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Betreffend dieses Shadow Councils

Die vorletzte Folge der dritten The Mandalorian-Staffel hat die bisherigen Vorstellungen zum Zustand des Imperiums nach Jakku gehörig auf den Kopf gestellt, dabei hätte man doch "nur" eine Verbindung zwischen Moff Gideon und Thrawn erwartet...

Mittlerweile ist das Staffelfinale bereits online, weshalb ich hoffe, dass man auch über die Folge davor sprechen darf, ohne mit der Spoilerkeule erschlagen zu werden. Die vorletzte Episode der dritten Staffel beginnt nämlich mit einem massiven Reveal und damit meine ich nicht nur, dass Elia Kane tatsächlich eine auf Coruscant platzierte imperiale Spionin ist (quasi eine kanonische Variante der Delta-Quelle). Moff Gideon führt uns in seiner Geheimbasis in den Minen von Mandalore (die eines Superschurken würdig ist) nämlich auch in eine Holo-Besprechung ein, bei der scheinbar diverse imperiale Kriegsherren miteinander die Lage besprechen. Warum das überrascht? Weil man, je nach Tiefe des Interesses an der Lore der Sequel-Ära bisher entweder glauben konnte die Kriegsherren wären auf einige unorganisierte Häufchen am Rande der Galaxis beschränkt oder sie wären sogar völlig von der Bildfläche verschwunden. Ginge man von der Aftermath-Trilogie alleine aus, dann hätten Palpatines Boten-Droiden, Admiral Gallius Rax und die selbst ernannte Großadmiralin Rae Sloane das Imperium in schlussendlich 3 Fraktionen gespalten, die Loyalisten die zur Ersten Ordnung geleitet wurden, die Loyalisten die auf Jakku mit dem Imperium untergingen und jene "Verräter" die sich Sloane, Rax und Palpatines Boten widersetzten bzw. als zu wertlos für die letzte Schlacht oder den Fortbestand des Imperiums angesehen wurden. Nach Jakku hätte es dann nur noch 2 Arten von Imperialen geben dürfen, die frei in der Galaxis herumlaufen - Angehörige der Ersten Ordnung und jene Typen, die nicht einmal zur großen Schlacht von Jakku eingeladen waren. Der Rest wäre im Rehabilitationsprogramm der Neuen Republik gelandet.

 

Von Moff Gideon hätte man wohl angenommen, dass er zu den versprengten Resten des Imperiums gehört, die seinerzeit nicht als loyal genug für die Erste Ordnung betrachtet wurden, während er gleichzeitig wohl auch Sloanes oder Rax Einladungen ausschlug, sich dem Imperialen Rest anzuschließen. Gideon wirkte wie so einer dieser von sich selbst begeisterten Kriegsherrn, die nach Endor die Gelegenheit nutzten, sich selbst zu befördern - daher der Titel Moff? Moffs wurden ursprünglich vom Imperator selbst ernannt und fungierten als dessen Stellvertreter. Nach Endor beförderten sich aber so einige Imperiale, sehr gerne auch in diese exklusiv vom Imperator zu vergebenenen Ränge wie vom Moff zum Großmoff oder von Admiralen (wie Sloane) zu Großadmiralen. In den Legends standen diese Selbstbeförderungen oft auch mit sehr kreativen Titeln wie Prince Admiral in Verbindung. Der einzige, der in Legends wie Kanon scheinbar nicht das Ego für so eine Selbstbeförderung besaß ist scheinbar Captain Gilad Pellaeon. In den Legends war es übrigens Pellaeon der den Rückzug und damit auch die Rettung der Imperialen Flotte bei Endor befehligte, im neuen Kanon war es Admiralin Rae Sloane. Legends-Pellaeon diente treu dem Imperium und fungierte als Captain von Thrawns Flaggschiff. Nach Thrawns Tod diente Pellaeon weiter dem Rumpf-Imperium, jedenfalls bis er vom selbst ernannten Hochadmiral Treuten Teradoc rekrutiert wurde. Teradoc beförderte Pellaeon schließlich zum Vize-Admiral und unterstellte ihm auch eine Flotte an Sternenzerstörern. Nach Admiralin Natasi Daalas Putsch gegen die Kriegsherren, wurde Pellaeon zu ihrer rechten Hand. Kaum war Daala selbst wieder verschwunden blieb Pellaeon in seinem neuen Rang als Vize-Admiral und überführte die verbliebenen Streitkräfte ins Rumpf-Imperium. Aufgrund seines Rangs, Dienstalters und seiner Erfahrungen an der Seite einiger der erfolgreichsten imperialen Befehlshaber nach Endor avancierte Legends-Pellaeon schließlich zum Oberbefehlshaber und De-Facto-Anführer des Rumpf-Imperiums. Nach Friedensverhandlungen mit der Neuen Republik und mehreren interplanetaren bzw. sogar einer intergalaktischen Krise erhielt Pellaeon sogar die ultimative Würdigung durch die Moffs des Rest-Imperiums, welche ihn zum Großadmiral ernannten. 

