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Darf ich denn kein Magier sein?

Langsam wird es wohl zur Faustregel, denn wenn ich ein Fantasy RPG mit einem Magier spiele wird dieses von einem verheerenden Shitstorm getroffen, der angeblich das ganze Franchise ins Meer spülen kann...

Letztes Jahr hetzte man gegen Hogwarts Legacy, dieses Jahr gegen Dragon Age Veilguard und als Spieler sitzt man wieder einmal da und soll gefälligst keinen Spaß haben. Wobei im Fall von Dragon Age hat man es mit der Hetze einfacher, denn Hogwarts Legacy war ja eine Mogelpackung, die zwar wegen transfeindlichen Statements von Franchiseschöpferin J. K. Rowling kritisiert und boykottiert wurde, aber einen Transcharakter und die Option für eine nicht-traditionelle Genderidentität des Spielercharakters anbot. Da wurde Hogwarts seinerzeit sogar noch von manchem unbedarften Kulurkrieger in Schutz genommen. Das ganze war zumindest amüsant. Ein Jahr später schießt man sich nun geübt auf Veilguard ein, weil es das macht, was Dragon Age Inquisition schon vor 10 Jahren gemacht hat, aber mir scheint, sehr viele "Kritiker" von heute scheinen das seinerzeit nicht wirklich erlebt zu haben, denn da fehlte es ihnen wohl noch an der vielbeschworenen Reichweite. Woran ich mich von damals erinnere sind religiöse Vereine, die (fast wie bei Harry Potter) durch "Satanismus" das Fundament christlicher Familienwerte gefährdet sahen. Und warum? Weil der bisexuelle Iron Bull mit seinen Hörnern und Charme etwa an Teufels- oder Sartyrdarstellungen erinnerte, wozu noch die Stimme des ehemaligen Frauenschwarms Freddy Prinze Jr. kam. So als würde der Iron Bull Mädchen zu Teufelsanbeterinnen und Jungen gleich zu homosexuellen Teufelsanbetern machen. Der eiserne Bulle war aber auch nur das einfachere Ziel, als seine rechte Hand Krem, der Transmann aus Tevinter. Inquisition hatte sogar exklusiv homosexuelle Romanzen, dagegen bietet Veilguard mit seinen durch die Bank pansexuellen Gefährten ja weit weniger Angriffsfläche für Diskriminierungsvorwürfe.


Aber wer hat denn schon Inquisition gespielt... Auch Ex-Lead Writer David Gaider glaubt nicht, dass viele der gegenwärtigen Dragon Age-"Kritiker" allzu gewissenhafte Kenner des Franchise sind, er hat sie daher auch in einem Posting auf Bluesky ausdrücklich als Touristen bezeichnet. Und wie so eine Touristenschar unter der Führung ihres Guides werden sie wohl auch schnell wieder weiterziehen, zum nächsten "Medienspektakel", vielleicht dem namentlich ja so ähnlichen Dragon Quest III Remake, dessen Lokalisierung den männlichen oder weiblichen Protagonisten nur als Typ A oder B führt - über eine Kleinigkeit im Charakterbildschirm ausflippen, das klingt ja fast wie Hardcore-RPG-Spieler, nur spielt man wohl ein ganz anderes Meta-Game. Was Gaider nun konkret ansprach war der Umstand, dass die Touristen scheinbar überrascht von den woken Inhalten in Veilguard sind. Eben so, als wären sie erst nach 15 Jahren auf Dragon Age gestoßen, ohne die vorigen 3 Titel von 2009, 2011 und 2014 überhaupt zu kennen. Aber vielleicht beim nächsten Mal, wenn man auf der Suche nach Ragebait 10+ Jahre alte Spiele ausgräbt. Somit ist Veilguard nun ein konkretes Beispiel für Dinge, die einem auch bei größeren Franchises ins Auge stechen. Da toben sich allerlei Kulte herum, die das Erbe der Vereine und Lobbygruppen vergangener Jahrzehnte angenommen haben, aber mit dem "medialen" Echo wie es früher gerade einmal PETAs Pokemon Boykott erreichen konnten. Die Fundies sind heute dank Social Media halt lauter und was früher als "Eigenverlag" verschrien war ist nun praktisch die Norm. Wenn PETA heutzutage etwa Animal Crossing boykottiert und auf seine schwarze Liste setzt ist das gerade noch eine Randnotiz und bewegt gar nichts, ein paar Randalierer auf Social Media können aber "Blockbuster" der ganz anderen Art veranstalten.

