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20 Jahre nach dem Angriff der Klonkrieger

Vor langer Zeit in einem nicht ganz so weit entfernten Land habe ich 2002 nach spektakulär anmutenden Kino-Trailern einem Film entgegengefiebert, der später zu meiner meistgesehenen DVD aller Zeiten werden sollte. Ein Film, den ich dann aber doch nur mit 3 von 5 Sternen bewertet habe...

Episode II rangiert bei meinem persönlichen Ranking der Star Wars-Filme bestenfalls im Mittelfeld und das auch nur, weil es dank meiner Abneigung gegenüber den Sequels nun für mich leichter geworden ist die unteren Ränge zu befüllen. Da mutet es vielleicht seltsam an, wenn ich sage, dass gerade Episode II mein meistgesehener Film überhaupt sein könnte. So genau habe ich nie darüber Buch geführt, aber es gab eine Zeit da gab es noch kein Streaming und ich hatte genau eine einzige DVD - Star Wars Episode II. Dieser Umstand kam damals mit allen denkbaren Begleitumständen, so konnte ich etwa ganze Passagen des Films auswendig aufsagen und vermutlich hat Episode II dank der englischen Tonspur auch dazu beigetragen, dass ich irgendwann doch etwas mehr als gebrochenes Schulenglisch verwenden konnte. Es gibt nur einen Film den ich womöglich öfter gesehen habe - Rush Hour 2. So wie man sich heute auf einem zweiten Bildschirm von Livestreams oder gestreamten Serien berieseln lassen kann, habe ich irgendwann im sehr späten Teenager-Alter Rush Hour 2 in Dauerschleife laufen lassen. Die DVD sah dann halt auch irgendwann etwas zerkratzt aus.

 

So schlecht ich Episode II aber auch bewertet habe, aus heutiger Sicht hat George Lucas mit diesem Film aber das Fundament für fast alles geschaffen, was aktuell im neuen Star Wars-Kanon publiziert wird. Ohne die heroische Schlacht in der Arena von Geonosis und Yodas Kommentare über die jüngeren Generationen des Jedi-Ordens wäre ein Projekt wie The High Republic wohl nicht vorstellbar gewesen. Und Episode II ist auch der Film, der Lucas Serien-Vermächtnis von The Clone Wars an erst möglich gemacht hat. Mit The Clone Wars hat Lucas schließlich Episode II massiv aufgewertet und TCW wiederum ist neben den Filmen das eigentliche Fundament von allem was bisher im neuen Kanon geschaffen wurde, mit Ausnahme der Sequel-Trilogie.

 

Rückblickend war Episode II ein für den damaligen Stand des Franchise höchst problematischer Film. Heutzutage würde man ihn auf Twitter wohl mit einem Feuersturm von Emotionen in die Tonne treten, aber damals fiel es noch weit weniger ins Gewicht, dass Lucas etwa die im EU geschriebene und verworrene Vorgeschichte Boba Fetts selbst in die Hand nahm und zum Ärger so einiger Anhänger dieser reinen EU-Lore gänzlich umschrieb. Bis Episode II hatte es selbst im EU nur Andeutungen zu den Klonkriegen gegeben und da lief die Fantasie mancher natürlich sehr wild. Die Geschichte die Lucas dann in den Prequels erzählte passte halt nicht so zu dem Bild, dass sich Teile der Community über Jahre ausgehandelt und zurechtgelegt hatten. Aus heutiger Sicht fühlt man sich etwas an das Chaos erinnert, dass ausbrach, als J.J. Abrams und der andere (Rian Johnson) daran gingen die allerdings vergleichsweise dicht besiedelte Post-Episode VI-Ära mit ihrer Sequel-Trilogie umschrieben. Lucas großer Verdienst war es zumindest, dass er "nur" eher obskure Lore in die Tonne trat und kein komplettes Roman-Universum samt Kultwerken wie der Thrawn-Trilogie oder der X-Wing-Serie mit dem Restmüll weg entsorgte.

