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Arkham Asylum: Batman in seiner ganz persönlichen Höhle der Löwen

Lange ist's her, da erschien ein Batman-Game, das ein ungeahnt erfolgreiches Franchise starten und Superhelden-Games tatsächlich spielbar erscheinen ließ...

Etwas verspätet zum Release von Gotham Knights komme ich heute erst dazu, meinen kürzlichen Playthrough von Arkham Asylum (den ersten seit 2009) zusammenzufassen. Man kann vielleicht den etwas mäßigen Kritiken zum inoffiziellen Nachfolger des Arkham-Quartets die Schuld daran zuschieben, denn diese sind auch der Grund, warum ich bei Gotham Knights etwas zögerlich bin und wohl erst in ein paar Jahren bei einem sehr günstigen Sale zuschlagen werde. Nach meiner Begeisterung für Spider-Man Remastered komme ich jedoch nicht daran vorbei, wie manches Spielemagazin auch mal auf das Urgestein des Superhelden-Hypes zu sprechen zu kommen.

 

Arkham Asylum hat seinerzeit bewiesen, dass die Adaptionen von populären Franchises nicht immer Müll sein müssen und auch durch ihre eigene Brillanz zu völligen Überraschungshits werden können. Damals spekulierte man, dass Arkhams Erfolg vor allem daran lag, dass das Spiel sich nicht einfach auf der Marke Batman ausruhte, sondern wirklich auch in gutes Gameplay investierte. Als jemand der einen Großteil der zeitweise auf PC spielbaren Star Wars-Games gespielt hatte, stimmte ich diesem Vorwurf damals auch zu. Es ist nicht alles Gold, nur weil ein goldener Schriftzug darauf zu sehen ist. Im Gegensatz zu Filmen, bei denen es reichen kann sich etwas passiver zu verhalten, muss man dem Publikum von Videospielen auch etwas bieten und da reicht es nicht bekannte Gesichter und einen mäßigen Plot zu verarbeiten. Dementsprechend brechen die Verkaufszahlen auch immer wieder mal ein, wenn ein Franchise zu angestaubt wird und die Spieler einfach übersättigt werden. Der Erfolg von Call of Duty als Shooter-Franchise zieht halt so einige derartige Theorien in Zweifel. 

 

Arkhams "free flow combat", die Riddler-Rätsel, sowie die Möglichkeit herumzugleiten und sich sehr stealthy fortzubewegen machten Arkham City für mich seinerzeit zu einem Must-Play und ich würde sagen, dass das Spiel 2022 auch ohne Mods noch eine gute Figur macht, selbst wenn manche Szenen vielleicht etwas steifer wirken, als man sie heute erwarten würde. Ich muss jedoch auch zugeben, dass ich 2022 hier nur mit einer RTX 3060 herumsitze und kaum High-End-Spiele der letzten Jahre auf maximaler Grafik konsumiere. Was für mich also noch ganz gut aussieht, ist für andere vielleicht unerträglich verstaubte Pixelart.

Arkahm Asylum punktete seinerzeit bei mir auch nicht durch die wunderschöne Umgebung oder weil ich schon immer gerne in einer ranzigen alten Krankenheilanstalt herumlaufen wollte, sondern wegen der Features und einer damals ziemlich unvorhersehbaren Story. So ganz lässt sich der Erfolg der Arkham-Reihe nun nicht mehr wiederholen, weil die Features heutzutage nicht mehr so neu sind und man sich viel mehr Mühe beim Gestalten der Umgebung geben müsste. Zugegeben 2022 sieht Arkham ohne den Nostalgie-Filter etwas enttäuschender aus, weil sich so manche der Umgebungen doch etwas zu stark ähneln und auch nicht allzu attraktiv sind. Aber wer Arkham kennt und gerne die Riddler-Rätsel gelöst hat, der hatte schon 2009 die Chance einiges auszublenden - buchstäblich, denn es gibt auch Batmans Detektiv-Modus. 2022 musste ich mir ganz bewusst das Ziel setzen, auch mal einige Passagen ohne den Detektiv-Modus durchzulaufen, da ich das Spiel 2009 fast ausschließlich mit aktivem "Röntgenblick" gespielt habe, damit ich ja keine Riddlertrophäe verpassen konnte. Der Detektiv-Modus hat aber auch unverkennbare Vorteile, wie den gerade erwähnten Röntgenblick. Es macht also auch spielerisch Sinn ihn einfach zu nutzen, anstatt sich ahnungslos in Gegnerhorden zu stürzen oder von Bewaffneten ins Kreuzfeuer nehmen zu lassen.

Gleich bist du nicht mehr so rot! Und schon ging der Schütze bewusstlos auf die Matte. Im Detektivmodus zu spielen war in Arkham Asylum ja auch verdammt einfach und es half zu vergessen, dass einige der Häftlinge auch nichts anderes als Doppelgänger waren, die sich kaum von einander unterschieden. Dafür durfte man zusehen, wie den Bewaffneten sprichwörtlich das Lichtlein ausging bzw. wie sie von rot auf das standardmäßige weißblau wechselten, wenn sie entwaffnet oder bewusstlos geschlagen wurden. Im Gegensatz zu Arkham City konnte man in Arkham Asylum mit dem Detektivmodus auch fast problemlos spielen, weil die gesamte Umgebung nur etwas gefiltert wurde, statt tatsächlich das Sichtfeld bzw. die Sichtweite einzuschränken.

