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Terminator: Resistance - viel Erfolg trotz wenig Geld (Review)

Für manche ist Terminator: Resistance das wohl beste Terminator-Spiel seit langem und wenn man ein Fan der dunklen Zukunftsvisionen aus Terminator 1-2 ist, dann wird man hier eindeutig gut bedient, auch wenn die Entwickler nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung hatten...

Terminator: Resistance ist wahrscheinlich eines der besten Terminator-Spiele in der Geschichte des Franchise, was aber auch daran liegt, dass es mehr eher schlechte als gute Terminator-Spiele gibt (mancher behauptet ja, dass sich das mit dem Zustand des Film-Franchise deckt). Auch zu Resistance kann man nun nicht gerade sagen, dass es ein weltbewegendes Spiel ist, ich würde es etwa als mittelmäßigen Shooter einstufen, der sich womöglich bei Fallout und Metro bedient hat. Was das Spiel jedoch zu einem wahren Geheimtipp macht ist die Liebe mit der sich die Entwickler ans Werk gemacht haben und das trotz eines offensichtlich sehr geringen Budgets. Das Terminator-Franchise leidet unter den jüngsten Reboot-Versuchen und Problemen mit den Rechteinhabern, sodass es nicht allzu verwunderlich ist, dass man mit Resistance eher ein Leidenschaftsprojekt und keinen AAA-Titel erreichen konnte.

 

Visuell und hinsichtlich des Settings fängt Terminator: Resistance eindeutig den Flair der düsteren Zukunftsvisionen der klassischen Terminator-Filme ein und die Kampagne spielt auch im Vorfeld des Angriffs auf Skynets Kern und Zeitmaschine. Als Private Jacob Rivers erlebt man hautnah wie das gnadenlose Vorrücken der "Annihilation Line" Skynets selbst eine ganze Division des Widerstands vernichten kann. Rivers entkommt der Katastrophe nur mit viel Glück an der Seite einer Gruppe von Zivilisten, doch wie sich schon bald herausstellt, könnte das dazu geführt haben, dass der einfache Private in der Top 3 einer Todesliste Skynets gelandet ist...

 

 

Atmosphärischer geht es kaum noch

 

Ja, man merkt dem Spiel seine mittelmäßige Grafik und den Mangel an Ressourcen für die Entwickler durchaus an, aber wer sich schon seit langem einen Shooter in der düsteren Zukunft John Connors gewünscht hat wird hier gut versorgt, denn visuell stimmt alles. Die Stadtruinen und ausgebrannten Autowracks, sowie gelegentlich herumliegende Skelette wirken als wären sie direkt aus den Filmen entsprungen und auch über diese Szenen hinaus wirkt alles so, wie man sich eine natürliche Erweiterung der Filmkulisse vorstellen würde. Wie gesagt, den Entwickler mag zwar das Geld gefehlt haben, aber sie haben sich durchaus mit viel Liebe für die Details an die Sache gemacht.

 

Auch der Survival-Aspekt des Spiels überzeugt. Als jemand der neben den klassischen Terminator-Filmen auch Terminator 4 und die Sarah Connor Chronicles geliebt hat, habe ich mir die Welt nach dem Judgement Day und vor allem den Resistance Bunker genau so vorgestellt. Vielleicht sollte ich hier etwas weiter ausholen, denn was ich sagen will ist, dass ich von meinen ersten Begegnungen mit der T-800 Serie enorm begeistert war. Wenn man an Terminator 1 und Kyle Reese verzweifelten Kampf gegen den T-800 denkt muss eine Begegnung mit diesen auch eine entsprechende Hürde darstellen, eben so, dass einem nur ein Rat in den Sinn kommt "Lauf". Solange man keine Plasmawaffen besitzt (oder Terminator-Messer oder ausreichend Sprengstoff) sind die Endoskelette praktisch unbesiegbar und man kann nur versuchen sich an ihnen vorbei zu schleichen. Und wo das nicht ging oder mir zu unsicher wurde, bin ich tatsächlich gelaufen. Unversehrt kommt man in solchen Situationen jedoch kaum davon, aber das gilt auch in Situationen, wo man von T-800ern überrascht wird oder sich ihnen in einem engen Raum stellen muss.

