Meiner Meinung nach braucht The Outer Worlds anders vielleicht Fallout keine Serien-Adaption, denn es gibt Firefly und die Serie Joss Wheedons ist sicher besser als jeder halbherzige Versuch den Erfolg der Fallout-Serie nachzuahmen...

The Outer Worlds hat mich schon dazu bewegt die Fallout-Serie auf Amazon Prime anzusehen, obwohl ich kein Fallout-Fan bin, aber die Verweise auf Fallout und Fallout New Vegas waren unüberhörbar. Und ich hatte meinen Spaß an der Serie. Da ließ ich mich auch darauf ein, noch ein paar anderen Empfehlungen zu folgen, vor allem Firefly. The Outer Worlds als von Futurama und Firefly inspiriert zu bezeichnen machte mich halb hellhörig, denn ich würde mich zumindest als Futurama-Fan bezeichnen und fand im Spiel auch einiges was auf mich von Futurama inspiriert wirkte. Firefly fiel für mich aber in eine ähnliche Kategorie wie Babylon 5, ich hatte mal eine Folge gesehen und war vom Stil des Space Westerns nicht sehr angetan. Außerdem schien die Serie ohnehin nur eine handvoll Episoden zu haben und war noch vorzeitig eingestellt worden. Ich erinnerte mich aber vage an Fanbewegungen und eine "Bring Back Firefly"-Bewegung aus den 0er-Jahren.
Beim zweiten Blick auf Firefly konnte ich einiges entdecken, was mich diesmal zum bleiben bewegte und das war zunächst einmal der Cast. Jewel Staite spielte in Stargate Atlantis Dr. Jennifer Keller, Morena Baccarin war die Orici in Stargate SG-1, Alan Tudyk ist Stimme und Motion Capture-Performer von K-2SO (Andor, Rogue One) und Summer Glau kenne ich natürlich als Terminatorin aus den Terminator: Sarah Connor Chronicles. Charakterperformances die sich mir ziemlich eingebrannt haben, aber in Firefly waren sie alle auch noch jünger, was mir vor allem bei Nathan Fillion auffällt, den ich ohne Google-Suche nicht als Protagonist von The Rookie wiedererkannt. Mir ging es mit John Krasinski aber ganz ähnlich, den ich auch nur als Jim Halpert in The Office (die US-Version) gekannt habe und dann überrascht feststellen musste, dass er jetzt auf Amazon Prime Jack Ryan in der gleichnamigen Tom Clancy-Serie spielt. Fireflys Entstehungsjahr 2002 ist nun doch schon eine Weile her, The Office war zumindest jünger (2005-2013).
Stilistisch lässt sich Firefly als Space Western einreihen, daran hat sich seit meinem Ersteindruck wenig geändert. Ich habe mit dem Genre aber über die Jahre auch vielleicht meinen Frieden gefunden, wobei Serien wie Cowboy Bebop oder Trigun geholfen haben, vielleicht weil diese eben nicht so amerikanisch waren. Spaghetti-Western waren durchaus etwas womit ich aufgewachsen bin, nicht so sehr aber Western "made in USA". Wenn man das Western-Genre wohl zuerst durch deutsche (Winnetou), belgische (Lucky Luke) oder italienische (allerlei Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill) Perspektiven erlebt, dann findet man das "Original" vielleicht etwas weniger charmant.
Firefly beginnt bereits mit dem was ich von einem US-Space Western erwarten würde, einer Art Unabhängigkeitskrieg, bei dem sich freiheitsliebende Frontier-Kolonien gegen Kernwelten auflehnen. Das ganze kann aber auch als Analogie zum Amerikanischen Bürgerkrieg gesehen werden, denn in Firefly ging es den Unabhängigen auch um die quasi-einzelstaatlichen Rechte als freie Planeten, während die Allianz (praktisch die Union) für eine zentralistische Organisation stand. Die Allianz gewann, wohl auch weil sie die Industriezentren der besiedelten Welten auf ihrer Seite hatte.
In den Worten von Shepard Derrial Book aus dem Serien-Intro:
"After the Earth was used up, we found a new solar system, and hundreds of new Earths were terraformed and colonized. The central planets formed the Alliance and decided all the planets had to join under their rule. There was some disagreement on that point. After the war, many of the Independents who had fought and lost drifted to the edges of the system, far from Alliance control. Out here, people struggle to get by with the most basic technologies. A ship would bring you work. A gun would help you keep it. A captain's goal was simple: Find a crew. Find a job. Keep flying."
