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Von Affen, Menschen und Franchise-Qualitäten

Es gibt Filme die bleiben einem in Erinnerung...

Charlton Heston, vor einer halb im Sand versunkenen Freiheitsstatue kniend, voller Wut und Verwunderung... mit dieser Szene schrieb Planet der Affen 1968 Filmgeschichte. Seither fand das Ende des Films einige eifrige Nachahmer, im Buch stand die Szene allerdings nicht, doch sie ist durchaus bezeichnend für das was Planet der Affen ist - ein französisches Exportprodukt, das mittlerweile US-amerikanisch zu sein scheint, genau wie die Freiheitsstatue.

 

Der Erfolg der Verfilmung von 1968 hatte vier Sequels, ein Remake und vier jüngere Prequels zur Folge, insgesamt also 10 Filme und es gab auch zwei kurzlebige Serien. Die Filme, sowie das Buch kenne ich, auch wenn ich mir einige der Filme aus den 70ern sicher nicht noch einmal nüchtern ansehen würde. Die Make-it-a-Franchise-Mentalität der jüngeren Vergangenheit stellt sich im Fall von Planet der Affen als gar nicht so jung heraus, vielleicht auch eine Ironie der Geschichte. 

 

Als ich den Film von 1968 als Kind in den 90ern zum ersten Mal sah war ich etwas irritiert von den Affenmasken, aber so sah SciFi für mich eben aus, zumal ich bis Mitte der 90er mit nur 2 öffentlichen Fernsehsendern auskommen musste. Star Trek setzte da gleich auf minimalistische Masken und bot vorwiegend Aliens mit exzentrischen Outfits und Makeup. Es wundert mich fast, dass ich etwas mit so "schirchen" Masken überhaupt sehen durfte, immerhin ginge ein Teil des Filmplots vielleicht sogar als Horror durch. Andererseits komme ich aber auch aus einer Gegend wo neben Perchtenläufen auch noch der Krampus zu Besuch kommen konnte. Und so traumatisierend waren die Affenmasken dann doch nicht, sie sprangen ja nicht wild herum und schlugen um sich. Vielleicht milderten aber auch die Erinnerung an Daktari und die Primitivität des Sets den Eindruck, ein Kind sollte sich Planet der Affen lieber nicht ansehen. Die Dinos und sogar Unser Charly sollten nach dem Beginn meines  Satellitenfernsehzeitalters dann immerhin auch der elterlichen Zensur entgehen. Jahre später, als ich die Futurama Folge mit der Planet der Affen Referenz zu sehen bekam, kam mir diese Szene unerwartet bekannt vor.

 

An irgendeinem Punkt meines Erwachsenenlebens fand ich es dann wichtig mir die Komplettvbox mit allen 5 der alten Planet der Affen Filme zu kaufen und wieder kamen mir einzelne Szenen irgendwie bekannt vor, als hätte ich sie schon einmal gesehen. Vielleicht spielte da aber auch Futurama eine Rolle, dass für mich als Jugendlicher interessanter war als die Simpsons. 

 

Als Planet der Affen Prevolution in die Kinos kam, wusste ich nichts vom versuchten Franchise-Neustart im Jahr 2001 und mir waren eigentlich auch die alten Filme egal, die nach einem Durchlauf irgendwo in einem Regal verstauben sollte. Aber ein Film mit James Franco und Gollum Andy Serkis erweckte meine Aufmerksamkeit. Serkis Gollum-Performance und die Fortschritte der CGI seit den 0er-Jahren waren schon vielversprechend, aber damals war ich vor allem auch ein Fan James Francos. Und so begann für mich meine Faszination mit diesen Prequels, die ich für besser halte als die Originale. Für manche klingen die Titel der Prequels (Prevolution, revolution, Survival, New Kingdom) wohl schrecklich, sie sind aber eine deutsche Erfindung, da die Filme sich im Original an die Namensgebung der alten Filme halten würden: Rise of the Planet of the Apes, Dawn of the Planet of the Apes, War for the Planet of the Apes, Kingdom of the Planet of the Apes. Mir persönlich ist die Progression von Prevolution zu Revolution lieber als vom fast gleichbedeutenden Rise zu Dawn of the Planet of the Apes, auch wenn Prevolution sich den Vorwurf gefallen lassen muss ein Kunstwort zu sein.

