung" mit dem republikanischen Agenten Jonas Balkar (einem bekannten SID-Mitglied und definitiv irgendwo auf imperialen Watchlists zu finden) etwas übereilt, aber dann gibt es ja auch noch Imperiale auf Odessen, die Korrd und Balkar jederzeit bei Darth Rivix verpetzen könnten. Korrds Rücksichtnahme auf seine imperialen Truppen bedeutet ja noch nicht zwangsweise, dass er um jeden Preis zur Republik überlaufen will. Natürlich sind seine Vergehen aus der Sicht des Sith-Imperiums womöglich sogar schon Hochverrat (ein Angriff auf die etablierte Hierarchie und Dominanz der Sith) und kommen einer von mir für möglich gehaltenen Offiziersverschwörung gegen die Sith schon sehr nahe. All das macht Korrd aber noch nicht zu einem natürlichen Verbündeten der Republik, zumindest wenn man sich an gewisse Handlungsstränge aus der Klassenstory des Imperialen Agenten erinnern würde. Der Agent hatte im Fall des Adlers ja auch mit einem Terroristen zu kämpfen, dessen Angriffe auf das Imperium auch nicht dem Zweck dienten der Republik zum Sieg zu verhelfen. Nicht jeder abtrünnige Imperiale ist automatisch ein potentieller Überläufer. Aber irgendwie scheint mir 7.0 generell vieles aus den Klassenstories vergessen oder verlernt zu haben. Dass man als ehemaliger Retter oder Kollege Vowrawns von dessen Schläger Norok etwa wie irgendein dahergelaufener Sith-Lord behandelt wird ist auch so etwas, das mir sauer aufgestoßen ist. Ich finde die Autoren machen es sich hier irgendwie sehr leicht und ich hoffe man bessert sich, denn ansonsten ist das ein massiver Rückschritt. Aber Corporate BioWare nennt es vielleicht einen Neustart, befreit von der lästigen 10 Jahre alten Lore und den eh schon skippbaren Klassenstories?

Sorry, wenn ich den Rest von Keiths Posting über die ganzen "under the hood" changes und das Krisenmanagement beim 7.0 Launch bis ans Ende überspringe. Für mich klingt der Anfang des Postings ein wenig so als würde man sich für gut gemachte Arbeit auf die Schulter klopfen, weil auf der technischen und organisatorischen Seite scheinbar alles sauber gelaufen ist. Das passt natürlich zum Trend, den Keith schon seit einigen Jahren gesetzt hat. Es wird immer wieder gerne auf "changes under the hood" verwiesen, mit denen man sich beschäftigt und die nicht ingame erkennbar sind. Aber das ganze scheint mir völlig zu ignroieren, um wieviel knapper der Content in der gleichen Zeit geworden ist und nun schießt man auch an den ganzen Störfaktoren in 7.0 vorbei und erklärt uns auch noch, dass alles besser wird, man wird die meisten Bugs im 7.0.1 Update am 22. März fixen. Außerdem ist der PTS für 7.1 ja schon offen und dort wurde das UI gegenüber seiner 7.0-Version deutlich verbessert. Da frage ich mich halt, warum man gewisse Störfaktoren wie das neue UI nicht schon nach einem halben Jahre auf dem PTS gefixed hat und nun doch plötzlich 1 Monat nach dem Launch bereinigt?

 

Klar, man muss schon mal lügen, wenn es die Bosse verlangen und um die Community bei der Stange zu halten. Aber wie weit sind wir da von der politischen Misinformation entfernt, die unseren Alltag in den letzten drei Jahren so überaus spannend gemacht hat.

 

Ich bleibe halt dabei, 7.0 ist kein Addon oder eine Expansion, soweit es die Story betrifft. Von der technischen Seite her, ja da hat man alles getan wofür Keith seinem Team im obigen Text ein großes dickes Lob ausspricht. Geile Technik ist aber nicht das, wodurch SWTOR die letzten 10 Jahre überlebt hat. Nach KotFE war das vor allem die Story und auch wenn man sich nach KotET bemüht hat seinem MMO-Titel wieder gerecht zu werden, das Spiel ist halt mal nicht mehr das neueste und die Engine war nie die beste. Es macht natürlich Sinn sie über die Jahre mal zu verbessern und Schrauben nachzuziehen, aber damit verkauft man halt keine Abos oder lockt zu Kartellmarkt-Shopping-Touren. Das Spiel bräuchte schon mal wieder einiges an neuem Content? Die Praxis den alten Content relevant zu halten macht natürlich auch Sinn und gerade zum 10jährigen Jubiläum darf man den immer noch viel üppigeren Vanilla Content ja auch gehörig feiern. Mit Verzögerungen, minimalem Marketing und einem der schwächsten Story-Updates der letzten 10 Jahre hat man SWTOR mit 7.0 aber keinen Gefallen getan. 

 

Wir werden zwar darauf vertröstet, dass es weitere Story-Updates geben soll, aber irgendwie in einem Nachsatz und das in einem "story-driven MMO-RPG". Gerade dieses Vertrösten auf einen späteren Zeitpunkt ist aber das Problem, das 7.0 geschaffen  oder zumindest immens vertieft hat - das Vertrauen in BioWares Fähigkeit Termine oder überhaupt Versprechungen einzuhalten ist massiv gestört. 7.0 hat kein Vertrauen aufgebaut, es hat Vertrauen zerstört und nun Vertrauen zu verlangen ist nun etwas zuviel verlangt. Ich finde auch, dass die Kritik "BioWare hat mal mehr Kommunikation versprochen" berechtigt ist. SWTOR krankt aber nicht bloß an der Quantität der Kommunikation, sondern der Qualität. Was wir hier bekommen sind irgendwelche ausgewaschenen Stehsätze, die im Grunde gar nichts mehr sagen und genauso gut von einem Bot stammen könnten, der die verschiedenen Beschwichtigungen der letzten Jahre analysiert hat. Mich beschleicht da halt das Gefühl, dass man nicht einmal noch die Energie aufbringt für die Zukunft zu kämpfen oder das Ruder herumzureißen. Es ist vielleicht nicht "das Spiel", das hier ein Problem hat, sondern der eine oder andere Entscheidungsträger hinter den Kulissen, den man mit "schon zehn Jahre alt" entschuldigen müsste. Gibt man einen Kampf auf, verliert man ihn auch.