 

So schlecht das CGI in Episode II gealtert ist, so sehr haben die einst verdammten Inhalte des Films aber an Aktualität und Bedeutung gewonnen. Staatschefs, die sich mit allen Mitteln der Kunst im Amt halten, Magnaten die selbst nach jahrelangen Prozessen weiter frei herumlaufen und sich sogar noch neue politische Unterstützer gesucht haben oder auch Helden, die in einem undurchschaubar gewordenen Konflikt eigentlich auf der falschen Seite kämpfen - dabei hat Lucas sich für die Prequels den Amerikanischen Bürgerkrieg und den Aufstieg Cäsars zum Vorbild genommen. Für mich als verhinderten Althistoriker ist letzeres natürlich besonders interessant, da man bei der scheinbar einfachen Formel des Aufstiegs Cäsars gerne vergisst, dass diesem schon die Generation Sullas, (Gaius) Marius und nicht zuletzt der junge Pompeius vorausgingen. In anderen Worten Gaius (Julius Caesar) war nicht einmal der erste Gaius Roms politische und gesellschaftliche Szene erschütterte. Marius war sogar der Onkel des jungen Gaius Julius Caesar und sein Sturz hätte beinahe auch jede Ambition seines Neffen verhindern können, da die Römische Republik in Caesars jüngeren Jahren durch den Diktator Sulla nach dessen Sieg politisch gesäubert wurde. Aber vielleicht ist das eher ein Thema für das Jubiläum von Episode III - das 2025 aber auch hinter einigen herausfordernden Wahljahren liegen wird.

 

Zuviel Politik - war einer der Hauptvorwürfe gegenüber den Prequels und trotzdem ist es genau dieser Aspekt der Prequels, die es erlauben ein noch viel größeres Universum um Lucas Filme herum aufzubauen. Leider leidet die Prequel-Ära in meinen Augen viel zu sehr daran, dass gerade die 10 Jahre zwischen Episode I und II ziemlich stiefmütterlich behandelt werden, während man die Klonkriegsjahre regelrecht mit Geschichten überlädt. Ich war seinerzeit ein großer Fan von James Lucenos Darth Plagueis-Roman, weil dieser zusammen mit Lucenos Mantel der Täuschung (Cloak of Deception) eine schlüssige Vorgeschichte zu Episode I erzählte und auch so etwas wie den Segen von George Lucas selbst genoss. Luceno war zwar kein Dave Filoni, aber er scheint mir doch einiges von Lucas Ideen verstanden oder zumindest gut mit den Filmen in Einklang gebracht zu haben. So wissen wir selbst 20 Jahre nach Episode II immer noch mehr über Palpatines Lehrjahre unter Darth Plagueis als über Count Dookus Jahre als Darth Tyranus (vor dem Ausbruch der Klonkriege). Zumindest hat uns Cavan Scott aber mittlerweile mit dem Hörspiel Dooku: Jedi Lost beglückt, das einiges zur Hintergrundgeschichte Dookus geklärt hat, jedenfalls bis zum Tag seines Austritts aus dem Jedi-Orden.

 