Vor etwa hat sich IGN wohl auch als Teil des Hypes für Gotham Knights an ein Video gewagt, bei dem das Kampfsystem der Arkham-Reihe hoch gelobt wurde und genau dieses Kampfsystem war es auch, das ich in Spider-Man Remastered auf einmal vermisst habe, weil es für mich fast so etwas wie den Goldstandard für Superhelden-Spiele darstellt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich zuvor eine Runde Shadow of Mordor gespielt habe, das ebenfalls auf das Arkham-Kampsystem zurückgreifen konnte. Warner Bros scheint sich als Spiele-Publisher dank Arkham wohl auch Anrechte auf die von Rocksteady geschaffene Engine gesichert haben. Interessanterweise haben Rocksteady und WB jedoch nicht an Gotham Knights zusammengearbeitet, denn bei den wirklichen Arkham-Machern (Arkham Asylum, City und Knight) arbeitet man derzeit an einem anderen DC-Projekt, einem Suicide Squad-Spiel, das tatsächlich auf das Arkhamverse aufbauen soll. Gotham Knights ist hingegen nicht in der Kontinuität der Arkham-Spiele angesiedelt, auch wenn es sich durch Titelgebung und Story (die vom Ende von Arkham Knight inspiriert wirkt) in die "Tradition" des Arkham-Franchise stellen will. Ich finde das zugegeben etwas befremdlich, weil Warner Bros ja eigentlich auch der DC Verlag und damit alle Rechte an jedem Batman-Franchise gehören dürften. Wieso also das ganze Kontinuitätsproblem? So oft wie DC oder Marvel aber auch ihre Comics und gewisse Filmfranchises rebooten wundert es mich ja nicht ganz, dass dieses Chaos auch nicht vor der Videospielbranche Halt macht.

 

Verglichen mit Spider-Man Remastered muss ich sagen, dass mir Arkhams free flow combat mehr gefällt, weil er es mir leichter macht. So ganz frei ist der free flow nämlich doch nicht und er hat mehr mit Rhytmus, als mit wirklichen taktischen Überlegungen oder dem gezielten Einsatz von Special Moves zu tun. Ich kann aber an dieser Stelle auch nur begrenzt von den späteren Arkham-Titeln oder Spider-Man: Miles Morales sprechen. Miles Morales erscheint auf PC erst am 18. November und an meinem Arkham City-Playthrough arbeite ich noch, während ich Arkham Origins und Knight nie gespielt habe. Schuld daran ist wieder einmal SWTOR. 2011 als Arkham City erschien kam ja auch ein gewisses MMORPG auf den Markt und nachdem ich schon Arkham City vernachlässigt und nie ganz durchgespielt habe, ließ ich mich auch nicht vom mit nicht mehr ganz so guten Kritiken gesegneten Arkham Origins (samt dubioser Re-Casts fast aller Sprecher) ködern. Und als Arkham Knight erschien hatte ich mit den Erwartungen an KotFE genug zu tun. Es ging sich also nie aus. Aber jetzt vielleicht. Ich hätte es zumindest vor, die Arkham-Reihe und zum Abschluss vielleicht auch noch Gotham Knights für mich selbst zu erleben, anstatt nur via Youtube-Zusammenschnitten der gesamten Story-Sequenzen auf dem Laufenden zu bleiben.

Ein "Story-Feature" das mir an Arkham Asylum auch sehr gefiel waren die drei Mindscape-Sequenzen unter dem Einfluss von Scarecrows Fear Toxin. Diese Momente hatten neben klassischem Plattformer-Gameplay auch einige psychologische Momente zu bieten, die uns in Bruce Waynes Vergangenheit führten.

Der Gore-Level in Arkham Asylum war eher gering, aber das Spiel hat durchaus ein paar horrorartige Momente zu bieten, wie in der Leichenhalle Arkhams. Man sollte also vorgewarnt sein, denn wer sich einige der leblosen Körper in den Gängen der Anstalt mit dem Detektiv-Modus ansieht wird auch feststellen, dass man eigentlich von den Leichen der Opfer von Jokers Übernahme umgeben ist. So ganz hat mich dieser Umstand, aber auch 2022 nicht wirklich bewegt. Selbst Batman gibt sich sehr distanziert und das Narrativ trägt den Opfern des Häftlingsaufstands kaum Rechnung. 2022 hätte man an Arkham Asylum stilistisch vielleicht doch einiges anders gemacht. Arkham Asylum ist und bleibt jedoch ein großartiges Spiel, dass durchaus passabel gealtert ist und weiterhin gespielt werden kann (jedenfalls in meinen Augen).