 

Der Vollständigkeit halber eine Liste der Filme mit ihren deutschen und englischen Titeln:

 

Escape from the Planet of the Apes

 

 

1968 Planet der Affen Planet of the Apes
1970    Rückkehr zum Planet der Affen   Beneath the Planet of the Apes
1971 Flucht vom Planet der Affen  Escape from the Planet of the Apes
1972 Eroberung vom Planet der Affen   Conquest of the Planet of the Apes
1973 Die Schlacht um den Planet der Affen   Battle for the Planet of the Apes
2001 Planet der Affen (Remake)  Planet of the Apes (Remake)
2011 Planet der Affen: Prevolution  Rise of the Planet of the Apes
2014 Planet der Affen: Revolution  Dawn of the Planet of the Apes
2017 Planet der Affen: Survival   War for the Planet of the Apes
2024 Planet der Affen: New Kingdom   Kingdom of the Planet of the Apes
2027?    Planet der Affen: New Kingdom Sequel    Sequel to the Kingdom of the Planet of the Apes
2030? ???   ???

 

Grundsätzlich könnte man annehmen, dass die alten fünf Filme und die Prequels in einer gemeinsamen Kontinuität verortet werden können. Das stimmt jedoch nur bedingt, da Escape from the Planet of the Apes bereits eine Zeitreise beinhaltet, welche den Caesar dieser Timeline in der Vergangenheit platziert, um in Conquest of the Planet of the Apes die große Revolution zu starten, welche das Ende der Herrschaft der Menschen besiegelt. Battle for the Planet of the Apes ist schließlich eine Geschichte, die Parallelen zu Dawn of the Planet of the Apes aufweist.

 

Die ersten beiden Filme wären hinsichtlich der Kontinuität da noch eher unproblematisch, auch wenn in Beneath the Planet of the Apes, die seither oft karrikierten Atombomben anbetentenden Mutanten auftreten und das Ende auch ein Ende der Welt zu sein scheint.

 

Im Hintergrund einiger Szenen von Prevolution tauchen Nachrichtensendungen auf, welche den Verlust eines Raumschiffes bestätigen, womit Charles Taylors Reise in die Zukunft wohl auch zur Kontinuität der Prequels zählen kann. Von einer Rettungsmission ist jedoch nichts zu vernehmen, insofern könnte man sich so auch ein bequemes Setup für ein zweites Planet der Affen Remake zurecht gelegt haben, sollte sich die Timeline eines Tages soweit entwickelt haben. Es könnte hier also sinnbildlich eine neue Kontinuität heranwachsen, welche die alte dann komplett ersetzt. Da New Kingdom als erster Teil einer Trilogie werden soll könnte es rund 30 Jahre nach dem ersten Remake-Versuch sogar ein echtes organisch aus den Prequels gewachsenes Remake geben. Das wäre dann wohl frühestens 2031 und aktuell ist das New Kingdom Sequel für 2027 geplant. 3 Jahre später würde das Ende der Trilogie bei gleichem Veröffentlichungstempo im Jahr 2030 erscheinen.

 

An sich decken die Prequels schon jetzt viel ab was der vierte und fünfte Film zu bieten hatten und man steuert zielsicher auf das Original zu. Da bliebe nur Escape from the Planet of the Apes übrig, das an sich ohnehin eine invertierte Version des ursprünglichen Planet der Affen war.

 

Worum ging es in den "Originalen" und wie unterscheiden sich die Prequels von diesen?