So bedeutend Episode II für die Prequels wurde, der Film hat durchaus einige wohl auch objektiv benennbare Probleme. Zunächst einmal ist das der Zeitsprung von nicht weniger als 10 Jahren, was für die Zuschauer natürlich ein gewisses Problem darstellt und in jedem anderen Fall entschuldigen würde, wenn Charaktere ausgetauscht werden mussten. Das Filmgeschäft macht einen da ja schon etwas zynisch. Episode II tauscht aber auch noch den Bösewicht aus, denn nach Darth Mauls Tod ist es fürs erste nicht Darth Sidious, der wieder aktiv die Fäden zieht. Die Sith sind in Episode II zunächst einmal völlig unsichtbar, bis Count Dooku am Ende des Films als Schüler von Darth Sidious enthüllt wird. Bis dahin hat man es aber mit bestenfalls nur zwielichtigen Charakteren wie Jango Fett, der Geißel des galaktischen Strafgerichtshofts Nute Gunray oder den führungs- und planlosen Sandleuten zu tun. Episode II fehlt ein klarer Antagonist, so wie in Episode I, als Gunrays Rolle und der Einfluss des dunklen Lords Sidious noch in jedem Angriff auf die Gruppe der Helden erkennbar waren. Dooku als Qui-Gons Jedi-Meister, politischer Ikone und mächtigere Bedrohung als Darth Maul aus dem Hut zu zaubern ist im zweiten Teil der Trilogie natürlich auch gewagt, besonders, wenn man bedenkt wie lange es dauert, bis man Dookus Rolle und Bedeutung in Episode II versteht. Und in Episode III endet seine Karriere auch noch so frühzeitig, dass Darth Maul wohl noch späte Genugtuung gefühlt haben muss - denn immerhin hat uns Maul bei seinem vermeintlichen Tod wenigstens ein Spektakel geboten. 

 

Trotz der enttäuschenden Geringschätzung die Count Dooku meiner Meinung nach immer noch entgegen gebracht wird hat man mit ihm eigentlich einen Antagonisten geschaffen, der zu einem Höhepunkt der Prequel-Trilogie hätte werden können. Leider ist es Lucas und auch seinen Akolythen aber nie gelungen diesen Aspekt eines "Bösewichts, dem man aber Recht geben würde" entsprechend umzusetzen. Was in anderen Franchises durchaus funktioniert und dazu führen kann, dass ein saisonaler Schurke zur wahren Ikone werden kann, scheitert in Star Wars leider daran, dass selbst The Clone Wars Dooku nur von seiner dunklen Seite ausgeleuchtet hat und zudem selten in die Tiefe ging. Wir können viele von Dookus Lügen und Verbrechen sehen, aber nur sehr wenig von seinen sympathischen Seiten. Ganz anders als beim künftigen Imperator - bei dem man zumindest immer wieder versucht hat auch eine sympathischere Seite aufzuzeigen, die Palpatine zumindest als glaubwürdigen "coolen Onkel" Anakins erscheinen lässt. Am Ende würde ich sogar behaupten, dass man sich gegenüber Dooku so unfair verhalten hat, dass sogar in THE CLONE WARS mehr für den wiederauferstandenen Darth Maul getan wurde, als für Darth Tyranus. Und dabei wurde Dooku ja genauso betrogen wie Anakin, zumindest wenn man Lucenos Labyrinth des Bösen oder auch Matthew Stovers Romanadaption von Episode III gelesen hat. Beide Werke entsprangen der wie auch immer gearteten Zusammenarbeit der beiden Autoren mit George Lucas und schufen damals einen soliden mit Lucas abgestimmten Kanon. Lucenos Labyrinth des Bösen sprüht in meinen Augen von Lucas Einflüssen und wer das Buch lesen will oder schon gelesen hat, kann vielleicht in dieser Vorgeschichte zu Episode III erkennen, dass Lucas schon zu Zeiten der Veröffentlichung von Episode III Konzepte und Ideen entwickelt hatte, die es zwar nicht in den fertigen Film geschafft haben, aber dann Eingang in The Clone Wars fanden. Leider fehlt uns so ein Buch für Episode II - denn dessen offizieller Tie-in-Roman aka die Vorgeschichte zum Film, stammte von Alan Dean Foster und nennt sich The Approaching Storm. Das ganze ist eine eher belanglose Geschichte über Anakins und Obi-Wans Abenteuer auf Ansion, also jener Mission von der die beiden laut Mace Windu am Beginn von Episode II gerade zurückgekehrt sind. 