Ähnlich wie in The Outer Worlds ist die Handlung auf ein einziges Sonnensystem beschränkt, aber das erfährt man in der Serie nie direkt. Die erstaunliche Anzahl an besiedelten Welten mag zwar unrealistisch erscheinen, sie erfüllt aber ihren Zweck und es soll sich um Planeten und Monde handeln, die mittels Terraforming besiedelbar gemacht wurden. Zivilisatorisch sind die äußeren Welten gegenüber den zentralen Welten jedoch im Nachteil, in einem Verhältnis wie Provinz zu Stadt oder Entwicklungsland zu Industrienation. Für Individuen, die den Behörden aus dem Weg gehen wollen gibt es also reichlich Orte, um sich zu verstecken und sogar Arbeit zu finden.
Geflucht wird in Firefly gerne auf chinesisch, denn die Zukunft der Menschheit ist auch von chinesischen Kolonisten mitegeprägt. Mir persönlich ging die Verbindung zwischen amerikanischer und chinesischer Kultur aber nicht annähernd weit genug, wenn man etwa eine Serie wie The Expanse zum Vergleich heranzieht, wo sich sprachlich und kulturell in einem kürzeren Zeitraum deutlich mehr ergeben hat. Firefly hat Charme, aber nicht ganz soviel Liebe zum Detail wie manch andere Serie. Das Planethopping erinnert zeitweise auch ein wenig an den Trend der damaligen Zeit, der von Serien wie Stargate SG-1 verkörpert wurde (1997-2007). Leider liegt das Planet of the Week-Phänomen aber auch etwas daran, dass die Serie eben gecancelt wurde. Einige sich über mehrere Episoden entwickelnde Sub-Plots verkörpern jedenfalls das Versprechen, dass mehr Kontinuität und Progress geplant gewesen wäre, als in den veröffentlichten Folgen übrig blieb. Firefly leidet in dieser Hinsicht an ähnlichen Problemen wie Caprica oder Terminator: SCC, manches wurde durchaus mit viel Liebe zum Detail aufgebaut, konnte dann aber nie auf die Bildschirme gebracht werden: das krasseste Beispiel dafür ist die Vergangenheit von Shepard Derrial Book, dessen Wissen über Praktiken der Unterwelt, sowie seine Combat Skills und sein Prioritätsstatus für medizinische Behandlungen durch das Allianz-Militär in der Serie unerklärlich blieben. Zumindest gäbe es aber noch eine Reihe von tatsächlich durch Joss Wheedon autorisierte Bücher, welche die Geschichte der Serie weiter ausbauen und fortführen. Auch zu Stargate gab es etwas vergleichbares, aber das war eher geduldete Fan Fiction, die nicht zwangsweise in Übereinstimmung mit ehemaligen Serienmachern zustande kam. Nicht jedes Universum hat ein gut organisiertes Expanded Universe wie das Star Wars-Franchise.
Firefly gilt trotz oder vielleicht auch wegen der frühzeitigen Absetzung als Kult-Serie und man kann dem heutzutage nur zustimmen, denn die Serie dürfte durchaus willige Nachahmer gefunden, wie eben auch The Outer Worlds oder The Expanse. Man könnte die Serenity und ihre Crew sogar mit der Rocinante und ihrer vergleichen. Malcolm Reynolds ist jedoch ein willigerer und durchsetzungsfähigerer Protagonist als James Holden, wobei beide dem Ideal eines moralisch integeren Outlaws entsprechen, der mit seinem Colt die kleinen Leute schützen will. Nur ist Reynolds vielleicht etwas lauter und ungestümer, also amerikanischer. Mal ist auch nicht ganz frei von einer gewissen Doppelmoral gegenüber dem Tun und Treiben seines Crewmitglieds Inara Serra, die ja dem ältesten Gewerbe unserer Welt nachgeht, nur dass in der Welt der Allianz Konsorten ein sehr hoher sozialer Status zugemessen wird. Professionelle Miet-Mätressen werden sogar entsprechend ausgebildet, was eine Anlehnung an die Geisha-Kultur Japans sein könnte. Dafür wäre es interessant Jayne Cobb und Amos Burton aneinander geraten zu sehen, denn während Jayne sich fast zwanghaft wie ein skrupelloser Söldner zu verhalten scheint (ein Überschuss an Stolz oder der Drang sich als harter Typ beweisen zu müssen) ist Amos Burton einfach ein abgebrühter Motherfucker, der trotzdem ein Herz hat und dieses in der Serie und den Romanen sogar zeigt. Ich würde jedenfalls auf Amos setzen.
