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Eindrücke aus Jedi: Survivor - Part 4

Von Koboh nach Jedha...

Kaum hat man Dagan Gera getroffen kann man schon nach Jedha aufbrechen, ich habe mir dafür allerdings etwas Zeit gelassen und noch möglichst viele Nebenquests auf Koboh erledigt, bis mir fürs erste keine mehr angeboten wurden.

 

Jedha als Location für Jedi: Survivor habe ich jetzt auch nicht erwartet und ich würde es eine eher angenehme Überraschung nennen, wäre der Planet nicht noch staubiger als Koboh. Mit allzu viel Abwechslung scheint mir Jedi: Survivor im Vergleich zu Fallen Order jetzt nicht herauszustechen. Koboh ist vergleichsweise groß geworden, was den Planeten angenehmer und interessanter macht als die Welten in Fallen Order, aber abseits von Koboh erlebt man eher wieder das gewohnte Spielerlebnis. Jedha ist beim ersten Besuch etwas linearer und hält sich an die Fallen Order-Formel.

 

Auf dem Weg zu Cere Jundas Versteck (das man schon aus dem Trailer kennen sollte) wird man von Merrin in Empfang genommen, die sich seit Fallen Order doch deutlich verändert hat. In Fallen Order kam Merrin nur sehr spät ins Spiel und konnte gar keine wirkliche Charakterentwicklung durchmachen, sie war aber wegen ihres trockenen Humors eine Fan-Favoritin. In Survivor bekommt sie endlich mehr zu tun und man spendiert ihr auch eine offscreen geschehene Rundreise durch die Galaxis. Merrin hat viel erlebt und ist als Charakter deutlich gereift, was auch zum Roman Battle Scars passt, in welchem sie mit ihrer Sidekick-Rolle ja auch schon nicht mehr ganz zufrieden war. Die neue Merrin ist erstaunlich fähig und meiner Ansicht nach sogar auf einem Level über Cal selbst, jedenfalls soweit es ihr Machtfähigkeiten betrifft. Dachte man in Battle Scars noch Merrins Fähigkeiten könnten abseits von Dathomir versiegen, trumpft sie in Survivor nun gehörig auf. Merrins Multifunktionsmesser kann sich dabei sogar in einen Stab verwandeln und wie ein Wurfmesser einsetzen lassen - was mich glauben lässt, sie hätte sich diese Eigenschaften von Cals Lichtschwert(ern) abgeschaut. Merrin ist aber auf jeden Fall immer noch eine Meisterin des Teleportierens, wie schon in Battle Scars.

 

Im Gegensatz zu Koboh ist man auf Jedha mit imperialen Patrouillen konfrontiert und diese durchkämmen die Wüste unerwartet gewissenhaft. Da fragt man sich fast, wie sich Saw Gerrera in Rogue One noch in einem aufgelassenen Fels-Kloster unentdeckt verschanzen konnte, wenn er da schon die Aufmerksamkeit des Imperiums erregt hatte. Es verschlägt uns jedoch nicht in das Jerusalem Jedha City, sondern wie gesagt, in einige Einsiedeleien und Klosterbauten in der Wüste. Guardians of the Whills & Co sind beim ersten Besuch zumindest nicht zu sehen. Dafür hat sich Cere Junda mit den Anchorites zusammen getan, die sich meines Wissens nach auch auf Jakku niedergelassen hatten (wo sie auch Waisen wie den jungen Gallius Rax betreuten).

 