Als Gamer, dem Bücherverbrennungen durch Fundamentalisten einst egal sein konnten, weil sie gerade einmal als amüsante Randnotiz in irgendeiner Tageszeitung vorkamen, sah man seinen Harry Potter nie bedroht. Alles weit weg, von daher fanden sich bei uns kaum Nachahmer. Social Media hat allerdings eine sehr unbequeme Nähe geschaffen und heute spucken kurierte Kanäle neben Videos einer brennenden Bananenschachtel Harry Potter-Romane (Harry Potter und die Feuerschachtel) auch gleich die dazugehörige Ideologie samt Memes und Fake News dazu aus. Ich vergesse und verdränge diesen Umstand auch gerne, dass mich die brisante Nachricht über einen umgefallenen Reissack in China dank Reddit, Twitter und Youtube heute schneller erreichen kann als eine Pizza.

Gerade bei Werken mit erhöhtem Nostalgiegehalt vergesse ich gerne die Zeit, in der wir mittlerweile leben. Hot Takes waren mal lustig, heute stören sie mich nur noch, wie die allgemeine Substanzlosigkeit des "öffentlichen Diskurses" auf den meisten Social Media Plattformen. Selbst die einstigen Autoritäten scheinen sich dem "Druck der Straße" oder weniger schön formuliert, den Trollen in ihren Kellerzimmern zu beugen. Man fürchtet sich wohl so vor Shitstorms und schwarzen Listen, dass man sich in grober Selbstzensur versucht. Ja, böses Spiel, kauft das lieber nicht, wir müssen es leider bewerten. Was wirklich wahr oder die Mehrheit ist, lässt sich in der digitalen Bubble dank Bots und Trollen kaum noch erkennen. Zudem ist es in der PR-Arbeit manchmal ohnehin so, dass man Dinge so schlecht reden kann, dass sie dann auch schlecht sind oder eben nur noch so wahrgenommen werden. Negative Campaigning scheint immer noch mehr "Engagement" zu erzeugen, als alles andere. Dementsprechend gepolter Content verkauft sich damit besser und das nutzt einem halt mehr, als zuzugeben "war nichts für mich" oder "finde ich nur mittelmäßig".
Ich habe vor Veilguards Release schon die meisten Previews und dann auch die Reviews gemieden, weil ich dem Spiel eine Chance geben wollte. Meine Perspektive war, dass es nach 10 Jahren seit Inquisition in den professionellen Redaktionen kaum noch Leute geben wird, die damals schon dabei waren. Und was bringt mir eine Review von jemandem, der Dragon Age gerade mal von Wikipedia kennt (wenn er oder sie überhaupt soviel Rechercheaufwand betrieben hat)? Wenig, genauso wie Reviews von "Influencern" und semi-professionellen Redaktionen, die das gleiche Problem haben. Da hilft nur die Augen nach anderen Fans offen zu halten und die haben halt so ihre eigenen Präferenezen, was sie in ihren Franchises mögen und was nicht. Ich bin nie zu tief in die Dragon Age Fanbase eingetaucht, um die Standpunkte der Leute zu verstehen, aber mittlerweile weiß ich auch, dass Veilguard bei Fans von DAO und DAI weniger gut ankam als bei Fans von DA2. Ganz klar war mir aber, dass Dragon Age zwangsläufig auch ins Visier von Popkultur-Kommentatoren geraten wird. Aber wie groß der Shitstorm der Touristen werden wird, war mir unklar. Ich hielt mich jedenfalls von anderen Meinungen fern, denn ich bin nicht immun gegen den Effekt des Schlechtredens. Steam erlaubt es einem zudem, ein Spiel zurückzugeben, wenn man es nur bis zu 2 Stunden gespielt hat. Steams Kulanz ist mittlerweile wichtiger für mich als alles was Reviews über Performance zu sagen haben, denn PCs sind alles andere als homogen, soweit es ihre Specs betrifft. Zudem scheinen Review-Codes oftmals auch bevorzugt für Konsolen ausgegeben zu werden, was ja auch verständlich ist, denn mit den falschen PC-Specs kann man schnell mal vor Problemen stehen, die der Kollege kaum nachvollziehen kann. Gleichzeitig verringert sich so auch die Kritik an mangelhaften PC Ports, die dann oft nur noch auf einer sehr eingeschränkten Bandbreite von Kombinationen tadellos funktionieren. Als jemand der sein Steamdeck liebt sehe ich aber auch oft genug, wie weit die Vorstellungen von "guter Performance" auseinander gehen. Gleiche Specs, gleiche Einstellungen, aber der eine kann mit Framedrops und unscharfer Grafik "gut" leben, der andere aber so gar nicht. Ich zähle mich übrigens eher zur zweiten Kategorie, eine Steamdeck-Verifizierung bedeutet mir mittlerweile gar nichts mehr, ich mache mir lieber selbst ein Bild. Veilguards Steamdeck-Performance hat mich etwa noch innerhalb der 2 Stunden-Probezeit dazu verführt, das Spiel wieder zu deinstallieren, wobei ich da noch nicht einmal alle Tricks ausprobiert hatte. Selbst wenn ich eine "gute" Balance von Grafik und Performance gefunden hätte, mir graut vor Akkulaufzeiten von nur einer Stunde. Da kann manch einer trotzdem sagen, ist doch völlig normal, was beschwert der sich, eine Stunde ist alles was einem an Zeit zum Zocken pro Tag zur Verfügung steht - Ansprüche und Lebensumstände sind halt auch völlig unterschiedlich.