 

Das einzige was die Ära zwischen Episode I und II etwas erträglich für mich als Fan gemacht hat waren die Star Wars-Comics und es ist vielleicht keine ganz so große Überraschung, dass ich durch diese Comics anno 2002 auch in das Expanded Universe geschlittert bin. Der Episode II-Comic kam vor dem Film heraus, wurde allerdings in zwei Teile aufgesplittet. Zeichnerin Jan Duursema und Autor John Ostrander arbeiteten neben der Comic-Adaption von Episode II aber auch an mehreren Arcs der Star Wars Republic-Comics, unter anderem den Geschichten über Aayla Secura und Quinlan Vos. So stieß ich 2002 eben auch auf den Comic Darkness: Das ewige Dunkel, die Geschichte darüber wie eine unter Gedächtnisverlust leidenden Aayla Secura auf einem Gefängnisplaneten landet und dort "versehentlich" einen dunklen Jedi befreit, der zur vampirartigen Anzati-Spezies befreit. Ich wusste damals nichts von der Vorgeschichte der beiden und wie es zu ihrem Gedächtnisverlust gekommen ist, aber die Geschichte war exzellent gezeichnet und versprach, dass da auch abseits der Filme ein ganzes Universum existieren würde. Um 2002 herum erschien außerdem dann das Star Wars Fact File, welches die gesamte damalige Lore abdeckte. Quasi Wookiepedia/Jedipedia um 3,50 Euro pro Heft. Für jemanden, der so bildungsfern aufgewachsen ist, dass er als einziges "Lesefutter" bis dahin nur auf ein Deutsch-Wörterbuch, ein Kinder-Lexikon und eine Flugzeug-Enzyklopädie zurückgreifen konnte war das natürlich eine Revolution. Wer weiß, wo ich ohne Star Wars gelandet wäre. 

 

Aus heutiger Sicht, nach dem Ende der ersten Phase der Hohen Republik und nach 10 Jahren als SWTOR-Spieler muss ich aber auch sagen, dass ich gerade den Kampf um die Arena von Geonosis zu lieben gelernt habe. 200 Jedi-Ritter unter der Führung des Jedi-Rats stürmen in die Arena und beenden beinahe die Klonkriege, ehe sie begonnen haben. Die Sith waren nie näher daran alles zu verlieren als in diesem Moment, als Mace Windu beinahe die Klingen mit Count Dooku kreuzt. Die nächste derartige Chance kommt erst Jahrzehnte später, als Darth Sidious es Luke Skywalker erlaubt in der VIP-Lounge des zweiten Todessterns sein Lichtschwert zu ziehen. Statt 200 sind es schließlich aber 2 Jedi-Ritter die zu Sidious tiefen Fall beitragen werden. Und statt in einer gigantischen Arena oder Halle endet alles in einer Kammer an der Spitze eines Aussichtsturms. Trotzdem hat es etwas sehr bezeichnendes, dass die Jedi auf Geonosis zum letzten Mal in all ihrer Macht in Erscheinung treten, denn so wie auf Geonosis haben sie es scheinbar schon immer getan, wenn es darum ging ein Konflikt ein für allemal zu beenden. Nur diesmal funktioniert es eben nicht. Jahrhundertelang ließ sich jeder Krieg so gewinnen oder vermeiden, aber der "Sieg" auf Geonosis ist kein Triumph der Jedi mehr. Die militärische Macht des Jedi-Ordens ist es dann auch die zu seinem Fall beitragen wird, denn alles was für einen Sieg über die Sith notwendig gewesen wäre ist Anakin Skywalker - der ganz seinem Schicksal überlassen und ein Opfer der Politik des modernen Jedi-Ordens wurde, der sich einredete im Zweifelsfall immer noch mit Masse statt Klasse gewinnen zu können. Gegen 2 Sith hätte man mit 200 Jedi-Rittern doch sicher eine Chance? Episode II macht in Yodas Aussagen ziemlich deutlich, dass das älteste und weiseste Mitglied des Ordens (das aber auch selbst zum Fall des Ordens beigetragen hat) zumindest manchmal soweit einsichtig ist, dass er die Fehler der finalen Generation des Ordens erkennen kann. Die Jedi sind überheblich geworden und haben ihre Ziele auch etwas aus den Augen verloren, wofür sie aber der dunklen Seite die Schuld geben. Yoda konnte wohl einst die Zukunft viel klarer sehen, doch mit jedem weiteren Jahr wird diese Sicht trüber und die Zukunft ungewisser. Aber selbst er ist sich nicht bewusst, dass er zur Schachfigur geworden ist. Statt gegen die Sith anzutreten, verwandeln sich die Jedi selbst in Spielfiguren ihrer Gegner. Selbst gegenüber Luke plädiert Yoda sogar noch dafür, dass er Vader und den Imperator töten muss, um die Galaxis zu retten. Sogar über 20 Jahre im Exil lassen Yoda nicht davon abweichen, dass Mace Windus Entscheidung in Episode III die richtige gewesen ist. Die Verbannung und das Alter scheinen Ben und Yoda nicht milder gemacht zu haben. Nur Luke ist schließlich in der Lage seinen Vater zur Einsicht zu bringen, dass er wirklich mit Sidious brechen muss.