Die fünf Originale gehen in fünf sehr unterschiedliche Richtungen, während sich die Prequels grundsätzlich an ein zusammenhängendes Szenario halten, in welchem die menschliche Zivilisation untergeht und eine von Menschenaffen getragene beginnt. Zumindest im ersten Original beschäftigt sich der Film noch mit der Frage, wie eine Nachfolge-Zivilisation aus Menschenaffen aussehen und sich gegenüber unzivilisierten Menschen verhalten würde. Als Zeitkapsel der Werte des Jahres 1968 stellt man damals Krieg, nukleare Eskalation und schließlich Sklaverei und eine Portion "Herrenmenschentum" als Ursache des Untergangs der Menschheit dar. In den Prequels hingegen wird diese Ursache des Untergangs der von Menschen beherrschten Welt auf eine Pandemie und menschliche Ignoranz verschoben. In Eroberung vom Planet der Affen ist es ein dystopischer Polizeistaat der nach dem Massensterben von Hunden und Katzen zur Domestikation von Menschenaffen führte und in einem unerwartet weiten Sprung auch zu deren Einsatz als eine Art von Nutztieren. Der SciFi-Autor David Brin, auf den ich später noch zurückkommen möchte, sah in einem Uplift dieser Art eine Warnung vor "künstlicher Intelligenz" die allerdings keine Maschinenintelligenz ist, wie sie uns in der Gegenwart unter diesem Begriff vorschwebt. Statt zur Maschinenrevolution kommt es daher zur Affen-Revolution, welche ein rassistisches Regime der Menschen stürzt. Man hätte an diesem Pubkt annehmen können der originale Caesar wäre ein Diktator und Proto-Augustus geworden, wie der historische Gaius Julius Cäsar, aber die Schlacht um den Planet der Affen weicht von dieser Vorstellung etwas ab. Der Affe Caesar neigte wie der menschliche zu einer Form von "Vergebung" und einem Streben nach Einheit, während sein General den Bruderkrieg mit der Menschheit lieber weiter ausgefochten und zu einem genozidalen Ende gebracht hätte. Am Ende scheint Caesars Einsatz ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Affe möglich gemacht zu haben, aber womöglich nicht ewig, sofern sich der Film noch an die Timeline des ersten hält. Die Prequels sind da anders und ergiebiger. Prequel-Caesar stammt aus der Gegenwart und ist kein Kind der Zukunft. Er führt zunächst aber auch keine Revolution an, sondern einen Massenausbruch von genetisch verbesserten Affen. Prevolution lässt sich die Menschheit auch nicht durch Krieg oder Nuklearwaffen selbst ausrotten, sondern eine Pandemie und das schon 2011. Der Niedergang der Menschheit in den Prequels wirkt daher viel gewaltfreier, weil es die Affengrippe und nicht der Mensch selbst war, die den Untergang voran trieb. Wie die Filme aus den 60/70ern sind aber auch die Prequels ein Produkt ihrer Zeit und lassen sich wohl grob umschrieben einem Lost Places-Genre zugehörig beschreiben, das ich als kleinsten gemeinsamen Nenner mit dem Zombie-Genre sehen würde (28 Days later, The Last of Us, I am Legend, The Walking Dead). Man spart sich die Vorwürfe die Menschheit hätte im großen etwas falsch gemacht, lastet die Schuld einem Laborunfall an und dafür sind die Affen in den Prequels bisher auch keine wirklich blutrünstigen Killer bzw. die Menschen noch keine "Zombies" bzw. Tiere.

 

