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Jedi: Survivor - ist der unbekannte High Republic Jedi vielleicht Cals neuer Mentor?

Den bisher verfügbaren Infos zur Story von Jedi: Survivor sollen die in Fallen Order geknüpften Bande Cals zu seiner Crew diesmal auf eine schwere Prüfung gestellt werden, so wohl auch zu seiner Mentorin Cere Junda, da könnte doch auch der Einfluss eines neuen Mentors dahinter stecken...

Cal Kestis erinnert mich manchmal ein wenig an Ezra Bridger, obwohl Cal in Fallen Order bereits von Cere Junda formell zu einem Jedi-Ritter ernannt wurde. Cals und Ceres unterschiedliche Ansichten zur Lage des Jedi-Ordens und dem richtigen Umgang mit dem Imperium sollen sie laut ersten Infos zu Jedi: Survivor jedoch in eine Art "familiären Konflikt" steuern. Generell dürfte die seit Fallen Order verschlimmerte Situation die Crew der Mantis auseinanderbrechen, wenn man den einschlägigen Andeutungen trauen kann. Cal scheint mir wie im offiziellen Trailer jedoch eher jemand zu sein, der irgendwie auf seinen Platz auf der imperialen Most Wanted Liste stolz ist und daher weiter gegen das Imperium kämpfen möchte ("for light and life!") anstatt sich vielleicht irgendwo auf einem kaum beachteten Planeten zu verkriechen. Ähnlich wie Ezra nach dem Kampf auf Malachor auch nicht in Introspektion und Selbstzweifeln versank (wie sein Mentor Kanan Jarrus) und sich dabei sogar mit den Methoden eines Saw Gerrera oder auch Mauls anzufreunden begann. 

 

Die ziemlich eigennützige Beziehung zwischen Maul und Ezra war nicht mit der zwischen einem Sith und seinem designierten Schüler zu vergleichen, denn Maul hatte gegen Ende seiner Karriere scheinbar nur noch die Abrechnung mit Sidious im Sinn. Wie es dazu gekommen ist, dass er all seine Ambitionen als Crime Lord und Intrigenspinner zu Gunsten eines eher einsamen Rachefeldzugs aufgegeben hat wissen wir bis heute noch nicht. Es besteht eine nicht unbedeutende Lücke zwischen Mauls Auftritt am Ende von SOLO und seiner Rückkehr in Rebels. All das liegt aber auch für Jedi: Survivor wohl noch ein paar Jahre in der Zukunft.

 

Der neue Kanon lässt erkennen, dass die Formierung der Rebellen-Allianz erst im Verlauf der Serie Andor und somit wenige Jahre vor der Schlacht von Yavin in die Gänge kam. Jedi: Survivor spielt also noch zu einer Zeit als Saw Gerrera und andere unabhängige Widerstandskämpfer die einzige Hoffnung auf ein Zurückdrängen des Imperiums sind. Survivor bewegt sich also genau in jener Phase der Dark Times die Saw zunehmend zum paranoiden Miliz-Anführer aus Rogue One machen wird. Ob wir ihn in Jedi: Survivor vielleicht sogar wieder sehen werden? Saw dürfte sich seit den Klonkriegen ja immer wieder von den Jedi im Stich gelassen fühlen, da wäre es doch interessant zu sehen, wie er auf sein Wiedersehen mit Cal Kestis reagieren wird, nachdem ihm dieser nicht auf Kashyyyk beigstanden ist und möglicherweise für die von den Inquisitoren befehligte Gegenoffensive verantwortlich war, die Saw in die Flucht schlug. Saw hat es der Crew der Ghost in Rebels ja auch nie leicht gemacht, ihm zu vertrauen. 

 

Mauls dunkler Einfluss auf Ezra kam zum Tragen weil sich Kanan nach Malachor wieder von diesem distanziert hatte. Als Mentor war das für Kanan ja nicht zum ersten Mal der Fall, denn Kanan war auch schon mehr als willig Ezra als Padawan an Jedi-Meisterin Luminara Undulli abzutreten - hätten sich die Gerüchte von Undullis Gefangenschaft auf Stygeon Prime nicht als Falle der Inquisition heraus gestellt. Das Gefängnis auf Stygeon Prime wurde ursprünglich noch von Count Dookus Separatisten errichtetet und beherbergte sogar kurze Zeit den von Darth Sidious inhaftierten Lord Maul. Nach den Klonkriegen ging es (wohl als Besitz der Sith) an das Imperium über. In Fallen Order wurde Stygeon Prime nur insofern erwähnt, dass es als Name für bestimmte Kosmetik-Items verwendet wurde. Angesichts des Umstands, dass Fallen Order und Jedi: Survivor beide vor Star Wars Rebels angesiedelt sind könnte sich auch Cal Kestis noch nach Stygeon Prime lotsen lassen. Womöglich wurde der Planet als Jedi-Gefängnis ja auch deshalb etabliert, weil man Situationen wie in Fallen Order vermeiden wollte, da Ceres und Cals Angriff auf Nur ein Stich ins Herz der Imperialen Inquisition gewesen sind. Wie man aus den Fällen Mauls und der Ghost-Crew weiß ist Stygeon Prime keinesfalls ausbruchsicher, aber es scheint notwendig, dass einem ein Team von Außen zur Hilfe kommt. Um noch einmal auf Rebels zurückzukommen, aus irgendeinem Grund wurde Ezra am Ende von Season 1 ja auch nicht nach Nur oder Stygeon Prime, sondern stattdessen nach Mustafar verfrachtet. Vader könnte die einst an die Inquisitoren ausgegliederte Folter und Konversion also auch zur Chefsache erklärt haben. Kein Wunder, wenn die Inquisitoren dann im Gegensatz zu Fallen Order später kaum noch Neuzugänge verzeichnen konnten. Aber ich spekuliere hier nur, denn die kanonische Geschichte der Imperialen Inquisition ist noch nicht lückenlos nachvollziehbar.