 

Terminator: Resistance hat mich gelehrt den T-800 zu fürchten und selbst im Besitz von Plasmawaffen noch zu respektieren. Im Nahkampf sollte man sich generell mit keinem Terminator messen und es gibt auch die Silberfisch-Baureihe, welche mit Höchstgeschwindigkeit Kamikaze-Attacken ausführt. Terminatoren oder Hunter Killer-Drohnen mit Elektroschocker als Waffe sind anfangs im Spiel ein weit verbreiteter und scheinbar einfacher Gegnertyp, doch wie bei allen anderen Terminatoren gilt auch bei ihnen, der Einheiten-Mix macht die Gefahr. Übersieht man im späteren Spielverlauf einen nahenden Schocker und lässt sich dann auf ein kräftezehrendes Feuergefecht mit vermeintlich bedrohlicheren Terminatoren ein, kann man schnell in eine nur schwer zu verschmerzende Situation kommen. Eines der Dinge, die fast meinen gesamten Spielverlauf bestimmt haben war nämlich der Mangel an Medpacks. Jacob Rivers heilt sich außer auf der höchsten Toughness-Stufe nämlich nicht selbst und man kann Medpacks zwar craften oder kaufen, aber nur solange der Vorrat reicht. Händler haben keinen unbegrenzten Itemvorrat und auch das Craftingmaterial ist nicht unbegrenzt farmbar. Außerdem braucht man manche Medpack-Komponenten auch für Sprengstoffe. Ich habe es mir aber wohl auch etwas schwerer gemacht als notwendig, weil ich über meinen ganzen Playthrough kein einziges Mal auf Stims zurückgegriffen habe. Vielleicht wäre dann ja einiges besser gelaufen.

 

Für mich wurde es jedenfalls zum Teil meines Spielerlebnisses, mir meine Encounter und Missionsverläufe entsprechend meines Medpack-Vorrats aussuchen zu müssen. So kam es dann auch, dass mir einige Nebenmissionen praktisch unmöglich wurden, weil mir für die entsprechenden Umwege die Medpacks fehlten. So einen T-800 zu töten ist meinem Plasmagewehr dann zwar möglich, aber ich bin mehr als einmal durch wiederholte T-800-Begegnungen in Situationen geraten, in denen meine Medpacks so knapp wurden, dass die Main Mission in Gefahr war. In meinem ersten Playthrough (2022 auf meinem alten PC) scheiterte ich wegen meines Entdeckerdrangs in einem sehr frühen Spielabschnitt sogar an einem Munitionsmangel. Im finalen Playthrough versuchte ich solche Engpässe zwar zu vermeiden, aber selbst rote Plasmazellen können knapp werden, auch wenn man ein Level mit über 1000 davon begann. Theoretisch sollte man das vermeiden, indem man für die schwächeren Maschinen immer noch Waffen mit normaler Munition verwendet, aber die habe ich schließlich verkauft, um mir mehr Energiezellen und die eine oder andere Plasmawaffe zu kaufen. Zumindest hat man mit Plasmawaffen den Vorteil seine Munition auch von zerstörten Terminatoren gewinnen zu können, aber da man den Loot nicht automatisch aufnimmt ist es unter Umständen oft auch etwas riskant ein Schlachtfeld zu looten, während man bereits wieder oder immer noch angegriffen wird.

 

Eine Hauptkampagne, der Infiltrator-Modus und ein DLC

 

Terminator: Resistance ist kein ewig langes Erlebnis, auch wenn es gewisse Open World Aspekte (Crafting und das Sammeln von Items, sowie Upgrades für die Plasmawaffen) gibt. Neben der Hauptkampagne bekommt man aber auch den Infiltrator-Modus geboten, in welchem man selbst einen der Terminatoren im Menschenmantel spielen darf. Dieser Modus wurde meines Wissens als kostenloser DLC zum Spiel nachgereicht und ist eines der interessantesten Dinge am Spiel, denn trotz aller Budget-Beschränkungen hat man sich für den Terminator doch noch einige ganz eigene Mechaniken einfallen und Animationen einfallen lassen. Mir hat das sogar soviel Spaß gemacht, dass ich mir vorstellen könnte, dass ein auf diesen Modus aufgebautes Spiel durchaus einige Fans gewinnen könnte. Interessanterweise sollen die Entwickler nach Terminator nun an einem Robo Cop-Spiel arbeiten.

 

Natürlich sei auch der DLC zu erwähnen, der ein Vergleich mit der Hauptkampagne verkürztes, aber optimiertes Spielerlebnis bietet, das einen buchstäblich hinter die feindlichen Linien führt. Wenn man sich schon für das Hauptspiel begeistern konnte, dann dürfte man auch am DLC so seine Freude haben. In diesem begibt man sich an der Seite von Kyle Reese auf die Suche nach einem verschwundenen Vorposten des Widerstands und erfährt zumindest etwas mehr über unseren Protagonisten Jacob Rivers. Man beginnt den DLC bereits als Mitglied von Commander Barons Division und im Besitz eines Plasmagewehrs der 1. Generation (das ich dann auch nicht mehr ausgewechselt habe). Gleichzeitig wurde der Levelingprozess entsprechend beschleunigt (da der DLC auch zeitlich nicht mit der Hauptkampagne Schritt halten könnte) und für mich völlig überraschend bietet der DLC eine zumindest für mich spürbar solidere Versorgung mit Medpacks und roten Plasmazellen. 