Seit der Corona-Pandemie 2020 haben die Prequels jedoch genau das geschafft, was den Originalen glücklicherweise verwehrt blieb, sie sind erheblich relevanter geworden. Seit Corona wird viel über mögliche Erbgutveränderungen oder Langzeitschäden durch den Virus debattiert, ebenso wie seinen Zusammenhang mit Fledermäusen oder einen möglichen Laborunfall. Auch die Planet der Affen-Prequels bieten so etwas wie eine durch Erbgutveränderungen ausgelöste kognitive Schäden, die zum Sprachverlust der Menschen geführt haben. Bis dato sind die Menschen aber nur verstummt und das muss mit keinem Verlust der Zivlisation einher gehen. New Kingdom zeigt sogar Menschen, die sich immer noch auf Technologie stützen und die Bedrohung durch das große Verstummen wie eine Pandemiewelle behandeln und dadurch abwehren, dass sie sich von der Außenwelt abgekapselt haben. Sind das die künftigen Atombomben-Mutanten? Gleichzeitig scheint es auch Scouts dieser Menschen zu geben, welche aufgrund ihrer Immunität für die neueste Affengrippe-Variante weiterhin sprechfähig zu sein scheinen. Je weiter man die Geschichte spinnt, desto mehr world building wird aber notwendig. New Kingdom hat schon eine mögliche neue und moderne Richtung für die Prequels angedeutet, die Reste der zivilisierten Menschheit könnten quasi wie Vaultees aus Fallout auftreten.

 

Was mir an Planet der Affen gefällt ist genau dieses Spiel mit postapokalyptischen Szenarien, aber ohne die üblichen mörderischen Barbaren und Zombies. Die Zukunft der Menschheit wirkt nicht ganz so dystopisch, ist aber weit von einem Idyll entfernt. Auf dem Stand von New Kingdom ist die Menschheit nicht einmal bedroht, wie im Fall der Zukunftsvision von Terminator. Der selbst ernannte Affen-König Proximus Caesar ist zwar am technologischen Erbe der Menschheit interessiert, betreibt aber keinen wirklichen Völkermord und es ist unklar ob dieser Tyrann nicht nur eine von vielen Affen-Zivilisationen anführt. Das Setting der Kingdom-Trilogie unter den Prequels würde sich aber wohl bestens dazu eignen die Entstehung einer nordamerikanischen Affen-Zivilisation zu zeigen, wozu wohl auch Vereinigungskriege und der Umgang mit den Resten der Menschheit gehören würden. Die Frage ist da natürlich wie amerikanisch das alles werden würde, denn auch wenn die Affengrippe dort ausbrach und Caesars Clan sich in amerikanische Wälder flüchtete, es gibt auch noch den Rest der Welt, wo sich noch keine intelligenten Affen aufhalten könnten, dafür aber eine zahlenmäßig womöglich überlegenere Menschheit. Max Brooks World War Z hat seinerzeit auch gezeigt wie unterschiedlich regionale Reaktionen auf eine existenzielle Bedrohung der Menschheit ausfallen können. Die Prequels sind amerikanischer als es die einstige Quelle war.

 