So eine geheime Enklave auf Jakku zu haben muss ja an sich nicht bedeuten, dass diese im Spielverlauf aufgegeben wird. Ich erinnere mich auch gerne daran, wie in den Legends der eine oder andere Jedi nach Order 66 auf Alderaan Unterschlupf fand, nur um dann mit dem Planeten unterzugehen. Mit Ausnahme von Ferus Olin, der diesem Schicksal einmal mehr entkam. Angesichts der Verwüstung von Jakku durch den Todesstern in Rogue One wäre es nicht ausschließbar, dass sich das "Problem" von Cere Jundas Jedi-Enklave so lösen ließe. Aber ich orientiere mich bei meinen Spekulationen zum weiteren Plot von Survivor vielleicht ein wenig zu stark an Andor. Vielleicht hat man sich ja dazu entschieden, Cere und Co nach Tanalorr zu übersiedeln. Meiner Meinung nach wäre das allerdings eine gefährliche Sackgasse. Tanalorrs Tempel ist wohl nur auf einem Weg erreichbar und so ein Engpass kann leicht blockiert werden. Das Imperium mit seinen schier endlosen Ressourcen könnte den Fluchtkorridor von Tanalorr auch verminen und somit für Jahrhunderte unpassierbar machen. Aber das wäre auch eine Möglichkeit Cere & Co aus der Geschichte verschwinden zu lassen. Ich frage mich aber auch, ob Jedi: Survivor schon ein Sequel anteasern könnte, immerhin ist man sich diesmal der Popularität der Marke bewusst und könnte durchaus schon die entsprechenden Optionen erkundet haben.

 

In Ceres Versteck hat es mir aber zunächst einmal die Sprache verschlagen. Da steht plötzlich der leibhaftige und einzig wahre Jedi-Meister Eno Cordova vor Cal. Cordova lebt! Ich hätte angenommen er wäre schon vor Jahren in den Unbekannten Regionen auf der Suche nach den Zeffo gestorben. Aber das Gegenteil ist der Fall, Cordovas erfolglose Suche nach den Zeffo hat ihn zurück zu Cere geführt. Und nun sind beide ein Teil des Fluchthilfenetzwerks aus Obi-Wan Kenobi. Also eines muss man Jedi: Survivor lassen, das Spiel bettet sich meisterhaft in die bestehende Lore ein. 

 

Mit Cordovas Hilfe kommt man an die Infos die man braucht und so erhält man zwei neue Missionsziele, eine Rückkehr nach Koboh und einen Abstecher auf den Mond von Koboh. Ich bin zuerst einmal den Mond angegangen.

 

Der Mond von Koboh ist ein meiner Ansicht nach typisches Fallen Order-Level, wobei ich ihn gerne mit Dathomir vergleichen würde, soweit es die "Größe" betrifft. Die Gänge sind schlauchartig, der Ablauf ziemlich linear und es gibt viele Gegner die hinter den Ecken lauern. Zudem ist die Mondbasis in meinen Augen das bis dahin intensivste Kletter-Level. Allerdings habe ich beim ersten Besuch hier noch so gut wie nichts über den Meteoritenschauer erfahren, der Koboh vor 200 Jahren ja soweit verwüstet hat, dass einige der Jedi-Bauten nun in Trümmern liegen. Das große Highlight ist jedoch, dass man am Ende dieser Mission seinen ersten Lichtschwertgegner trifft und das Crossguard-Lichtschwert erhält. Ich frage mich aber, wieso hier plötzlich hier ein Bedlam Raider mit Kopfgeldjäger-Tools und einem Lichtschwert auftauchen kann. Vor allem, woher hat er dieses Crossguard-Lichtschwert und noch dazu eines mit einem roten, also von einem Machtnutzer gebluteten Kristall? Verteilt Dagan Gera nun Lichtschwerter, dann muss er diese ja auch von irgendwoher haben. 

 

Zurück auf Koboh passiert nun einiges. Zunächst entpuppt sich die in der Bar herumlungernde Nautolanerin als die "Questgeberin" für die Jagd auf Kopfgeldjäger. Ihr Fahnungsfoto war übrigens schon auf Coruscant einmal kurz zu sehen. In bestimmten Bereichen der Karte dürften einem also bestimmte Kopfgeldjäger als Mini-Bosse auflauern, ein wenig wie in Fallen Order, nur organisierter. Da denke ich natürlich an das Kopfgeldjäger-System aus Assassins Creed Odyssey oder die Uruk-Offiziere in Shadow of Mordor. Definitiv ein Feature, das mich interessiert.

