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Eindrücke aus Jedi: Survivor - Part 3

Willkommen auf Koboh...

Schon die Ankunft im Koboh-System macht eines klar, das System ist auch die Heimat einer seltsamen Raum-Anomalie. Hinter solchen kann sich viel verstecken, ein geheimer Planet oder auch interdimensionale Wesen. Meine Angst war zunächst Jedi: Survivor könnte das Wesen Waru aus den Legends kanonisieren. Zum Glück entschied man sich aber für etwas anderen: der Koboh-Abyss soll zu einem geheimen Planeten führen. Sorry für den Spoiler, aber die Suche nach dem verlorenen Planeten Tanalorr ist die zentrale Indiana Jones-Mission, der sich Cal diesmal stellen muss. Nach "Cal Kestis und die Geheime Kammer von Bogano" diesmal also "Cal Kestis und der verlorene Planet Tanalorr". Zumindest muss sich Cal mit keinen Yoda-Witzchen über seinen verlorenen Planeten herumschlagen, aber das ganze erinnert auch ein wenig an Star Wars Rebels, wo Zeb und die Crew der Ghost eine Gruppe überlebender Lasat zum legendären Planeten Lira San eskortieren mussten. Lira San war ebenfalls von einer Weltraumanomalie umgeben und beherbergt eine ganze verlorene Zivilisation. Man muss aber schon ein Rebels-Fan gewesen sein, um die entsprechende Serienfolge zu kennen, die Mehrheit der Leute wird bei "Tanalorr" jetzt wohl kaum die Idee haben, dass sich dort eine machtsensitive Zivilisation oder eine vergessene Jedi-Enklave aus der Zeit der Hohen Republik verstecken könnten. Für mich schien Tanalorr bis zum Reveal des aus den Trailern bekannten High Republic-Jedi-Ritters durchaus in das Schema eines geheimen Tempels aus den Star Wars Legends zu passen. Dort betrieb Meister K'krukh ja eine kleine Jedi-Enklave mit Jedi-Jünglingen, die er während Order 66 retten konnte und Meister Jorus C'baoth planete mit machtsensitiven Kolonisten seinen eigenen Jedi-Orden in den Unbekannten Regionen oder gar einer neuen Galaxis aufzubauen.

 

Koboh ist toll. Die Open World passt wirklich gut zum Erkundungs-Konzept von Fallen Order und auch die Map ist diesmal nicht so störend, entweder weil sie verbessert wurde oder weil man sich an sie gewöhnt hat. Dass Koboh aber als die Hub-Welt angekündigt wurde lässt vermuten, die anderen Welten wären allesamt bedeutend kleiner. Und so ganz viel Abwechslung bietet das wie einem Western entsprungene Koboh mit seiner "Prospector Town" und den herumziehenden Banditen in meinen Augen auch nicht (nach 10h Gameplay). Da bin ich vielleicht etwas beunruhigt.

 

Interessant sind auch die Nebenquests, welche einem als Gerüchte mitgeteilt werden. Es fehlt hier allerdings die aus vielen RPGs gewohnte Queststruktur, auch wenn man in Jedi: Survivor mittlerweile hin und wieder Dialogoptionen auswählen darf. Man kann die Gerüchte nicht wirklich ablehnen und muss eigentlich nicht immer einen Beweis für den Missionserfolg abliefern. Das finde ich genauso gewöhnungsbedürftig wie das Fehlen eines Open World Kompass (wie in vielen Ubisoft-Spielen) oder einer Mini-Map.

 

Gegen Kampfdroiden zu kämpfen macht Spaß und man kann diese endlich auch zerstückeln. Selbst Sturmtrupplern darf man hin und wieder einen Arm abtrennen, was mich sehr an die Jedi Knight-Spiele erinnert. Cals Finisher sind gut in Szene gesetzt und so die Gegnerkombinationen erfordern durchaus ein überlegtes Vorgehen.

 

Womit wir wohl schon bei dem Thema sind, das mich nach 10h auf Koboh am meisten beschäftigt: die beiden Antagonisten. Der Gen'Dai Rayvis als Anführer der Bedlam Raiders lässt sich nur einmal direkt blicken, andere Details erfährt man primär aus Macht-Echos. Er scheint die Bedlam Raiders aus verschiedenen Banden auf Koboh formiert zu haben und wie wir später erfahren, hat er sich scheinbar einst auch mit dem "High Republic Jedi" duelliert. Was Rayvis will erfahren wir noch nicht so früh, aber er spioniert einem scheinbar nach, je näher man einer gewissen alten Anlage kommt. Gen'Dai können Jahrhunderte, wenn nicht sogar länger leben, was Rayvis potentiell zu einem Zeitgenossen der Nihil, aber auch der Sith machen könnte. Durge aus den Star Wars Legends war etwa ein Gen'Dai der schon zu Zeiten der Sith gekämpft hat und auf der Seite der Separatisten auch in den Klonkriegen mitmischte (wegen seines Hasses auf die Mandalorianer, was ihn zu einem eingeschworenen Feind des Mand'alor Jango Fett und all seiner Klone machte).

 

Während ich nicht weiß, was ich von Rayvis halten soll, hat mich Dagan Gera fast etwas enttäuscht. Es war schon verdächtig, dass sein fehlender Arm an der Schnittstelle sehr glatt und sauber kautorisiert ist - was auf ein Lichtschwert hinweisen würde. Dank Cals Psychometrie erhält man einen Flashback-geprägten Einblick in Dagan Geras Leben, aber nicht unbedingt auf die wichtigsten Details. Dagan Gera ist jedenfalls der Mann, der einen Jedi-Tempel auf Tanalorr bauen wollte. Und womöglich hat er diesen auch gebaut, immerhin erwähnt einer der Rückblicke eine Inspektion durch das Ratsmitglied Oppo Rancissis. Die Frage für mich ist da aber, wie weit der Tempel da schon fertig war, immerhin sollten selbst in der Hohen Republik keine Jedi-Ritter mit einigen Millionen Credits in der Tasche herumgelaufen sein, um mal einfach so irgendwo einen Tempel hinstellen zu können. Der Tempel wurde jedoch scheinbar auch irgendwann von Unbekannten angegriffen. Was mich nun stört ist wie Gera kaum aufgewacht einfach so seinen Lichtschwertkristall nimmt und diesen mit einem vermeintlichen Sith-Ritual zum Bluten bringt, also rot färbt. Also kaum befreit, stellt er sein Lichtschwert auf rot um und ist jetzt böse? Ich hoffe man war nicht so einfallslos und Dagan Gera ist kein eindimensionaler Schurke wie Senator Sejan.