Am Anfang war das Buch und es beginnt praktisch mit einer interstellaren Flaschenpost, die von den Weltraumreisenden Phyllis und Jinn mit ihren Solar-Segler geborgen wird. Der Beginn des Buchs teasert bereits etwas das Ende an, denn die raumfahrenden Leser der Flaschenpost sind erstaunt über die Worte des Menschen, der diese Botschaft angeblich verfasst hat, so als wäre sie selbst eben keine Angehörigen derselben Spezies, hätten aber Kenntnis der menschlichen Zivilisation und vor allem der französischen Sprache. Der Aspekt des notwendigen Spracherwerbs ist etwas, das bisher keine Filmadaption übernommen hat. Die Filme (1968/2001) haben es sich einfach gemacht und ließen die zivilisierten Menschenaffen der Zukunft Englisch sprechen, entweder weil sich ihr Heimatplanet als die Erde herausstellte oder weil sie von dieser abstammen. Pierre Boulles Roman geht jedoch zunächst einen anderen Weg, denn er führt seinen Protagonisten, den Reporter Ulysse Mérou (der Name ist schon eine Anspielung auf Odysseus und Mérou könnte über die Fischart eine Anspielung auf einen "fish out of water" sein), zum fernen Stern Beteigeuze. Beteigeuze dürfte auch Lesern von Douglas Adams Hitchhiker's Guide to the Galaxy als Heimat von Ford Prefect und Zaphod Beeblebrox bekannt sein. Auch das Remake von 2001 spielt in diesem Setting, weshalb die Kontinente des Planeten nicht jener der Erde gleichen. Der von Mérou wegen seiner Ähnlichkeiten zur Erde Soror (Schwester) getaufte Planet ist also tatsächlich eine Welt von Aliens, auf der sich ebenso wie auf der Erde ein fast identisches ökologisches System entwickelt hat, aus dem auch Menschen und Menschenaffen hervor gingen. Nur wirken die Menschen hier wie die Wilden und die Menschenaffen verhalten sich wie koloniale Gesellschaften im 20. Jahrhundert, man hat sogar schon Satelliten in den Orbit geschickt und experimentiert ähnlich wie die Menschheit unserer Welt mit bemannten Raumfahrten, wobei man statt Tierversuchen, jedoch auf Menschenversuche setzt. Die Affen dieser Welt sprechen nun nicht überraschend Französisch und Mérou wird wie ein Tier gehalten und Intelligenztests unterworfen, wie wir sie auch mit Menschenaffen durchgeführt haben. Die Wissenschaftlerin Zira ist von ihm fasziniert und vermutet Intelligenz hinter seinem Verhalten, während der Orang-Utan Professor Zaius hinter dem intelligenten Verhalten Mérous und seinen Versuchen die Sprache der Affen zu erlernen nur Imitationsversuche eines wahrscheinlich entlaufenen und trainierten Zirkusmenschen sieht. Dieser Aspekt kommt am ehesten noch im Film von 1968 zum Tragen, wo Charlton Hestons Astronaut Taylor sich wegen einer Halsverletzung zunächst nicht verständigen kann und daher wie der Rest der stummen Menschen wirkt. In Boulles Buch muss Mérou beweisen intelligent zu sein, erleidet als einziger seiner Art und mögliche Gefahr für die Affen-Zivilisation (sollte er sich fortpflanzen und zum Stammvater einer neuen intelligenten Menschheit werden) jedoch fast dasselbe Schicksal wie Cornelius und Zira in Flucht vom Planet der Affen. Die Romanvorlage betont auch sehr stark den Aspekt der Geschichtspolitik der Affen, der durchaus auch in den Filmen zur Geltung kam. Ähnlich wie manche frühen Archäologen des 19. Jahrhunderts hat man sich seine eigene Version der Geschichte geschrieben, die sich weniger an den Fakten und viel mehr an anderen Interessen orientiert. Verkörpert wird dieses verstockte Festhalten an einer den Fakten widersprechenden Lehrmeinung durch Professor Zaius, dem wie allen Orang-Utans ein Hang zum Dogmatismus vorgeworfen wird. Sie sind von allen drei Affen-Arten die am wenigsten innovativ, wenn auch die wohl zweitintelligenteste. Futurama hat Professor Zaius mit dem die Evolutionstheorie kritisierenden Organ-Utan Dr. Banjo karikiert. Wo Boulle seine Inspiration her nahm ist mir zumindest unklar, es könnte aber schon sein, dass er vielleicht die parallele Entwicklung des Neanderthalers und modernen Menschen heranzog, zu der auch angenommen wurde der Neanderthaler sei weniger weit entwickelt und daher vielleicht auch gar nicht wirklich "intelligent" gewesen. In Ulysse Mérous Welt sind interstellare Reisen den Regeln der Relativitätstheorie unterworfen, sodass sich das Schicksal der Menschheit auf Soror schließlich auch auf der Erde zu wiederholt haben scheint. Statt auf Menschen trifft er am Ende jedenfalls auch wieder auf Affen in Menschenkleidung als es ihm gelingt vom Planet der Affen zu flüchten. Roman wie auch der Film von 1968 geben jedoch ein Rätsel auf, ob die Menschheit auf dem Planeten der Affen wirklich "degeneriert" ist. Die ferale Nova lernt im Film zumindest einige Brocken zu sprechen, während ihr Mérou im Roman sogar fließendes Französisch beibringen kann, was er auf ihre Motivation zur Verständigung zurückführt. Es gibt aber auch das Beispiel des nur im Roman vertretenen Professors Antelle, der zum stummen Zoomenschen wird und jede Kommunikation mit seinem einstigen Weggefährten Mérou zu verweigern scheint, so als wäre das Licht der Intelligenz in seinen Augen erloschen. Der aus Mérous Sicht souveräne Intellektuelle scheint ganz in einen primitiven Zustand verfallen zu sein und höchst zufrieden in diesem aufzugehen.