Seit die 2 Stunden Rückgabefrist vergangen sind bin ich so zufrieden mit Veilguard, dass ich wieder Interesse am Dragon Age-Franchise gewonnen habe. Dragon Age war nie Mass Effect für mich und DAOs Tiefe Wege waren wegen ihres Designs so abschreckend für mich, dass ich überhaupt nur einen einzigen Playthrough über diese hinaus geschafft habe. Dragon Age 2 war da anders für mich, gerade weil es so "kompakt" daher kam. Trotzdem habe ich nie den Dragon Age 2 DLC gekauft und wusste dann in Inquisition nicht wer Corypheus sein soll. DA2 endete für mich mit dem Ausbruch des Kriegs zwischen Magiern und Templern. Nach Inquisition hatte ich dann auch kein Interesse an dessen DLC, wobei dieser wieder die Story weiterzählte und den Status Quo für Veilguard vorbereitete. Natürlich ging ich jetzt nicht ganz blind in Veilguard, denn es gibt ja Story-Recap-Videos auf Youtube, aber so einige der Dinge die da in Veilguard erwähnt werden haben mich doch motiviert, irgendwann die Game of the Year-Edition von Inquisition zu starten, um die DLCs nachzuholen. Zumindest hatte ich seinerzeit auch die ersten 3 Dragon Age-Romane von David Gaider gelesen, mein Interesse an der Reihe ist also doch nicht ganz oberflächlich, es flachte nach Inquisition nur stark ab. Schuld daran war zweifellos SWTOR, dass in Sachen Gaming Jahre meines Lebens dominierte. Sogar Mass Effect 3 kam bei mir nicht gegen SWTOR an. Von Mass Effect Andromeda rede ich daher gar nicht, denn das habe ich auch erst in einem der Steam Sales der letzten Jahre erstanden. 2024 ist SWTOR nicht mehr gleichbedeutend mit BioWare und kommt unter seinem neuen Entwicklerstudio auch kaum mehr wirklich voran, was gewollt sein dürfte, denn SWTOR wurde praktisch von EA an einen Subunternehmer ausgelagert. So lebt es weiter, wird aber nie wieder an seine besseren Zeiten anknüpfen können - 7.0 war für mich der Grund SWTOR aufzugeben und es scheint seither kaum besser geworden zu sein.

 