 

Obi-Wan Kenobi ist für mich zwar heute der Held der Prequels, aber bis The Clone Wars war ich immer noch ein Fan von Qui-Gon Jinn, dessen Auftritt als Machtgeist in Episode III wirklich viel Sinn gemacht hätte. Leider trat Qui-Gon nur als Stimme in der Romanadaption in Erscheinung, da sein Auftritt wohl einem Terminkonflikt Liam Neesons zum Opfer fiel. TCW hat Qui-Gon zwar zumindest auf Mortis und in Yodas Odyssey gegen Ende der Klonkriege einige wertvolle Momente beschert, aber doch nicht genug. Dass Qui-Gon der bessere Meister für Anakin und wohl generell der bessere Jedi-Ritter gewesen wäre ist eine in meinen Augen höchst valide Theorie - aber er hatte eben nie die Gelegenheit sich onscreen wirklich zu entfalten. Alles was wir für Qui-Gon haben sind seine Rolle in Episode I und die Tatsache, dass er mit George Lucas Einverständnis in TCW als eine Art Machtgeist aufgebaut wurde. Qui-Gon begleitete Yoda und Obi-Wan in ihr Exil und bewahrte so den Jedi-Orden vor dem Aussterben, zumindest soweit, dass die beiden Jedi-Meister zur Verfgügung stehen konnten, um Luke oder auch Leia zu unterweisen. Qui-Gon hielt nicht viel von den Regeln oder der Politik des Jedi-Ordens, worin er und Count Dooku sich ja angeblich auch sehr ähnlich waren. So gesehen hätte Qui-Gon die Ideale Anakins wohl eher genährt, anstatt ihn mit fragwürdigen Regeln und politischer Rücksichtnahme zu frustrieren. Anakins problematisches Verhältnis zum Jedi-Orden wird in Episode II ja sehr anschaulich dargestellt. Er ist dankbar dafür aus der Sklaverei befreit worden zu sein, doch nun quält er sich schon 10 Jahre durch ein System, das ihm immer wieder Steine in den Weg legt. Dass Anakin dann in TCW seine eigene Padawan in den Wegen des Jedi-Ordens unterweisen soll konnte auch nur mit Ahsokas Rage-Quit enden. Anakin tut sich in TCW bekanntermaßen oft schwer damit die offizielle Jedi-Doktrin an Ahsoka weiterzugeben, die wiederum in ihrem ungetrübten Jedi-Idealismus viel eher auf der Parteilinie liegt als es Anakin selbst je möglich war. Ich will nicht sagen, dass Anakin sie offen belügt, aber er leidet selbst darunter hin und wieder eine Doppelmoral predigen zu müssen. Als Jedi-Mentor kann sich Anakin nicht von der Doktrin des Ordens befreien, gleichzeitig ist es nicht ungefährlich gerade ihm eine Padawan anzulasten, weil man sehen will wie er mit diesem "attachment" umgehen wird, gerade wenn es Zeit wird sie eines Tages ziehen zu lassen. Vielleicht dachte Yoda, Anakin könnte sich durch das Predigen von Standards die er selbst nicht einhalten möchte motivieren lassen, diese doch einzuhalten. Oder er ging soweit Ahsoka quasi als Opfer zu missbrauchen und Anakin an ihrem Beispiel erleben zu lassen, wie desaströs sich seine Verhaltensweisen und Überzeugungen auswirken können. Möglicherweise dachte sich Yoda aber auch gar nichts dabei und wollte dem jungen, ungestümen Skywalker nur etwas mehr Verantwortungsbewusstsein beibringen.