 

Aber es wird auch spieltechnisch noch interessant. Denn im gleichen Canyon bekommt man auch ein nützliches BD-1 Feature, mit dem man nun Koboh-Materie versprühen kann. Der Sinn dieses Features musste bei mir erst einmal richtig einsinken, da ich schon zuviel mit den Energiekernen herumgespielt hatte. Tatsache ist aber, dass man mit dem Materie-Spray nun eine Art Zündschnur oder Brandspur von einer Energiequelle zur wegversperrenden Materie legen kann, um diese abzufackeln, ohne den Energie-Strahler bewegen zu müssen. Das macht mir jedenfalls mehr Spaß als allein auf das dauerende Rangieren der Strahler angewiesen zu sein.

 

Der Grand Canyon von Koboh hat aber auch eine eher unagenehme Überraschung parat. Beim Aufheben des zweiten Questgegenstands für die Suche nach Tanalorr bzw. Dagan Gera bekommt man ein Macht-Echo zu sehen, das den dunklen Jedi in keinem sehr günstigen Licht erscheinen lässt. Dagan Gera hat schon vor seiner "Rückkehr" die dunkle Seite genutzt und mehrere seiner Jedi-Kollegen auf Koboh massakriert. Als Antagonist finde ich ihn zunehmend uninteressanter. Man hätte soviel mehr mit ihm machen können, als nur ein billiges Anakin Skywalker-Abziehbild. Gera war ein talentierter Pilot und Scout für die Route nach Tanalorr, der sich scheinbar voll dem Ideal einer Ausbreitung des Jedi-Ordens verschrieben hatte, ehe die Nihil diesen Plan zu nichte machten - aber statt ihn zu einem von inneren Konflikten gezeichneten Charakter wie Elzar Mann zu machen ist Dagan Gera einfach böse. Ganz ehrlich, man hätte gerade mit einem High Republic-Jedi-Ritter und dem versteckten Tempel auf Tanalorr etwas ganz anderes machen können, gerade weil Cal in Fallen Order ja das Rekrutierungs-Holocron des Jedi-Ordens zerstört hat. Ein "besserer" Dagan Gera hätte wohl nicht einfach so sein Lichtschwert rot gefärbt und auf kaltblütigen Mörder gemacht, sondern sich mit Cal gestritten und in einer Verkennung der tatsächlichen Bedrohungslage durch die Sith, die Inquisitoren und das Imperium gehandelt. Ein weniger böser Dagan Gera hätte vielleicht den Hidden Path für seine Zwecke missbraucht und so die Gefahr unzähliger überlebender Jedi, Machtsensitiver und anderer Unschuldiger riskiert. Der Konflikt zwischen Cal und Dagan Gera wurde vor dem Release gerne mal als eine Art fundamentale "Meinungsverschiedenheit" dargestellt und auf eine höhere Ebene gestellt als "mein Lichtschwert ist jetzt rot und daher bin ich böse". Jedi: Survivor müsste einiges tun, um mir meine wenig positiven Ansichten zu Dagan Gera noch auszureden.

 

Das zweite Mal nach Jedha zu reisen musste natürlich irgendwie zur Rettungsmission werden. Irgendwie waren die Wege auf Jedha ziemlich lange, die Kletterpartien fast etwas zu häufig und milderten da sogar die epische Action-Sequenz am Ende ab. Ich will dieses grandiose Action-Spekakel aber nicht ganz schmälern. Die zweite Runde auf Jedha trifft genau meine Erwartungen, nach einer langen explosiven Sequenz wie auf dem Lebensbaum auf Kashyyyk. TIE Fighter, ein Kranken-Droide (wie aus der Schlacht von Kamino in The Clone Wars), ein einstürzender Tempel, Explosionen und unmögliche Sprungsequenzen. Das fühlt sich nach einem echten Action-Adventure an und erinnert mich auch an einige der hitzigsten Szenen in Crystal Dynamics Tomb Raider Trilogie. Ich schreibe das aber auch noch unter dem direkten Eindruck dieses Erlebnisses und überhype vielleicht einiges, weil die "Anreise" zu diesem Moment gefühlt schon sehr mühsam und trocken war.