 

Wie schon in meiner Fallen Order Review zur Sprache gebracht, würde ich mir von einem Sequel auch eine Antwort erwarten, wie sich Cere und Cal einen "neuen" Jedi-Orden vorstellen würden. Ihr Orden ging ja nicht ohne Grund unter und musste aus der Sicht der Storyverantwortlichen sogar grundlegend aus den Angeln gehoben werden, damit er den alten Rost abschütteln konnte. Leider haben die Sequel Lukes neuen Jedi dann aber auch keinen Gefallen getan, aber vielleicht lässt sich das durch eine Reihe von Retcons ja wieder hinbiegen.

 

Die Anspielungen in den jüngsten Entwickler-Interviews, dass sich Cals und Ceres Vorstellungen unterscheiden könnten, lassen mich jedenfalls vermuten, er könnte sich dann in einer Trotz-Reaktion einfach jemanden suchen, der seiner Idealvorstellung von einem Jedi entspricht - wie einem dieser heldenhaften Jedi-Ritter der High Republic-Ära, als man sich noch mit einem "For Light and Life!" statt "For the Republic!" in die Schlacht stürzte. Als tatkräftiger und williger junger Jedi-Ritter, könnte Cal in so einer Lichtgestalt seinen idealen Mentor und Unterstützer sehen. Nur was, wenn ein solcher Haudegen aus dem Wilden Westen der Star Wars-Galaxis dann doch etwas radikaler ist als es Cal lieb ist. Bis er das jedoch bemerkt, kann er einiges von seinem neuen "Freund" gelernt haben.

Problematische Mentoren-Figuren haben durchaus etwas für sich, vor allem in einem Zeitalter, in dem Persönlichkeitskult und Influencertum durchaus einige sehr reale Probleme verursachen können. Die Idee, zu zeigen, dass man auch an den falschen Mentor geraten kann ist im Star Wars-Franchise aber nichts ganz neues. Timothy Zahn schuf Joruus C'baoth genau als einen solchen Charakter, wobei es auch eine Rolle spielt, dass Zahn scheinbar überlegt hatte, ob Joruus C'baoth nicht sogar ein psychotischer Klon Obi-Wan Kenobis sein könnte. Man entschied sich zwar dagegen, aber Luke verfiel dem "Jedi-Meister" C'baoth auch, obwohl er in der Thrawn-Trilogie bereits als vollwertiger Jedi-Ritter auftreten konnte. Man merkt zwar früh, dass etwas mit C'baoth nicht stimmt, aber sein Auftreten wie ein Grundherr der zu Gericht über seine Untertanenen sitzt wäre nicht so unglaubwürdig, wenn man die Idee eines Jedi-Ritters vom feudalen Rittertum ableitet. Als Meister würde man zudem über seinen Rittern stehen, da man aufgrund seiner Autorität ja auch berechtigt ist diesen Titel zu verleihen, womit auch C'baoths Verhältnis zu seinem untergebenen Jedi-Ritter Luke Skywalker schnell erklärt wäre. Angesichts der eher japanischen Wurzeln von George Lucas Jedi-Inspiration wäre ein Jedi-Meister wohl eher einem daimyo als Clan-Oberhaupt und Grundherrn gleichzustellen. Diese Vergleichsspielchen sind auch ein Grund, warum ich den Star Wars Visions-Roman RONIN so schätze, da er versucht die Machtstrukturen des Jedi-Ordens genau in solches feudales Schema überzuleiten. Und da sind Jedi-Meister dann tatsächlich so etwas wie Clanoberhäupter, Lokalfürsten und Cheftrainer in einer Person.