Was mich an der Crew der Serenity vor allem an The Outer Worlds erinnert sind gewisse Crewmitglieder, wie Shepard Brook der mich an Vicar Max erinnert oder auch Chefingenieurin Kaylee, die auf mich wie eine straightere Parvati wirkt. Ansonsten reist man wie die Serenity als unbewaffnetes Frachtschiff von Planet zu Planet und nimmt Jobs außerhalb der Legalität und Aufsicht der Behörden an. Würde man sich zu sehr exponieren, eine systemweite Menschenjagd brächte wohl ein schnelles Ende, aber solange man nur als Kleinkrimineller gilt ist man den Leuten eher egal. Firefly geht hier aber einen deutlichen Schritt weiter, denn als man die Geschwister Simon und River Tam an bord nimmt stellen sich diese als durchaus systemweit gesucht heraus. River ist das Opfer geheimer transhumanistischer Experimente und zudem eines der wenigen "erfolgreichen" Produkte dieses Programms. Die meisten Details zu Rivers Hintergrund als "Übermensch" erfährt man im Film Serenity, der als später Abschluss der Serie nachgereicht wurde. Und genau in diesem Film findet man auch die Herkunft der Reaver, die sich als fast eindeutige Inspirationsquelle für die Marauder in The Outer Worlds entpuppen, sogar ihre Entstehungsgeschichte spiegelt sich im Peril on Gorgon DLC wieder.
Es wäre unsinnig The Outer Worlds als Serie adaptieren zu wollen, da sich das Spielerlebnis nur mit Abstrichen auf ein anderes Medium übertragen ließe. Zudem ist The Outer Worlds vielleicht auch einfach nicht gut genug für eine solche Adaption. Das Spiel speist sich aus Humor und Konzepten von Futurama, Rick & Morty und eben auch Firefly, aber es ist in meinen Augen nicht so zugespitzt wie seine Quellen. Eine vielleicht nur mittelmäßige Vorlage mittelmäßig zu adaptieren wäre zum Scheitern verurteilt, man müsste das Original schon besser verpacken als es ist, um es als Serie zum Erfolg zu machen. Das Publikum weiß aber oft selbst nicht was es will, wenn man sehr originalgetreue Adaptionen ebenso als unzureichend betrachtet, wie Adaptionen die sich große Freiheiten erlauben, im Versuch das beste für das neue Medium herauszuholen. Am erfolgreichsten scheinen mir da noch völlige Neuerfindungen wie Andor zu sein, besser man versucht wirklich etwas neues zu erschaffen. Somit wäre es mir lieber, Firefly bekäme eine zweite Chance, als dass jemand 10 Episoden einer Outer Worlds-Serie bei Netflix bestellt, wo solche Projekte zwar gerne finanziert werden, aber selten Erfolg haben. Es gibt aber auch Projekte wie Castlevania, ARCANE oder Dota: Dragons Blood bei denen Netflix tatsächlich auf Gold gestoßen ist, vielleicht weil man sich relativ frei und ungebunden entwickeln durfte. Das Endergebnis kann aber auch ein relativer Flop werden wie Dragon Age: Absolution oder Captain Laserhawk: A Blood Dragon Remix (das kaum noch etwas mit Far Cry: Blood Dragon zu tun haben scheint). Und irgendwann gab es auch mal eine Tomb Raider Serie die ich schon vergessen habe, obwohl sie mit den Tomb Raider-Spielen von 2013-2018 verknüpft schien.
Was Firefly als Serie sehr stark macht sind die Charaktere, auch wenn ihre Arcs durch das Serien-Ende frühzeitig abgeschnitten wurden. Genau in diesem Bereich hätte The Outer Worlds sich durchaus mehr Inspiration holen dürfen, doch die Crew der Unreliable bleibt in meinen Augen etwas zu blass, um mit Genre-Größen wie der Normandy-Gang konkurrieren zu können. Selbst Jayne, der ruppige Söldner-Bursche scheint mehr zu sein, als das was er von sich preis gibt. Charakterentwicklung durfte man bei 14 Episoden an ihm zwar nur wenig beobachten, aber da scheint mehr da zu sein, was zum Spekulieren einlädt. Von Shepard Book würde ich wohl schwärmen, aber auch Captain Mal Reynolds und die potentiell spannungsgeladene Dreieckesbeziehung zwischen Mal, Zoe und Wash hätte noch sehr spannend zu beobachten werden können. Womöglich noch gefährlicher wäre aber die Romanze zwischen Kaylee und Simon Tan geworden, da dessen psychotische Schwester River ja hochgradig unberechenbar war. Ich hätte Mal aber auch zärtlichere Bande zu Inara gegönnt, denn ganz ohne Sympathie füreinander waren die beiden nicht, Mal konnte nur nie seine Vorurteile gegenüber Inaras Gewerbe überwinden. Firefly hat die vielleicht interessanteste Crew, die mir auf Anhieb einfällt, da es auf der Serenity mehrere spannende Dynamiken und Entwicklungsmöglichkeiten gab. Dass Crew-Mitglieder nicht nur mit dem Protagonisten, sondern auch untereinander interagieren und Beziehungen zueinander entwickeln ist im Grunde auch nicht selbstverständlich und immer noch etwas womit bei Videospielen geworben wird (Charakter A kann mit B eine Beziehung eingehen, wenn man selbst keinen der beiden umwirbt - wobei man das heute noch als innovativ und damit neu darstellt).