Von meiner Warte aus betrachtet hat sich Dragon Age seit Origins mit jedem Titel zumindest gameplaytechnisch neu erfunden und so die Fanbase auch immer wieder neu gespalten. Selbst storytechnisch ist es ziemlich uneinheitlich, denn nach Origins musste man in DA2 einmal nicht die Welt retten, dafür aber umso mehr in Inquisition und nun soll man in Veilguard die Welt retten, aber mit einem kleinen Team wie in DA2. Rückblickend ist Inquisition für den SWTOR-Spieler in mir so etwas wie Fallen Empire - groß, ambitioniert und am Ende wohl zuviel des Guten. Ist man einmal auf dem Thron gesessen und hat über das Schicksal einer ganzen Welt entschieden, ist alles danach schon ein Abstieg, noch umso mehr wenn diesmal ganz auf seine eigene Festung und Armee verzichten muss. So eine Legendary Edition wie bei Mass Effect hätte Dragon Age 2024 sicher geholfen Fans zurück- und hinzuzugewinnen, anstatt im Morast irgendwelche Kulturkampf-Zankereien stecken zu bleiben, denn ich denke mir bei Veilguard ja auch oft genug, dass ich mich nur noch ungenau an das Geschehehene der früheren Dragon Age-Teile erinnern kann. So komplex wie der Dragon Age-Wandteppich in Inquisition schon war, so begrenzt sind die relevanten "choices that matter" in Veilguard. Die Enttäuschung darüber ließe sich vermutlich nur mit Mass Effect 3 vergleichen, das einem für bestimmte vergangene Entscheidungen in ME 1-2 aber zumindest diverse War Assets zur Hand gab. Veilguard verzichtet auch ganz auf einen War Table und das obwohl man gegen vermeintliche Götter, die dunkle Brut und mit den Göttern verbündete Fraktionen ankämpft. Es ist kein wirklicher Krieg den man führt und auch kein Bürgerkrieg, sondern eher eine Reihe von Aufständen in die man involviert ist und selbst der angebliche Kriegsgott selbst lässt nur die Dunkle Brut als seine Armee aufmarschieren. Man hätte sich das ganze nach Inquisition auch anders vorstellen können, wie einen Krieg in und um Tevinter. Die Story ist aber unerwarteterweise auf eine Kommando-Operation eines kleinen Teams zugeschnitten, mehr Mass Effect 2 als Mass Effect 3. Die Mass Effect-Vergleiche scheinen aber zumindest einigen informierten Kritikern sauer aufzustoßen, denn Dragon Age soll ja nicht wie Mass Effect sein, sonst verliert es seine Identität. Veilguard als Mass Effect in einem Fantasy-Setting zu sehen erscheint mir plausibel, es stört mich aber auch nicht. Im Gegenteil, es gibt mir Hoffnung, dass sich das nächste Mass Effect auf die Vorarbeiten von Veilguard stützen kann. Dass Veilguard nicht mehr versucht anders als Mass Effect zu sein liegt vielleicht auch daran, dass deshalb kein Veilguard-DLC geplant ist, weil sich BioWare gleich der Arbeit an Mass Effect 5 widmen will. Das hat für mich die Züge von Larians Entscheidung keinen Baldurs Gate 3 DLC zu entwickeln, da man sich auch seinem nächsten Projekt widmen will. In meinen Augen eine durchaus legitime Vorgehensweise.

 

Wie bei Hogwarts Legacy habe ich meinen Spaß an Dragon Age Veilguard und ich will mir diesen nicht von irgendwelchen Griefern zerstören lassen. Dass sich das Spiel manchmal eher wie Mass Effect anfühlt ist für mich ein großer Bonus und selbst die Ähnlichkeiten zu God of War und anderen großen RPGs der letzten Jahre sehe ich durchaus positiv, mir fallen sie auch nur auf, falls ich diese Spiele tatsächlich gespielt habe und was ist so schlecht daran, Inspirationsquellen erkennen zu lassen? Falls es denn überhaupt Inspiration ist, denn immerhin ist die Enthüllung, dass Solas der Loki des Dalish-Pantheons ist älter als God of War (4) und gegen Götter antreten zu müssen ist nun auch nichts, dass man exklusiv God of War zuschreiben kann. Ich finde manche dieser Kritikpunkte des vermeintlichen Abkupferns sind nicht unbedingt gerechtfertigt, man liest da vielleicht etwas heraus, das gar nicht da ist. Zudem ist das Gefühl nur "more of the same" vorgesetzt zu bekommen kein objektives, sondern hat  damit zu tun, welche Art von "Content" man so konsumiert. Unter anderen Umständen wären Cameos und Anleihen ein lobenswertes Extra für die Kenner. Auf gewisse Weise gerät man mit dem Vorwurf, Veilguard wäre nur ein schlechteres God of War ins Fahrwasser jener Kritiker, die behaupten Star Wars Episode IV wäre nur eine verunstaltete Kopie eines Kurosawa-Films. Wie weit man dieses Spielchen treibt bleibt jedem selbst überlassen, aber alles immer auf irgendetwas älteres und damit noch wahres und richtiges zurückzuführen ist eine sehr mühsame Übung.

 

Veilguard erfindet hier kein Genre neu und die Innovationen für das Dragon Age-Franchise beschränken sich auf technische Neuerungen, sodass ich am Ende nur von einem Spiel auf dem Stand der Zeit sprechen würde. Veilguard ist aktuell und führt mir vor Augen, was etwa ein Dragon Age 2 Remake sein könnte, aber auch was ein neues Mass Effect mit sich bringen kann. Mit Magie um mich zu ballern macht mir in Veilguard genau soviel Spaß wie in Hogwarts Legacy und ich bin den Entwicklern fast ständig für die sehr aktive Wegfindung dankbar, denn ich hasse nichts mehr als mich in irgendwelchen alten Ruinen oder Tunneln (immer wieder diese gräßliche Erinnerung an die Tiefen Wege) zu verlaufen. Ich hasse unzureichende Maps, was auch daran liegt, dass ich mich nicht intensiv mit einer Umgebung vertraut machen will, die ich schon nach ein paar Minuten oder einer Stunde nie wieder besuchen werde. An Spielen wie Veilguard sind mir zwei Dinge wichtig, entweder der Impact der Story, der mich noch nach Jahren an diese denken lässt oder der Wiederspielwert, der mich jetzt schon überlegen lässt, wie sich ein Zwergenkrieger oder Dalish-Bogenschütze in Veilguard spielen würde. Nächstes Mal aber mit einem anderen Team, denn Veilguard bietet reichlich Gefährtendialoge.