 

Im Imperialen Schattenrat scheint Pellaeon "Thrawns Delegation" zu vertreten, wobei Gideon ihm und "Commandant" Hux vorwirft den Großteil der Ressourcen des Rest-Imperiums zu horten. Das klingt schon mal interessant, weil Thrawns Fraktion damit ungefähr gleichauf mit der frühen Ersten Ordnung wäre. Interessanterweise stellen Pellaeon und Hux seniors Auftritte auch eine neue Theorie in den Raum - sie sind nur quasi-bevollmächtigte Vertreter ihrer jeweiligen Fraktion. Einer der anwesenden Imperialen wird etwa auch als Commander bezeichnet, ein Rang den wohl kaum ein selbstständiger Kriegsherr nach Endor noch verwenden würde. Der betreffende Commander scheint für einige Freibeuter-Aktivitäten verantwortlich zu sein, was eher zu seinem Rang und entsprechend beschränkten Mitteln passen würde. Ein Commander stünde ja theoretisch noch unter einem Captain und damit hätte er wohl auch höchstens einen Sternenzerstörer, wenn nicht sogar nur einen imperialen Außenposten unter seinem Kommando gehabt. Es ist natürlich möglich, dass der betreffende "Kriegsherr" von Pellaeon nur an seinen letzten legitimen imperialen Rang erinnert wurde. Wenn Imperiale die sich nun als Diebe im Outer Rim durchschlagen müssen das Beste sind, was man noch aufbieten kann, dann erklärt sich auch, warum Gideon seine Bitten um Unterstützung an Hux und Pellaeon richten muss, welche durchaus noch waschechte Sternenzerstörer unter ihrer Befehlsgewalt haben dürften.

 

Dass es sich zumindest bei Hux und Pellaeon nur um Delegationsleiter einer weit größerer Fraktionen handeln könnte (der Commander mit seinem Piratennest erweckt jedenfalls den Eindruck, dass das Rest-Imperium ansonsten wirklich am Ende wäre) untermauert vielleicht auch der Umstand, dass Hux noch als Commandant angesprochen wird. Ein Titel aus seiner Zeit als Commandant einer der Imperialen Militärakademien. Als Anführer der Ersten Ordnung könnte sich Hux ja durchaus als Supreme Leader oder ähnliches betiteln lassen. Nach der Aftermath-Trilogie und dem Phasma-Roman hätte man jedoch wohl annehmen können, dass Rae Sloane das Oberhaupt der Ersten Ordnung ist. Hux mag gegen Sloane intrigiert haben, aber Sloanes Ende dürfte erst durch Snoke gekommen sein. Zur Zeit von Phasmas Rekrutierung trug Hux senior zudem den Rang eines Generals. Hux senior zum Delegationsleiter zu ernennen wäre sinnvoll, um Sloanes Überleben nach Jakku zu verschleiern bzw. auch um ein Auge auf den Schattenrat und die anderen Fraktionen zu haben. Generell scheint der Schattenrat ja auf die Rückkehr Großadmiral Thrawns zu warten, um sich dessen Führung zu unterstellen. Da wäre eine zweite (wenn auch selbst ernannte) Großadmiralin nur im Weg. Die Erste Ordnung könnte versuchen, ihre wahre Stärke vor den anderen Fraktionen zu verstecken, auch hinsichtlich des ihr zur Verfügung stehenden Führungspersonals. Ich persönlich finde auch Hux Offiziersmantel verdächtig, denn ich würde ja davon ausgehen, dass er nicht unter freiem Himmel an der Holo-Besprechung teilnimmt. Es sind zwar nur 4-5 Jahre seit Jakku vergangen, doch die Erste Ordnung setzt sich bereits visuell etwas vom gefallenen Imperium ab. Hux Mantel erinnert schon an jene Mäntel, welche sein Sohn und andere hochrangige Offiziere der Ersten Ordnung in der Sequel-Trilogie tragen werden, während der Rest seiner Uniform scheinbar noch dem einstigen imperialen Standard entspricht. Ich meine scheinbar, weil wir dank des Mantels ja nicht genau sehen können, ob Hux bereits das Wappen der Ersten Ordnung auf seiner Uniform trägt - ein weiteres Detail, dass seine Fraktion vor dem Rest des "Imperiums" verbergen könnte.