 

Selbst der Klon-C'baoth konnte sich aus meiner Sicht für geraume Zeit hinter durchaus rationalen Erklärungen für seine Handlungen verstecken, es passte halt nicht ganz zu jener Jedi-Doktrin die sich in den letzten Jahren der Republik entwickelt und bis in Lukes Zeiten gehalten hatte. Joruus C'baoth mag in etwas wie die Zeiten vor der Ruusan-Reformation gepasst haben, aber nach diesen waren seine Ansichten heillos veraltet. All diese Lore existierte jedoch noch nicht als Timothy Zahn die Thrawn-Trilogie schrieb, dass C'baoth aber ganz anders agiert als Ben Kenobi oder Yoda fiel Luke zumindest auf. Zahn schreibt C'baoths Verhalten dessen Charakter zu und seine Marotten werden durch eine Klon-Psychose noch weiter verstärkt (in Zahns Darstellung ist die Macht kein Fan davon und sabotiert Klone, wenn diesen auch Erinnerungen und die Persönlichkeit des Originals implantiert wird). Ich halte den High Republic-Jedi ja für keinen Klon, denn dann hätte man ihn wohl nicht mit einem fehlenden Arm geklont und die Kammer in der man ihn in den Trailern findet scheint jetzt auch nicht klinisch sauber gehalten worden zu sein. Normalerweise dürften Klone auch keine Jahrhunderte brauchen um heran zu reifen. Was ich mir jedoch vorstellen könnte, sind gesundheitliche Folgen mit denen der 100+ Jahre "auf Eis" gelegte Jedi zu kämpfen hat. Und sei es nur, dass sich die Macht nun dank des Triumphs der dunklen Seite völlig anders und verzerrt anfühlt. Wir wissen aus der Prequel-Trilogie nur, dass die Jedi durch die gestärkte dunkle Seite nicht mehr in der Lage waren ungetrübt in die Zukunft zu blicken, aber es scheint auch so, dass sich ihre Fähigkeiten generell etwas verschlechtert haben könnten. So aus einer Epoche mit einer dominanten hellen Seite in eine überschattet von der dunklen Seite katapultiert zu werden, muss sich den High Republic-Jedi ja wie eine Sinnesstörung anfühlen. "For Light and Life!" gegen dunkles Imperium mit Waffen wie dem Todesstern zu kämpfen ist schon etwas ganz anderes als Banditen wie den Nihil nachjagen zu müssen.

 

Ich glaube nicht, dass es sich bei "Bactatank-Ötzi" um einen ehemaligen Sith-Akolythen handeln wird, wobei das auch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Wieso würde dieser dann ausgerechnet wieder eine High Republic-Robe anziehen, mit der er ja regelrecht aus der Masse heraussticht, wenn er doch genauso gut seiner wahren Loyalität entsprechend irgendetwas in schwarz nehmen könnte. Ich finde man würde es sich mit irgendeinem "Sith" auch zu leicht machen, da das Thema mit Asajj Ventress, Darth Maul und Savage Opress im Kanon schon eingehender beleuchtet wurde als in den Legends. In den Legends würden mir auf Anhieb nur 2 Ex-Sith einfallen, die in der relevanten Epoche nach Darth Bane zu finden wären. Einer davon kam sogar in der Darth Bane-Trilogie vor und überlebte diese um mehrere Jahrhunderte. Set Harth war ein weißhaariger Mensch und ehemaliger Jedi-Ritter, der im dritten Darth Bane-Roman von Darth Zannah auserwählt wurde ihr Sith-Schüler zu werden. Der ehemalige Jedi-Archäologie und Lebemann Harth wandte sich am jedoch relativ schnell von den Sith ab und flüchtete mit einem erbeuteten Holocron, das ihm dem Weg zur Unsterblichkeit ermöglichte (via Essenztransfer und Klonkörpern). Set Harth ist auch eines der besten Beispiele dafür, dass "dunkle Jedi" nicht notwendigerweise Sith sein wollen oder automatisch gute Sith-Lords wären. Harths Eigennützigkeit machte ihn völlig ungeeignet als Sith-Schüler unter Banes Regel der Zwei und seine Ambitionen reichten auch nicht an den Größenwahn vieler Möchtegern-Desposten heran. Skrupellos war er zwar und er schreckte auch nicht vor kaltblütigen Morden zurück, aber ihm waren komfortable Ledercouches doch lieber als ein kalter harter Thron. Es würde mich wundern, wenn die Spekulationen zum Bacta-Ötzi (eine sicher völlig falsche Bezeichnung, weil Bacta in der High Republic noch nicht einmal weit verbreitet war) nicht irgendwann auch behaupten würden der Mystery Man wäre der kanonische Set Harth. Es kann ja so kommen und so ein Set Harth-Typ hätte wohl überhaupt kein Interesse daran, dem Imperium Widerstand zu leisten oder sich an einer Rebellion zu beteiligen. Er würde sich wohl sogar noch daran beteiligen Jedi-Artefakte an interessierte Sammler zu verkaufen, um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Ihn in ein Jedi-Netzwerk hinein zu ziehen wäre ein massives Risiko, da er dieses wohl zum Selbstschutz an die Inquisition verkaufen würde.