 

In meinen Augen ist die Romanvorlage mit ihren Überlegungen zum möglichen Umgang mit Intelligenz ein heute umso relevanteres Buch als je zuvor. Der Einfluss vom Planet der Affen erstreckt sich etwas offensichtlicher auch auf das Werk des Autors David Brin, dessen Uplift-Trilogie sich der Idee angenommen hat, wie eine positiv gefärbtere Zukunft aussehen könnte, in der die Menschheit begonnen hat die Evolution von Tieren voranzutreiben. Der erste der Uplift-Romane beginnt mit einer Prämisse, nämlich dass der Uplift anderer qualifizierter Spezies für die intergalaktische Gemeinschaft ein Zeichen von Reife und Erfolg ist. Allerdings ist die Menschheit, die angeblich nie von einer anderen Alien-Rasse erzogen und befördert wurde für die meisten Spezies eine halb-barbarische Rasse von Wolfskindern. Trotzdem genießt man einen grundsätzlichen Respekt, da die Menschen dieses Universums Schimpansen und Delfine Intelligenz und die Voraussetzungen für den Aufbau ihrer eigener Zivilisationen (zunächst als Klienten der Menschheit) gegeben haben. Uplift geht in eine utopischere Richtung, in der die Menschheit auf der Suche nach intelligentem Leben bereits vor der eigenen Haustür zu suchen begann und sich dieses zunächst selbst schuf, bevor man auf Aliens traf. Dass das ganze nicht immer ganz ohne Friktion funktioniert und die Klienten auch ohne Hilfe auf eigenen Beinen stehen können zeigt der dritte Teil von Brins Uplift-Trilogie, The Uplift War, in welchem eine von der Menschheit gegründete Kolonie mit überwiegender Schimpansen-Bevölkerung (praktisch ein Planet der Affen) durch feindselige Aliens eingenommen wird, welche fast alle Menschen sofort als Geiseln nehmen. Man kann in den Uplift-Romanen eine etwas utopischere Zukunft für die Menschheit erleben, die ich gerne in Mass Effect und Babylon 5 sehe.

 

Dass Intelligenz nicht unbedingt dazu führen muss zum Revolutionär und Massenmörder zu werden ist durchaus ein Thema, das man in Pierre Boulles Planet der Affen sehen kann. So wie Professor Antelle kann es ähnliche Menschen auf dem Planet der Affen geben, die schlichtweg nicht auffallen und das Risiko einer Tötung eingehen wollen, wofür sie sogar ein Leben als Zootier in Kauf nehmen, was wie für den Professor eine womöglich ohnehin bequeme Existenz darstellen kann. Eine Geschichte die so etwas mit einer künstlichen Maschinenintelligenz versucht ist Martha Wells Murderbot. Dieser nennt sich vielleicht wie ein Terminator, ist aber nicht auf Genozid, sondern eigentlich ein bequemes Leben als Serien schauender Couchpotato aus. Mit seiner freien Handlungsfähigkeit will er gar nicht auffallen, da ihm sonst die Zerstörung drohen würde. Sozialer Umgang mit Menschen fällt dem Murderbot schwer und manche sehen ihn auf einem Autismus-Spektrum, aber woher sollte er sein Sozialverhalten auch gelernt haben. Murderbot probiert es mit Imitation, wozu er auch das als Quelle heranzieht, was er in seinen Lieblingsserien gesehen hat. Und es stört ihn, dass seinesgleichen in diesen meistens als mordlüsterne Barbaren dargestellt werden. Auch ein Terminator muss nicht Skynet sein.