 

Ganz wie Inquisition kann Veilguard auch deshalb nicht mehr sein, weil sich das moderne BioWare 2024 längst nicht mehr auf 3 Standorte stützen kann. Nach EAs zeitweiligen Versuchen die Marke BioWare für allerlei gescheiterte Projekte zu missbrauchen endeten auch die Versuche BioWares sich ein drittes Franchise neben Mass Effect und Dragon Age aufzubauen mit Fehlschlägen wie Anthem. Heute ist BioWare Montreal, das Andromeda und den Mass Effect DLC entwickelt hat nicht mehr BioWare, sondern Teil von EA Motive (Battlefront 2 Story, Star Wars Squadrons, Dead Space Remake). BioWare Austin, das die dritte Säule bilden sollte steuerte noch DLC zu Dragon Age Inquisition bei, sein aktueller Status ist allerdings etwas unklar, seit man das SWTOR-Team aufgelöst und das Spiel, sowie einige Mitarbeiter an Broadsword Online Games übergeben hat. BioWare ist nun wohl wieder dort, wo es ganz am Anfang war, in Edmonton, wo man nun Dragon Age und Mass Effect wiederbeleben soll. Dass sich da keine überbordende Eigenständigkeit im Design mehr ausgeht leuchtet mir ein, weshalb ich ja vermute, dass Veilguard schon einige Mechaniken enthält, die zwangsläufig auch Mass Effect übernehmen wird. Das Team an sich dürfte sich ohnehin stark verjüngt haben, zumal viele Veteranen wie David Gaider sich nun selbstständig gemacht oder neue Arbeitgeber gesucht haben. Das goldene Zeitalter ist so gesehen vorbei, aber das heißt auch nicht weniger, als dass eine neue Generation am Zug ist, die sich anders als ihre Vorgänger nicht auf über 10 Jahre alte Erfolge ausruhen kann. BioWare bewegt sich wieder, es ist zumindest nicht tot und mit neuen Leuten an Bord hat man auch gute Karten für die Zukunft, auch wenn es nicht so wirkt, als würden allzu viele Leute dem neuen Team überhaupt eine Chance geben wollen. In meinen Augen haben sie jedoch eine solche verdient, gerade weil sich Dragon Age ja ohnehin ständig neu erfunden hat. Die neue Formel, die sich von einem ab 18/wie Game of Thrones wegbewegt und wohl doch etwas mehr Töne wie in Hogwarts Legacy anschlägt ist genau das was ich von Dragon Age als Franchise gewohnt sein sollte, nämlich, dass man sich wieder einmal neu erfunden hat - diesmal halt ohne Nippel, Bordelle und mit viel weniger Blut. Dragon Age ist nicht mehr so edgy wie früher und kein weiterer Versuch mehr Game of Thrones nachzuahmen, denn diese Masche wäre vielleicht schon ein alter Hut. Schon DAO galt damals als vom Song of Fire and Ice inspiriert, das war noch vor dem kulturellen Erfolg der Serienadaption, die man heute nur noch als Game of Thrones kennt. Wie man in der ganzen Dragon Age Debatte merkt, Erinnerungen sind nicht ganz unproblematisch und Gedächtnisse sind alles andere als lückenlos. Wäre man auf dem Game of Thrones-Weg geblieben, so hätte sich DAV 2024 den Vorwürfen stellen müssen, GoT zu kopieren, nachzuahmen und keine eigenen Ideen mehr mitzubringen. Veilguard wäre dann in eine Schublade mit zig anderen Fantasy-RPGs gesteckt worden, ohne sich von dieser Masse noch abheben zu können, außer dass man eben die Dragon Age Lore für sein Fantasy-RPG verwendet. Die Leute hätten zweifellos vergessen, dass Dragon Age schon "wie Game of Thrones" war bevor es die Serie überhaupt gab, genauso wie sie scheinbar auch die "woken" Inhalte von Dragon Age seit Inquisition vergessen haben.