 

Eine unerwartet starke Story

 

Terminatoren sind nicht das einzige was ich als wirklich stark an Terminator: Resistance bezeichnen würde. Auch die Story hat es zeitweise wirklich in sich, wobei der grundlegende Plot noch keine Preise gewinnen würde. Die Wendungen in der Geschichte sind für Fans der Filme nicht gerade unvorhersehbar, stimmen aber auch mal nostalgisch bzw. sie entsprechen eben perfekt dem, was man sich von den Filmen erwarten würde. Da wurde jetzt nicht unbedingt das Rad neu erfunden, aber eben auch nichts eckiges als rund verkauft.

 

Einiges von meiner Faszination mit Terminator Resistance stammt von den Charakteren, denn wer hätte sich in einem durchschnittlichen Ego-Shooter schon ein Dialogsystem und steigerbare Vertrauenswerte erwartet? Mir gefällt das. Natürlich, die Dialoge sehen etwas hölzern aus, wenn die NPCs ziemlich steif in der Gegend herumstehen, aber ihre Geschichten sind mehr als nur packend. Da haben wir etwa den Mechaniker Ryan, der sich noch an den im Spiel etwa 30 Jahre zurückliegenden Judgement Day erinnern kann und diesen nur überlebte, weil er mit seinem Bruder zu einem Freiluft-Konzert angereist war. Ryans Geschichten beschäftigen sich mit einer Frage, die man sich seit Terminator 1 stellen konnte, wie konnten die Leute den Judgement Day überleben und wann wurden diese Überlebenden erstmals mit Skynets Terminatoren konfrontiert.

 

Ryan ist neben der "Ärztin" Erin, der Sammlerin Jennifer, ihrem Bruder Patrick und Commander Baron nur einer der Charaktere, mit denen man tiefere Beziehungen eingehen kann. Was mich verblüffte ist auch, dass sogar "Romanzen" im Spiel möglich sind (mit Jennifer und Commander Baron, ohne dass die eine Beziehung die andere ausschließen würde), auch wenn diese höchstens die Bezeichnung als One-Night-Stand verdienen sollten. Sollte man die entsprechenden Nebenmissionen für die NPCs erfüllen, kann man auch eine Entscheidung für ihr Schicksal am Ende des Spiels treffen. Mich hat das etwas an Mass Effect 2 erinnert, auch wenn man nicht in dieser Liga spielt.

 

Der DLC hat leider etwas weniger Interaktionen zu bieten und scheint mir auch keine Möglichkeit geboten zu haben, jemanden vor seinem Tod zu retten. Dafür ist der Ausflug in Skynets Hinterland eine berauschend düsteres Erlebnis. Den oft erwähnten "Grinder" bekommt in diesem nämlich tatsächlich zu sehen und so wird vielleicht auch etwas klarer, wieso Terminatoren in manchen der Zukunftsvisionen einfach so über Schädel spazieren. Zuviel Gore? Da kann ich nur sagen, dass sich der Detailgrad in Grenzen hält. Blut, einige Skelette und eine schwer zu identifizierende Masse sind alles wofür man sich fürchten müsste. Da fand ich persönlich die Husks aus Mass Effect erschreckender. Trotzdem, wir bekommen im DLC die Fabrik für die T-800 Infiltratoren zu sehen und wie die Hauptkampagne bereits nahe legte wurde die "Fleischummantelung" für diese durch  medizinische Experimente an Menschen entwickelt.

 

Im Vergleich mit den NPCs bleibt Jacob Rivers als Protagonist eher blass und das mag auch so gewollt sein, um ihn als "blank slate" für die Vorstellungen des Spielers verkaufen zu können. Die vielleicht dramatischste Hintergrundgeschichte hat man sich aber wohl für Commander Baron einfallen lassen, denn diese wuchs nicht nur in der Welt nach dem Judgement Day auf, sondern hatte bis zu ihrer Rekrutierung durch den Widerstand auch nur die schlechtesten Seiten der Menschheit erlebt. Baron tötete ihren ersten Menschen lange bevor sie ihre erste Maschine zerstörte und mit ihren Tattoos versteckt sie die Narben, die ihr durch andere Menschen zugefügt wurden. Baron selbst sagt sie hasse die Maschinen wohl nur eine entscheidende Spur mehr als die Menschen. Ihr einstiger Mentor im Widerstand hat ihr allerdings gezeigt, wie sie ihre Wut und ihren Hass für etwas sinnvolles nutzen kann.

 

 

Definitiv eine Empfehlung für Fans

 

Wer sich für die Terminator-Filme begeistern kann wird in Terminator: Resistance einiges finden, was man sich von einem guten Terminator-Spiel wünschen kann. Objektiv gesehen ist das Spiel allerdings eher mittelmäßig und bestenfalls ein AA-Titel. Ich hatte trotzdem meinen Spaß an der Atmosphäre, der Story und den perfekt auf das Franchise zugeschnittenen Charakteren.