 

Hux Vorwurf an Gideon auf Navarro sein eigenes Klonprogramm betrieben zu haben rückt womöglich auch einige Thrawn-Theorien zurecht. Das Vermächtnis von Mount Tantiss dürfte also in den Händen der Ersten Ordnung sein, da sich diese am ehesten als Erben des Imperators bezeichnen könnten. Hux "Project Necromancer" finde ich außerdem sehr interessant, weil es noch einige Probleme mit der Sequel-Lore offen legt. Nach Episode IX hieß es, Snoke wäre von den Kultisten auf Exegol geschaffen worden, also von der Letzten Ordnung und nicht der Ersten Ordnung. Die Existenz der Letzten Ordnung schafft einige Probleme für die Lore, weil man bis Episode IX annehmen konnte, dass die Flucht der Ex-Imperialen in die Unbekannten Regionen über Anweisungen der Botschafter-Droiden des Imperators geschah und allein der Ersten Ordnung zu Gute kam. Nun haben wir jedoch seit Jahren die offene Frage, wie die Letzte Ordnung so viele Besatzungen ihre Sternenzerstörer rekrutieren konnte. Der Bau der Flotte und ihr Betrieb hätten wahrscheinlich Ressourcen vom Ausmaß der Ersten Ordnung erfordert. 

 

Gideons Verweis, dass Klone eine Spielerei Hux seniors sind ist auch interessant, da die Aftermath-Trilogie es eigentlich so klingen ließ, als ob Hux seniors Vorstellung von der Zukunft des Imperiums sich an der Rekrutierungspraxis Jedi orientieren würde - also der Indoktrinierung geraubter Kinder und somit dem Aufbau einer Armee von Kindersoldaten in Sturmtruppen-Rüstungen. Klone lehnte Hux senior meiner Erinnerung nach ursprünglich ab, weil er sie als zu ressourcenaufwendig und anfällig für genetische Biowaffen sah. Hux junior verteidigte die von seinem Vater etablierten Rekrutierungsprinzipien für die Erste Ordnung sogar noch gegenüber Kylo Ren, der in Episode VII ja meinte, eine Klonarmee wäre vielleicht loyaler gewesen als Hux Sturmtruppen, die immerhin auch einen Deserteur wie Finn hervorbringen konnten. Anno 2023 haben wir nach der zweiten Staffel von The Bad Batch jedoch auch einiges mehr an Wissen darüber, warum das Imperium nach den Klonkriegen aufhörte neue Klonsoldaten heranzuzüchten. Die Individualität der Klone war ein Problem und ihre Bindung zueinander machte sie ebenfalls anfällig für Befehlsverweigerung gegenüber Außenseitern. Aus Hux Sicht konnte man ein ähnliches Ergebnis auch ohne die Kosten für den Klonprozess erreichen. Aber vielleicht will Hux senior ja auch gar keine Klonsoldaten produzieren, sondern solche von VIPs. Hux Klon-Experimente und sein Ärger über Dr. Pershings Entführung könnten, wie das Finale der dritten Mando-Staffel verraten hat, aber auch damit zusammenhängen, dass die Erste Ordnung als von Palpatine auserkorene Fraktion daran interessiert war, den einstigen Imperator zurückzuklonen. Ohne Pershing und Grogu dürften die "imperialen" Klonforschungen jedoch einen Rückschlag erlitten haben, was auch zum misgestaltetenen Aussehen Snokes geführt haben könnte - wüssten wir nicht aus dem 2022 veröffentlichten Roman Shadow of the Sith von Adam Christopher, dass Palpatines Klon-Sohn Dathan bereits 12 Jahre vor der Schlacht von Yavin auf Exegol geboren wurde. Alles was Dathan fehlte waren Machtfähigkeiten. In The Mandalorian Season 3 wäre Dathan ungefähr 21 Jahre alt gewesen. In 21 Jahren forschten die Sith-Kultisten auf Exegol zweifellos weiter an einer Möglichkeit Palpatine samt seiner Machtfähigkeiten zu klonen. Meiner Einschätzung nach hätte ich angenommen, dass Snoke von den Sith auf Exegol geschaffen wurde und später zur Ersten Ordnung entsand wurde, um dort das Kommando zu übernehmen.

 

Experimente mit machtsensitiven Klonen sind aber genau das, was auch in Timothy Zahns Thrawn-Trilogie seinerzeit vorkam und mich zu Spekulationen anregt, ob und wann wir eine kanonische Variante von Joruus C'baoth zu sehen bekommen werden. Die Ahsoka-Mini-Serie könnte uns diesem Moment einen entscheidenden Schritt näher bringen. Statt Mara Jade könnte Ahsoka gegen einen Skywalker-Klon antreten, wobei dieser Klon dank des "Strand Casting" eine Art genetisch veränderte/verbesserte Variante Anakins oder auch Lukes sein könnte, je nachdem was die Kloner an genetischen Zutaten verwenden würden.