 

Verglichen mit Episode I muss ich schon sagen, dass Episode II wohl etwas radikaler ist und das Franchise in vielerlei Hinsicht am weitesteten geöffnet hat, soweit es die unzähligen Spinoffs von Episode II-Kreationen in The Clone Wars betrifft. Wenn ich mir ansehe wie viel Episode II unterm Strich zum Franchise beigetragen hat, dann bin ich fast ein wenig von Episode III enttäuscht, das bei weitem nicht so innovativ sein durfte. Mit Ausnahme der Szenen auf Naboo (die meiner Meinung nach immer noch nicht allzu viel zum world building beitragen) gibt es in Episode II aber auch nichts, das ich skippen würde. Anders in Episode I, wo ich am liebsten den ganzen Podracing-Teil wegskippe. Das Podrennen ruiniert Episode I-Rewatches für mich, aber Episode II holpert generell etwas mehr dahin, womit ich selbst 2022 Episode I wohl den Vorzug gegenüber Episode II geben würde. Dank Marvels Cinematic Universe und dessen unglaublicher Detailbesessenheit wirken die Prequels 20 Jahre später aber auch etwas unkoordiniert, denn einen Grievous hätte man nach heutigem Verständnis schon irgendwie in Episode II anteasern müssen. Dass die Todessternpläne von den Geonosianern entwickelt wurden ist noch am ehesten etwas, das man mit Marvels Teaser-Spielchen in Verbindung bringen könnte. Zumindest wurden die Prequels aber immer noch von einer zentralen Figur getragen, nämlich George Lucas. Ohne eine solche zentrale Leitfigur hinter den Kulissen scheint Star Wars nicht so recht zu funktionieren, jedenfalls nicht in einem Zeitalter, das von Marvel geprägt wurde. Vor 20 Jahren hätte man die Sequel-Trilogie wohl noch eher verschmerzen können als heute. Aber Marvel hat uns eben gelehrt, dass man derartige "Serien" auch schon 5-10 Jahre im Voraus planen und miteinander abstimmen kann. Star Wars könnte also auch ohne George Lucas funktionieren, aber man bräuchte zumindest jemanden wie Kevin Feige, der alle Projekte dazu zwingt sich miteinander abzustimmen. Mit Dave Filoni und Jon Favreau hat man nun zumindest auf der Serien-Seite zwei Regisseure/Produzenten gefunden, die Lucas Erbe antreten konnten. Filoni liebt es die Animationsserien miteinander zu verbinden und Favreau scheint dem ebenfalls nicht abgeneigt zu sein, sodass auch schon animierte Charaktere in den Realserien auftreten konnten. Man fühlt sich fast daran erinnert, wie Aayla Secura plötzlich von den Republic-Comics in die Arena von Geonosis befördert wurde.

 

Schade halt, dass es für Episode II nicht wie 2012 für Episode I eine Neuveröffentlichung in 3D geben wird.