 

Damit Klone bei Thrawns Rückkehr eine Rolle spielen, müsste sich aber nun wohl entweder Thrawns Fraktion der Klontechnologie bemächtigen oder die einheitliche Anerkennung durch den Schattenrat führt auch dazu, dass sich Hux (und somit die in Entstehung befindliche Erste Ordnung) zumindest vorübergehend Thrawn unterordnen würden. Selbst Rae Sloane würde wohl dem überlegenen Strategenen und echten Großadmiral Tribut zollen müssen, immerhin waren die Großadmiräle direkt dem Imperator unterstellt. Ohne Palpatine wären sie somit auch weisungsfrei geworden und zu den ranghöchsten Militärs des Imperiums aufgestiegen, weshalb sich Sloane auf Gallius Rax Empfehlung ja auch selbst zur Großadmiralin ernannte. Der Schattenrat scheint mangels einer starken Führungsfigur oder eines legitimen Erben des Imperators darauf zu warten, dass der letzte verbliebene Großadmiral und somit ranghöchste Imperiale wieder die Bühne betritt. Dies könnte indirekt auch der Grund werden, warum Snoke von Exegol zur Ersten Ordnung übersiedeln musste. Rae Sloane & Co waren ohne konkrete Befehle zurückgelassen worden, außer dass sie das Imperium wieder aufbauen sollten. Die Erste Ordnung schien in allen ihren Auftritten, mit der Ausnahme von Außenseitern wie Phasma, immer sehr auf die Einhaltung von Hierarchien bedacht gewesen zu sein. Kylo Rens Machtergreifung, der Wechsel von Ren zu General Pryde und die dominante Rolle des jüngeren Hux, all das könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Erste Ordnung von überzeugten Loyalisten gegründet wurde, die auch nach Palpatines Tod noch an der geltenden Hierarchie festhielten. Snoke als genetischer Erbe Palpatines hätte leichtes Spiel gehabt selbst einer Rae Sloane das Kommando zu entreißen, denn er konnte einen legitimen Anspruch auf den imperialen Thron anmelden. Genauso hat nun wohl auch der gegenüber der Admiralin Sloane ranghöhere Großadmiral Thrawn eine Chance darauf auch die Führung der Ersten Ordnung zu beanspruchen. Hux als ambitioniertes Mitglied der Führungsschicht der Ersten Ordnung könnte mit der Hilfe von Thrawn auch versuchen an Sloane vorbei zu mehr Einfluss und Gestaltungsspielraum zu kommen.

 

Würde man Thrawn Klontechnologie anbieten, würde er wahrscheinlich nicht ablehnen. Zumindest wenn man Timothy Zahns kanonische Thrawn-Saga heranzieht. In dieser drohen dem Reich der Chiss Gefahren von äußeren und inneren Bedrohungen (namentlich der innenpolitischen Konflikte und bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den regierenden Häusern, welche auch schon vom Grysk-Strategen Jixtus für dessen Pläne genutzt wurden, um die Chiss gegeneinander und gegen ihre Nachbarvölker auszuspielen). Klontechnologie könnte das innenpolitische Gleichgewicht unter den regierenden Häusern massiv verschieben, wobei das wohl nicht Thrawns Ziel wäre. Stattdessen plagt die Chiss auch das Problem, dass sie auf machtsensitive Navigatorinnen angewiesen sind. Diesen "sky-walkers" geht ihr Talent jedoch meistens im Teenager-Alter verloren. Die Fähigkeit der Chiss sich gegen Bedrohungen durch andere hyperraumfähige Nationen zu wehren ist daher auch stark davon abhängig, dass sie über ausreichend Navigatorinnen verfügen, um ihre Flotte zu bewegen (auch wenn es innerhalb des Reichs der Chiss Navigationsboyen und dergleichen gibt, können diese ja auch ausfallen, gestört, zerstört oder geraubt werden). Thrawn hat schon seinen Adjutanten Eli Vanto einem Spezialprojekt übergeben, das versucht anhand der Stammbäume von Navigatorinnen eine mögliche Lösung für dieses "Nachschubproblem" zu finden - mit Forschungsergebnissen dazu, wie man machtsensitive Klone erzeugen kann, wäre er direkt im Besitz einer Lösung. Das 50jährige Kleinkind Grogu würde da auch ins Bild passen, denn wie gesagt, machtsensitive Chiss scheinen ihre Fähigkeiten im Teenager-Alter zu verlieren. Woran das liegt ist genauso unbekannt, wie der Grund, warum fast ausschließlich weibliche Chiss mit Machtfähigkeiten geboren werden. Da der Sith- und Jedi-Orden ohne solche Einschränkungen existieren konnten, wäre es für Thrawn wohl auch pragmatisch Nicht-Chiss als Navigatoren zu klonen. Und Hux Indoktrinationsprogramm könnte diesen Klonen die gewünschte Loyalität einprogrammieren.